Gedichte Band 1

 

 

 

VERGISSMEINNICHT

 

Einst stand so klein

ein Blümlein fein,

als Gott hat diese Erd erschaffen,

das sagte: "Herr verzeih,

meinen Namen ich vergaß,

weil ich beim Verteilen

eigentlich ganz hinten saß."

 

Der Herr sah es bedauernd an

und dann zu sprechen er begann:

"Dein Blütenkranz er ist so blau,

wenn ich dir in die Augen schau,

dann fällt mir gleich ein Name ein,

der soll für dich der Richtige sein.

Sei nicht mehr traurig, kleiner Wicht,

ab heut heißt du

VERGISSMEINNICHT."

 

 

 

 

 

DA ZRISSANE

 

De Mama kimmt aus Znoam,

da Voda kimmt aus Bruck,

im Puikautpi bin i geboan,

drum kim i imma wieda zruck.

 

De Sproch, de Leid, is Laund,

kau i niemois mea vagessn,

wo i gaunga Haund in Haund,

mei Liab zun Toi, net zun eamessn.

 

De Leid san gmiadli

und köllafrisch da Wei,

unt oda om, do siach i

i mecht niags aundascht sei.

 

I kea net do hea und a net duat,

des is ma jo e gaunz gloa,

vo mia aus kennt i a nimmamea fuat,

des is richti und ealich woa.

 

Es is trotzdem imma so,

des kau ma neam nemma,

wö i bin a oiwö so froh

ins schene Toi eine z`kemma.

 

Monchmoi bin i glickli und froh,

do gibts ma aum Kiabere an Ruck,

daun schrei i: "Da Zrissane is do!"

und daun schreits Echo schau zruck.

 

Und maunchmoi, do hea i,

do schreits zruck iwalaut,

nau kumm nua owa vun Beri,

owa sei ma net z`laut.

 

Do oans is ma a gwiß

und des bleibt jedn Foi,

a wauns nau so hoat is,

des is mei Liab zu dem Toi.

 

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DER FELDBLUMENSTRAUSS

 

Ich gehe spazieren bei unserem Bach

und hänge meinen Gedanken nach.

da trifft es mich mit einem Schlag,

voll Freud, dass ich`s kaum glauben mag.

Die Farbenpracht am Wegesrand,

ein Meer von Blumen vor mir stand.

 

Angefangen von der Quecke,

die da stand an einer Ecke

und das Kammgras ohne Ende,

streck ich aus nur meine Hände.

Wiesenfuchsschwanz, Schaumzikaden

wachsen hoch bis an die Waden.

Zittergras und Hahnenfuß,

Mädesüss, der Natur Ihr Kuss.

Schlüsselblumen, ein ganzer See

und dort am Rand der Wiesenklee.

Pastinak und Wiesenkümmel

ein wahres Feldblumengetümmel.

Klappertopf und Herbstzeitlose

und dann noch eine Adonisrose.

Glockenblume, Honiggras

von der Kamille noch etwas,

Wiesenkerbel und auch Distel,

dann zum Schluss noch eine Mistel.

 

Im Herzen löst das so viel Freude aus,

dass ich glücklich gehe nach Haus.

 

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ALLOA

 

I sitz do, gaunz alloa,

es seits schau fuat

und i,

i deng grod auf eich zwoa,

es gehts ma o, wos soi i toa.

Ois geht duachs Hian,

jetzt grod,

in oana Stund oda zwoa.

 

I bin alloa und i rauk

und mei Heaz schlogt laut,

warum woi,

wö i eich brauch.

Eicha Locha im gaunzn Haus,

da Wiawö rund um mi,

wisodn des,

i hoits nimma länga aus.

 

Es seits fuat, fia zwoa drei Tog,

is jo e goanet so laung

und trotzdem,

sog i, dass i ned mog.

Do i muass wengden vasteh

und mit Fossung trogn,

traurig hoid,

do es hod miassn sei.

 

A es weads auf mi denga,

duat untn in da Fean

im Zimma

und aufs hamgeh dränga.

Ois is so wias sei muaß

in unsan kuazn Lem,

Owa oans,

i schick an schenen Gruaß.

 

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ES IST SCHON ZEIT

 

Alle sind froh, es ist bald so weit,

bald beginnt wieder die schöne Zeit.

Der Winter sagt den Abschied an,

dann kommt der Frühling wieder dran.

Wenn fast vorbei ist, dann der März,

kehrt wieder Sonne, auch ins Herz.

 

Wunderbar, wenn die Knospen sprießen,

man kann die frische Luft genießen,

spazieren gehen im hellen Schein

und nicht nur drin im Hause sein.

Alle sind dann froh im Herzen,

befreit auch von des Winters Schmerzen.

 

Der Tiere Winterschlaf vorbei im Nu,

die Vögel singen ihr Lied dazu.

Die Gartenarbeit fängt nun an,

was man sonst noch schaffen kann.

Die Bauern auf den Äckern säen,

den Gockel hört man lauter krähen.

 

Man sieht der Wiesen sattes Grün

und Enten dort am Himmel zieh`n.

Im Wald hört man zur rechten Zeit,

dass auch der Auerhahn laut schreit.

Ein Rudel Rehe dort im Feld,

versteinert, fast wie aufgestellt.

 

Verharrt man still und ruhig lauscht,

wie einem die Natur berauscht.

Schaut man runter, auf den Boden eben,

ist auch dieser voller Leben.

Die Natur hat man lieber, hab ich gemeint,

wenn uns immer und überall die Sonne auch scheint.

Ich freue mich drauf und mach mich bereit,

der Frühling kann kommen, es wäre schon Zeit.

 

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G´SCHNITZDA HEAGOTT

 

I ram zaum in unsan Haus,

des oide Klumpad amoi raus,

do mittn drin, wos siach i do,

an g´schnitztn Heagott, duat im Stroh.

 

Dea muaß schau oid sei deng i ma

und setz mi nida auf an Sta.

Des muaß a Oawad gwesn sei,

is volla Staub und trotzdem sche.

 

Waun i deng, daun woas i gwis,

vowo mei Glick heakemma is.

Traurig is hoid, dass du liegst do,

g´schnitzda Heagott, bei mia im Stroh.

 

I wead di jetzt woschn, mit Foab iwaziagn

und im Haus wiast daun a neigs Platzl griagn.

Du soist glänzn mit an neichn Hölignschein,

und im gaunzn Haus daun unta uns sein.

 

Dei Krone aus Stochln is schau brocha,

i richts hoid hea und werds wieda mocha.

Du keast zu uns, bleibst net länga do,

mei g´schnitzda Heagott, weg vum Stroh.

 

Dass du varamt wiast hed i nie woin,

iwa dei Waunga siach i a Träne roin.

Des büt i mia ei, des kau i ned glaum,

i muaß da naumoi in´d Augn eineschaun.

 

Dei g´schnitzda Keapa, duachzucks mi schnö,

dei Heilignschein, dea leicht daun so hö.

Daun wead i munta und wos siach i do,

da g´schnitzde Heagott liegt wieda im Stroh.

 

 

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DER FREUND

 

Es ist Sommer schön und warm,

die Sonne scheint mir ins Gesicht,

Gänse fliegen, ein ganzer Schwarm,

nur die Zeit vergeht jetzt nicht.

 

Wäre man doch nicht allein,

dann wäre die Welt so schön,

mit einem Freund beisammen sein,

durch Tiefen geh´n und auch durch Höh´n.

 

Da kommt ein Junge, zart und fein,

mit Trauer im Gesicht,

für sein Alter viel zu klein,

als Freund geeignet oder nicht.

 

He, mein Junge, komm zu mir,

erzähle mir dein Leid,

ich glaub er ist ein Fremder hier

und schmutzig ist sein Kleid.

 

Er erzählte mir Geschichten

von den Meeren schön und wild

und das Rauschen von den Fichten

war dann viel zu mild.

 

Ich dachte mir, ach wär das schön,

wenn er nicht mehr ginge,

seine Stimme ist wie Föhn,

die Augen schön wie Ringe.

 

Ich wachte auf und war von Sinnen,

ich hatte nur geträumt,

der Junge ging im Traum von Hinnen,

das wär der rechte Freund.

 

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NACHT ÜBER DEM PULKAUTAL

 

Überall kehrt Ruhe ein,

irgendwo, da bellt ein Hund,

Menschen werden alleine sein,

es wird Abendstund.

 

Im Ackerrain da hüpft ein Hase,

still und lautlos überall,

eine Grille schrillt im Grase

im Bach plätschert der Wasserfall.

 

Autos hört man von der Straße,

Kühe schreien dort im Stall,

Kinderlärm in einer Gasse,

Nacht wird`s überm Pulkautal.

 

Tauben fliegen schon zur Rast,

dort drüben auf die Bäume,

ein Uhu sitzt auf einem Ast,

ich hoff, sie haben schöne Träume.

 

Im Teich, ganz ruhig, die Enten treiben

im sanften Wind dahin,

wenn sie schön im Wasser bleiben,

kommt dem Fuchs nichts in den Sinn.

 

Schön langsam, gehe ich nach Hause,

im Dorf leuchtet der Laternenstrahl,

das Leben macht jetzt eine Pause,

wenn es Nacht wird über dem Pulkautal.

 

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NUR GELIEHEN


Es ist alles nur geliehen hier auf dieser Welt,

es ist alles nur geliehen, aller Reichtum, alles Geld.
Es ist alles nur geliehen, jede Stunde voller Glück,

mußt du eines Tages gehen, läßt du alles hier zurück!
Man sieht ja tausend schöne Dinge und man wünscht sich dies und das

und was gut ist und was teuer, macht den Menschen sehr viel Spaß.
Jeder möchte mehr besitzen, zahlt er auch sehr viel dafür,
keinem kann es etwas nützen, es bleibt alles einmal hier.
Jeder hat oft das Bestreben, etwas Besseres zu sein,
schafft und rafft das ganze Leben, doch was bringt es ihm schon ein?
Alle Güter dieser Erde, die das Schicksal dir verehrt, 
sind dir nur auf Zeit gegeben, und auf Dauer gar nichts wert.
Darum lebt doch euer Leben, freut euch neu auf jeden Tag,
wer weiß auf unsrer Erdenkugel, was der Morgen bringen mag?
Freut euch auch an kleinen Dingen, nicht nur an Besitz und Geld,
es ist alles nur geliehen, hier auf dieser schönen Welt!


 

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Gute Nachtgeschichte für Erwachsene

 

 

 

DER BULLE

 

Es war schon spät am Abend und es war Herbst! Der Himmel war mit dunklen Wolken verhangen. Nur an einzelnen Stellen sah man den milchigen Mond durchscheinen. Die Straßen waren zu dieser späten Stunde schon fast Menschenleer. Nur manches Mal sah man eine Gestalt durch eine, mit Straßenlaternen beleuchtete, Stelle huschen. Alle wollten nur schnell nach Hause kommen! Denn man wusste nie was einem in den dunklen Ecken erwartet. Denn auch manche, unseriöse Gestalten, trieben sich in der Dunkelheit herum!

Auch Hellen, eine junge, gut aussehende Bücherei Angestellte war, zur späten Stunde, auf dem Heimweg. Bis 20.30 Uhr hatte die Bücherei geöffnet. Im Sommer spielte Ihr das weniger Rolle, doch um diese graue Herbstzeit lief es Ihr immer kalt den Rücken herunter, wenn sie an die Dunkelheit auf den Straßen dachte. Sie ging mit schnellem Schritt die Straße entlang und blickte sich immer wieder ängstlich um. Wenn sie in den Schein der Laternen kam, konnte man Ihre schönen, großen Augen von Lebensenergie strahlen sehen und Ihre vollen, sinnlichen, schön geformten Lippen, von denen sich jeder Mann gerne küssen ließe, glänzten vom aufgetragenen Lippenrot. Der schön geformte Körper und Ihre langen Beine, bewegten sich in wohl abgestimmter Harmonie! Doch sie schien heute irgendwie nervös und aufgeregt zu sein. Ihre Blicke waren nicht glänzend wie immer sondern von Angst erfüllt und bei genauer Betrachtung war ihr Make-up, durch die Spur von Tränen, über ihre Wangen, bis zur Ecke ihres wunderbaren Mundes geflossen. Man sah auch, nicht weit entfernt, hinter Ihr, in der Schattenfront der Häuser, eine dunkle Gestalt entlang huschen, der nicht ganz in das ruhige Bild des Abends passte und immer darauf erpicht war, nicht gesehen zu werden. Hellen`s Vorsprung verkürzte sich von Sekunde zu Sekunde und ihre Angst wurde immer größer! Nun war sie in die menschenleere Gasse zu ihrem Haus eingebogen. Mit Entsetzen stellte sie, nach wenigen Schritten, fest, dass sie ihr Verfolger eingeholt hatte. Nun lag über der kleinen Stadt schon nichts durchdringende, finstere Nacht und über die Dächer hinweg hörte man den entsetzlichen, markerschütternden Schrei einer verzweifelten Frau in größter Not. Doch an den Fronten der Häuser erhellte sich kein einziges Fenster und keinen Menschen kümmerte es.

Es graute der Morgen des nächsten Tages. Frische, kühle Luft drang in das Schlafzimmer. Michael stand am offenen Fenster und genoss den neuen Morgen. In der Hand eine heiße Tasse Kaffee, betrachtete er, von seiner Dachgeschoßwohnung aus, den herrlichen Sonnenaufgang. Es ist schön in dieser Stadt dachte er gerade, bei sich, als das Handy läutete. Als er abhob war seine gute Laune gleich dahin: "Hallo, hier bei Michael Junk!" Er hörte seinem Gesprächspartner gespannt zu, wobei sich seine Gesichtszüge immer mehr zu einer grimmigen Maske verfinsterte. Dann sagte er missgelaunt: "Weißt du überhaupt, dass Du mir den ganzen, schönen Morgen versaust?" Das gegenüber sprach noch kurz und er sagte darauf: "Ja, ja, ich komme sofort!" Er steckte das Handy ein, stellte seine Tasse in der Küche ab und ging ins Bad um sich schnell frisch zu machen. Fünfzehn Minuten später kam er, frisch geduscht und rasiert, wieder heraus. Er zog sein Jackett an und verließ eilig seine Wohnung. Als er in der Straße des Geschehens ankam, waren schon mehrere Polizeiwagen und ein Notarzt da. eine Menschenmenge stand entlang der Bürgersteige. Aus einem Hauseingang kam ihm sein langjähriger Kollege und Freund, Richi Bold, der ihn angerufen hatte, entgegen.  Er sah ziemlich fertig aus und hatte blutunterlaufene Augen. "Servus Michi, alter Freund!" sagte er zu Michael und dieser antwortete: "Hallo Richi! Was ist hier passiert, dass ihr mich schon so zeitig aus meinen vier Wänden holt, muss etwas Wichtiges sein, sonst bekommst Du Probleme mit mir!" Richi legte Ihm freundschaftlich seine Hand auf die Schulter: "Am besten, Du schaust es dir selber einmal an, mir hat es nämlich schon den Magen umgedreht als ich das junge Ding gesehen habe und es ist die selbe Vorgangsweise, wie bei den beiden Mädchen, die wir schon in einem  Abstand, von je einem Monat, vorher gefunden haben." sagte er zu Michael. Dieser schaute in mit einem Blick an und einem Gesicht, dass einem die Milch im Kaffee hätte sauer werden können und antwortete: "Das kann ja noch heiter werden, wenn der Tag schon so mies anfängt!" Als er durch die zusammengedrängte Menschenmenge und die Absperrung der Polizei getreten war, zeigte er seinen Ausweis und sagte zu dem Polizisten, der neben ihm stand: "Sorgen sie dafür, dass die Leute weiter gehen und nicht so viel Aufsehen erregen und falls sich einige Zeitungsfritzen blicken lassen, es gibt noch keinerlei Auskünfte! Verstanden!?" Der Polizist machte seinen üblichen Gruß gegenüber eines Vorgesetzten und sagte: "Jawohl, Herr Inspektor, wird gemacht!" Michael ging weiter und kam in den düsteren Vorbau eines Hauses, wo sich auch die Eingangstür befand. Vor ihm, im Halbschatten des Erkers, wurden gerade einige Fotos, von der Toten für die Polizeiakten, gemacht und bei jedem Blitz von der Kamera, schreckte Michael ein wenig zusammen. Dieses grelle Licht konnte er noch nie leiden. Nun wurde der Blick frei, auf das tote Mädchen und er schloss kurz seine Augen, obwohl er in seinem Beruf so etwas öfter sah, war er jedes Mal geschockt. Übelkeit überkam ihm, doch er unterdrückte diesen sauren, in den Mund steigenden, nach Galle schmeckenden Geschmack und sah widerwillig auf das Mädchen. In seinen Schläfen pochte, das vor Wut, kochende Blut und irre Gedanken schwirrten durch seinen Kopf. Achtzehn Jahre, das Leben noch vor dir und gewaltsam, mit Angst in den Augen, gestorben. Durch Menschenhand geschändet und ermordet! Dies dachte er, als er sich niederkniete und in die starren, von Angst durchfluteten Augen sah. Er hob seine Hand, legte Daumen und Zeigefinger ganz sanft auf die Augenlider des Mädchens und schloss sie. Ich werde Ihn kriegen und wenn es das letzte ist was ich in meinem trostlosen Leben mache! Dachte er voll Zorn. Nun schaute er sich um, nahm die Hände des Mädchens und betrachtete sie genau. Er untersuchte die Fingernägel genauer und machte eine Entdeckung. Unter einem der rot lackierten Fingernägel, an der Unterseite klebte ein wenig Blut, nicht einmal ein tropfen, sonder nur ein Film davon und darauf klebten eingeringelt, fast kaum zu sehen, Stofffasern oder Haare. Er sah hinter sich und blickte seinen Freund Richi ins Gesicht und sagte zu ihm: "Richi komm her und nimm eine probe mit ins Labor, vielleicht können die etwas feststellen und wir kommen damit dem Mörder einen Schritt näher und in unserem Fall weiter." Richi nahm ein Plastiksäckchen und gab den Fingernagel, den Michael, einstweilen, abgeschnitten hatte, hinein. Michael gab nicht auf, er legte sich neben das Mädchen und suchte unter den Zierleisten der Mauer nach weiteren Bewiesen. Er rutschte am Boden entlang, bis er von den drei Metern, Millimeter um Millimeter, untersucht hatte. Dann kam die andere Seite dran und wie es der Zufall wollte, stieß er wirklich auf etwas, das Ausschlaggebend für diesen Fall sein sollte, nur wusste es noch keiner zu diesem Zeitpunkt! Unter einer Zierleiste, blitzte ein kleines Licht auf, im Widerschein des Tages. Er kroch hin und fand, von den Anderen unentdeckt geblieben, einen kleinen Splitter einer Goldzahnkrone. Zu Richi gewannt sagte er: "Glück muss der Mensch haben. Es gibt zwar viele Menschen mit Goldzahnkronen, doch Mörder mit ausgebrochenen Goldkronen gibt es sicher nicht so viele! Was sagst du dazu, Richi?" "Ich bin wie immer voll deiner Meinung und ich wette in kürzester Zeit haben wir die Ratte im Käfig!" Es war schon später Vormittag als sie sich auf dem Weg ins Labor befanden. Das Mädchen ist schon zu Autopsie abgeholt worden und die Stimmung der beiden Freunde war nicht mehr so betrübt wie am Morgen, aber auch noch nicht heiter. Doch Richi, der stämmigere von den Beiden verspürte einen üblen Druck in der Magengegend. So blieben sie bei einer Imbissstube stehen und bestellten sich jeder ein Hod-Dog, die sie während der Weiterfahrt essen wollten. Doch noch bevor sie die zwei Heißen Hunde in die Hand bekamen, gab es einen ohrenbetäubenden Knall, wie bei einer Explosion und Beide waren sich wie vom Blitz getroffen zu Boden. Als sie in die Richtung schauten, von wo der Knall herkam und der Lärm sich gelegt hatte, sahen sie, dass von ihrem Wagen nur noch ein Schrotthaufen übrig war. Sie sahen sich an und Michael, als auch Richi, schluckten gemeinsam ihren Schreck hinunter und jeder von ihnen glaubte das Herz in der Hose wieder zu finden. "D-d-das  w-w-war ge-ge-gerade ein Mo-Mordan-anschlag an u-u-uns B-b-beiden!" stellte Richi mit stotternder Stimme fest. Michael hatte sich einstweilen ein wenig erholt und antwortete, wieder voll unter Kontrolle: "Damit wirst du wohl recht behalten und es ist auch eines damit bewiesen, es hat jemand schreckliche Angst und will uns los werden. Doch diesem Jemand machen wir jetzt ordentlich Feuer unter dem Hintern!" Richi noch immer ein wenig perplex: "Gott sei Dank, wurde niemand verletzt! Es sind durch die Mittagszeit sehr wenig Menschen unterwegs, doch eines würde ich noch ganz gerne wissen? Von wo wusste derjenige, der diesen Anschlag verübt hat, dass wir in unserem Dienstwagen sein würden?" Michael brauchte nicht lange nach zu denken, damit er die Antwort wusste: "Ganz einfach, es war eine kleine Bombe mit Zeitzünder, die mit einem Magneten an unser Auto angebracht wurde. Ausgelöst durch eine Fernsteuerung. Der Attentäter und somit auch der Mörder der drei jungen Mädchen, hat gewartet bis wir im Auto saßen und hat dann die Zeit zum laufen gebracht. Er ist zwar sehr schlau, doch er rechnete nicht mit den hungrigen Wölfen in deinem Magen die schon auf Fütterung warteten und er wusste nicht, dass wir hier anhalten würden." Richi konnte nur antworten: "Das sieht dir wieder ähnlich, dass du auch noch Witze machen kannst, wo wir doch gerade mit dem Leben davon gekommen sind! Du meinst also, der Mörder war in unserer Nähe, als wir gerade mit den Untersuchungen beschäftigt waren?" Michael sagte kurz: "Ja, genau das meine ich." Nach einer kurzen Verschnaufpause klopfte er Richi auf die Schulter und sagte: "Komm wir gehen um unsere Meldung im Revier zu machen und schauen dann noch kurz ins Labor, ob es schon was neues gibt. Mein Hunger ist mir nach diesem Schock sowieso ordentlich vergangen!" Sie drehten sich um und gingen Beide die Straße entlang, Richtung Revier. Beide in ihren Gedanken versunken und immer mit dem Bild des ermordeten Mädchens vor ihren Augen. Im Hintergrund des Straßenlärms hörte man die Sirenen der verständigten Feuerwehr und später, im Strahl ihrer Wasserfontänen, konnte man einen farbigen Regenbogen schimmern sehen. Hoch über den Häusern stand, rot leuchtend, die Sonne und machte diesen trübsinnigen Tag doch ein wenig schöner. Doch irgendwo, in diesen sonnenbestrahlten Häusern, verbarg sich eine irre Kreatur von einem Menschen und hatte nur einen Gedanken in seinem Sinn. MORDEN!

 

Als Michael und Richi im Revier ankamen, herrschte dort reges Treiben und alle kamen auf sie zu gerannt und erkundigten sich nach ihrem Befinden. Es war ein gutes Gefühl von seinen Kameraden als Freund behandelt zu werden. Michael machte sich aber gleich über die vorhandene Kartei der Verbrecherfotos im Computer her und pickte sich nur jene Bilder, von Mördern, heraus, die vor zirka zweieinhalb Monaten, als die Morde an den Mädchen begannen, entlassen worden sind. Richi erzählte unter dessen den Kameraden was in der Zwischenzeit alles passiert war und übertrieb in seiner Variante der Geschichte maßlos. Alle die um ihn herum standen, machten immer nur "Aah" oder "Ooh" und "Was du nicht sagst!" Richi gefiel das. Als die Stimme von Michael ertönte, der Richi zum Computer rief, machte er sich sofort Platz und war gleich zur Stelle. "Hast du was gefunden?" fragte er neugierig. "Nein," sagte Michael, "aber du könntest mir ruhig helfen und übertreibe deine Geschichten nicht immer so furchtbar! Wir sind doch keine Supermänner!" Richi machte zum Spaß ein beleidigtes Gesicht: "Du gönnst einem wirklich gar keinen Spaß!" Antwortete er und Beide fingen an zu lachen. Doch dann ging der Ernst des Lebens weiter. Bild um Bild erschien auf der Oberfläche des Monitors. Nichts. Im Innern von Michael kochte es vor Zorn. Er sprang auf dass gleich sein Büro Sessel durch den ganzen Raum rollte. "Das gibt es doch nicht!" schrie er, "es muss etwas dabei sein! Mein Gefühl sagt mir dass ich ganz nah dran bin!" Noch ein Mal ließ er die Kartei ganz langsam über den Bildschirm gleiten. "Stop" rief er und vergaß ganz dass er den Knopf der Maus, die er in der Hand hielt betätigen musste. Zwei Bilder zurück. Klicks und schon war das Bild, dass er suchte wieder vor ihm. Gesicht, Beschreibung, besondere Kennzeichen und da war dass, was er suchte. Eine goldene Krone des vierten Zahnes, oberes Gebiss, vermerkt bei der letzten Festnahme. Maus auf Drucken und das Bild samt Beschreibung kam am anderen ende des Druckers zum Vorschein. Er erhob sich aus seinem Büro Sessel, riss das Blatt herunter und hielt es Richi vors Gesicht. "Das ist unser Mann, darauf verwette ich mein Leben!" Das sagte er mit einem Ausdruck in den Augen, wie kalter Stahl und Richi wusste, wenn Michael diesen Ausdruck in den Augen hatte, war er zu neunzig Prozent sicher und er hatte durch sein Gefühl eine Erfolgsquote, wie kein Anderer in diesem Revier. Umsonst war er nicht Inspektor der Mordkommission. Richi zog seinen rechten Mundwinkel nach oben "Mein Partner, den die Menschen der Unterwelt `Michael, den Bullen` nennen," sagte er stolz und klopfte seinem Freund und Partner auf die Schulter, "komm wir gehen und holen ihn uns!" "Nein" sagte Michael, "zuerst ins Labor, ich will in diesem Fall ganz sicher sein und dieses Schwein ewig hinter Gitter bringen, doch das schaffe ich nur, wenn er in allen drei Mordfällen für schuldig gesprochen wird." Beide gingen mit siegessicheren Schritten durch den menschlichen Gang ihrer Kollegen, von denen ihnen auch etliche freundschaftlich auf die Schultern klopften und ihnen Glück wünschten.




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Gedichte Band 2

Inhalt


  • GRIASS EING LEIDLN
  • MEI HOAMAT
  • UNSERE HEIMAT
  • GREA UND SCHE
  • WIAST BIST, BIST SCHE
  • GEISDABAUNHOF
  • DIE LIEBE
  • DIE EHE
  • DA PENDLA
  • WARUM GERADE ICH
  • DE TRAUAWEIDN
  • VERWELKTE ROSEN
  • DAS WASSER UND DER MENSCH
  • DA PRESSSTOA
  • DA WIND
  • DAS SCHÖNSTE WORT
  • RUIWI
  • DA AQUARIANA
  • HOASS
  • LIEBES AUTO od. OIDE KRAXN

 

Gute Nachtgeschichten für Erwachsene

 

  • MÖRDERISCHES SPIEGELBILD
  • RABENSCHWARZER TAG



Griaß eing Leidln

 

Griaß eing Leidln, seits recht lusti, daun gemas richti au,

mia san do zun locha, singa, i hoff das jeda kau.

De Suagn, den Kumma, des vagests und tobs eing richti aus,

wö traurige Gsichta, miasts schau wissn, san fia uns a Graus.

Mia dazön eing kloane Gschichtln und d`Musi spüht dazui,

und woizas nocha nimma hean, daun gema eing a Rui.

Do fia an Raund, so moan i hoid, fian mia des Regiment

Und oans vasprich I eing schau jetzt, kennts locha ohne End.

Nua mitgeh miasts, lusti sei und a wengl Applaudian,

damit ma wissn, daß eing gfoit, daun wiad si glei wos rian.

Mia dan do kane Aunsproch hoidn, des datn mia nia mochn,

obwoi jo a im Parlament, de Leid so maunchmoi lochn.

Mia mochan hoid a Dichtalesung, a wenig zun Locha und zun denga,

do oans des sog i eing glei jetzt, es deaf si koana grenga.

A waun so maunch Gedichtl, is oan ausn Gsichtl gschnittn,

mia Dichta wean hoid maunchesmoi, vum wüdn Offm grittn.

Mia san hoid a nua gwenliche Leid, mia Dichta und Poetn,

do mia hean a goaned gean, das sogn, mia san Proletn.

In jedn Gschichtl, wos mia lesn, mit Gschick und a Humoa,

Is a weng a Woaheit drin, i hoff, des is eing gloa.

Owa d`Hauptsoch is fia jedn, daß heite lusti wiad,

und das vo eing a jeda, d`Freid im Heazn spiad.

Drum nemts eingare Glasln! Ob Ochtln, Viadln oda Seidln,

und stess ma zaum in Harmonie, i sog nua:

„Grias eing Leidln!“

 

&


Mei Hoamat


Des Laund und da Oat,

de zaumgwüafödn Heisa,

auf d`Nocht foit ka Woat

und ollas wiad leisa.

Da Boch und de Bama,

de Acka, da Wei,

ois des lost mi trama,

wiad des speda a amoi sei.

Wö des ois, is mei Hoamat!

 

De Akazi, de Biakn,

de Gmiatlichkeit do,

duit ois auf mi wiakn,

des is amoi so.

De Heisa, de oidn,

de Kiacha, de Ead,

des ois duat mi hoidn,

des Gaunze, des keat.

Wö des ois, is mei Hoamat!

 

Da Gutshof, de Müh,

De Kia duat im Stoi,

in de G`streicha de Grü

des ois keat zum Toi.

Des Wiatshaus, de Köllan,

des G`söchte, da Speck

und duat in da Gossn,

des G`schäftl ums Eck.

Wö des ois, is mei Hoamat!

De saunftn Higln, de Hosn,

de Reh und d`Fasau,

d`Schof wos duat grosn,

waun I aum Kiabere schau.

In de Weiatn, d`Leid,

mit da Scha in da Haund,

bringan d`Re auf de Schneid,

haum au a oids Gwaund.

Wö des ois, is mei Hoamat!

 

Nix mecht i missn,

um mi rundumadum,

huach i auf mei G`wissn,

daun bleib i gaunz stumm.

Schaun mit de Augn

und mim Heazn ealem,

in mi laungsaum eisaugn

und niamois mea heagem.

Wö des ois, is mei Hoamat!


&


Unsere Heimat

 

 

Alle reden nur vom großen Meer,

vom Wasser ohne Wiederkehr

und von den Bergen, die so hoch,

dieser Welt ist schwerstes Joch.

 

Hier bei uns ist es doch schön,

kann man gut spazieren geh`n.

Diese Erde, zart und weich,

gibt`s nur bei uns in Österreich.

 

Da wächst Getreide und auch Wein,

ich möchte nie wo anders sein.

Die grünen Felder und die Au,

diese Seen so herrlich blau.

 

Die zarten Hügeln, diesen Wald,

sieht man sonst wo, nirgends bald.

Es gibt viele Länder, doch keines gleich,

mit unserem schönen Österreich.

 

&


Grea und sche

 

 

 

In Niedaöstarreich bin i daham

und s`follat man et ei im Tram,

dass i mecht wo aundascht se,

es is bei uns do grea und sche.

De Weiatn, de Föda do,

de gangatn wo aundascht o

und a de Rua und Gmiatlichkeit,

san bei uns de greste Freid.

Gehst bei uns duach d`Köllagossn,

wü di jeda tringa lossn.

Speck und Brot kriagst seaviat,

vü haum si daun nimma spiat.

Spazian geh kaunnst auf olle We,

es is bei uns do grea und sche.

Wos soit i do aum Saundstraund doa,

Im Wossa tritts`da ei de Stoa.

Oda in de Beag hoch obm,

is jo sunst a koana drobm.

Do bleib I wiakli liawa do,

Wö do bei uns, geht ma nix o.

Und daun waun de Akazi blian,

da Gru vo eana steigt ins Hian.

Im Winta kau ma Schneemau baun,

wias dena Reh geht ausseschaun.

Im Kölla trinkst a Ochtl, oda zwoa,

wia ea woan is vum letztn Joa.

Im Friajoa, do kim amoi hea,

Do wundat di daun goa nix mea.

 

Waun aussakimmt da easchte Klee,

do is daun wieda grea und sche.

Ois aundare is wuascht und gleich,

I kea do hea, noch Niedaöstarreich.


&

Wiast bist, bist sche

 

 

Aum Födweh geh i spazian,

Födbluman siach i do aum Raund.

Se san so zialich und so sche,

de Blia san schau aum hechstn Staund.

 

Waunis so auschau, deng i aufs Toi,

s`is a so sche, auf jedn Foi.

So soins di lossn,

so wiast bist, jetzt grod,

daun is a sicha nauned spod.

 

Se deafan da nimma

de oidn Wundn aufreißn

und in de Ead,

lauta Mist eineschmeißn.

 

Sunst valiast deine Blia

Und de Blatln dazui,

i det sogn, es is gmui,

losts des Toi do in Rui.

Bin i daun oid, kau i ruig geh,

wö so wiast bist, so bist sche.

 

&

Geisdabaunhof

 

 

Vawogsn, valossn, stü,

steht ea bei de Schienen, vafoin.

Nua waun ma loost und waun ma wü,

head ma de Leid,

wos amoi aus-und eigaunga san

voa launga Zeit.

Ea woa amoi sche beinaund.

De Zig san gfoan, olle Stund

Und glänzt hot des Schienenbaund.

Heit steht ea do,

da Baunhof.

Ohne Zug, ohne Leid und

Koana reißt eam o.

Waun i di so siach,

daun bist oam und

es is net zum glaum,

fia olle bist gstoam.

Is doch neigt si schau

oiwö weida zum Bodn,

de Fensta, g`schprunga und grau.

Es wad jo ollas guat,

dadns dia jiatzt höfa,

in dea großn Not.

Do koana hot den Muat.

Boit foist zaum in Nu,

daun stehst nimma do,

du oida Baunhof du.


&

Die Liebe

 

 

Die Liebe ist für mich sehr viel,

nicht nur Sex und nicht nur Spiel.

Ich seh` im Traum die Liebe oft,

ich hab gewartet und gehofft.

Für mich kam sie mit dir, zu mir,

mein ganzes Leben schenk ich dir.

 

Für mich ist Liebe wie ein Sturm,

wie der Fall vom höchsten Turm.

Wie das Meer, so groß und wild,

wie des Ritters Panzerschild.

Wie Glut und Feuer, Eis und Schnee,

wie ein ruhiger großer See.

Wie Finsternis, wie Tag und Nacht,

wie eines Heeres große Macht.

Wie die Sterne, Mond und All,

wie der schönste Wasserfall.

 

Doch am Schluss, da seh` ich ein

sie kann für mich viel schöner sein.

Und das sag ich dir in Nu:

„All die Liebe, die bist du!“

 

&

Die Ehe

 

 

Oft vasteh i d`Mauna net,

dea a schene Frau a het,

de gengan fremd zu aundre Fraun,

des is schau wos, wos i net kaun.

 

Fria amoi, hobs i probiat,

des hot mi nocha uandli stiat.

I hob mi ausgret mit da Frau,

es hot mia wiakli lad getau.

 

De Ehe siach i jetzta schena,

fremd geh, det i nimma kena.

Drum Freindaln mochtsas net wia i,

jetzt was i, dass i deppat bi.

 

De Ehe is wos wundaboares,

Wia des Wossa, so wos kloares,

Wia des Goid, so rein und sche,

drum losts den Bledsinn liawa steh.

 

Seids eichra Frau imma trei,

des kau bestimmt ka Föla sei.

Deit`s eich liam, retz midanaund,

geht`s spazian, Haund in Haund.

 

Drum meake dia, des schenste

is d`Liab und de Trei,

a fois Doch iwan Kopf

und drin a guits Wei.


&

Da Pendla

 

 

Ea foat fost jedn zweitn Tog,

auf Wean, obwoi eas goaned mog.

Do es bleibt eam a nix iwa,

iwa des kummt ea net driwa.

Ea dat sicha a net foan,

warad ea wos gscheidas woan.

Do des Göd hod eam glockt,

boid is doppöd aufestockt.

 

Waun ea hoamfoat daun auf d`Nocht,

hot sei Frau schau s´Essn gmocht.

E ais froh, moaring hod ea frei,

Gfrein si de Kinda und sei Wei.

A Oawat hot ea a aum Haus,

Des geht si moaring wieda aus.

 

Do is dea Tog daun wieda um,

Denkt ea noch schau wieda stumm,

wos d`Oawat moaring bringa wiad

und wö eas do aum meistn spiat,

wuan ea woat aum Zug, is gwis,

das ea nua a Pendla is.


&

Warum gerade ich

 

 

Sie ist jung, hat einen Sohn,

dieser ist fünf Jahre schon.

Bist immer lustig und auch heiter,

steigst empor die Lebensleiter.

Doch das Leben hat auch dunkle Seiten

Nicht immer kann uns Glück begleiten.

Das Unglück schlug gerade Dich,

du sagst: „Warum gerade mich?“

 

Bei jedem Spaß warst du dabei

und die Zeit ging schnell vorbei.

Du warst glücklich fast jeden Tag,

aus heiter`m Himmel kam der Schlag.

Du bist todkrank, hast du erfahren,

aus der Haut könntest du fahren.

In deinem Innern, die Zeit verstrich

Du sagst: „Warum gerade ich?“

 

Du willst es keinem wissen lassen,

gibst dich ruhig und gelassen,

doch es ist zum Herzzerreißen,

musst dir auf die Lippen beißen.

Du warst so glücklich und so frei,

dies ist alles nun vorbei.

Im Körper schrie es Innerlich,

ganz laut: „Warum gerade ich?“

 

Du kämpfst verbittert, willst dein Leben,

nicht für diese Krankheit geben.

Du willst mit Körpers aller Macht,

dass dieser Virus umgebracht.

Durch dein wirklich positives Denken,

willst du dir neues Leben schenken.

Doch auch noch da, gehst du in dich,

schreit es in dir: „Warum gerade ich?“

 

&

De Trauaweidn

 

 

Dick steht ea do,

da Staumm vo ia.

I denk ma so bei mia,

oid wiads hoid schau sei,

tausend Jaln iwasteh.

Koa Stuam bricht sie o.

 

Zu zweit net umfossn

Kennan sie mia

und es kimmt ma fia,

ois woit sie mia sogn

und mim Wind umatrogn,

steh haums mi lossn.

 

Wos wiad de ois wissen,

vo da Liab und da Wöd,

wa sche wauns mas dazöt.

Do nix hea i vo ia,

net bis i krepia,

vielleicht is guit fia mei Gwissn.

 

&

Verwelkte Rosen

 

 

Die verwelkten Rosen, da drüben.

In der Vase, es sind sieben,

schenktest du vor einem Jahr,

die Erinnerung in mir ist klar.

 

Das Letzte im Leben waren sie,

so einen Tag vergisst man nie.

Lustig war es zu dieser Zeit,

nichts im Vergleich zur Ewigkeit.

 

Ohne Worte bist du gegangen,

wir sind in dieser Welt gefangen.

Die Taten, von dir, die Großen,

bleiben, und die verwelkten Rosen.

 

Vielleicht ist es besser, wo du jetzt bist

wir hoffen, dass du uns auch nicht vergisst.

Du kannst da oben ganz sicher sein,

unsere Herzen sind ewiglich dein.

 

Dieser Tag, er war doch so schön,

du wolltest nicht nach Hause geh`n.

Lustig war es, ich höre dein Lachen,

wir machten lauter irrsinnige Sachen.

 

Am Schluss, fällt mir ein, bist du gelaufen,

um allen Damen hier eine Rose zu kaufen.

Als du uns verlassen, waren sie frisch,

nun sind sie verwelkt, die Rosen am Tisch.

Sie sind getrocknet und werden da stehen,

und würde dadurch die Welt untergehen.

Keiner fasst sie je an, die Sieben,

die Rosen am Tisch, in der Vase da drüben.

 

&

Das Wasser und der Mensch

 

 

So groß die Meere und Seen auch sind,

der Mensch ist des Wassers gelehriges Kind.

Es kann zerstören in gewaltiger Macht,

wie es viele von uns, schon immer gemacht.

 

Die Falten der Erde hat es geschaffen

Und große Gebirge ließ es erschlaffen.

Was heute ein Fluss und ein Wasserfall,

wird morgen die Schlucht und das Wiesental.

 

Das Wasser kann erquicken, ernähren, beleben,

doch es kann auch gewaltige Dinge eben.

Es schleift, verschlingt und unterwühlt,

es poliert Felsen, laugt und unterspült.

 

Es prasselt als Hagel auf uns hernieder

und als Lawine wälzt sie alles nieder.

So unendlich das Wasser wohl auch ist,

der Mensch seine Macht auch nie vergisst.

 

Doch auch wir fügen der Erde Narben zu,

durch unsere Kriege geschah das in Nu.

Gelernt haben wir sicher nicht daraus,

denn wir pumpen die Erde regelrecht aus.

 

Die Strafe kommt sicher früh genug

und wir sagen immer im Selbstbetrug:

„Ist mir doch egal was andere machen,

wicht sind mir nur die eigenen Sachen.“

 

 

Die Erde wird dürrer und heißer dazu,

so wird sie verkümmern, in Kürze und Nu.

Danken wir IHR, für unser Leben und Glück,

geben wir die Erde, wieder der Erde zurück.

 

&

Da Pressstoa

 

 

Da Pressstoa is meist rund und schwa,

gmocht is ea aus saundanen Sta.

Druntn im Kölla in oana Lucka,

steht ea drin und duit si net mucka.

 

Jo fria, haums eam oiwö braucht,

do woa ea imma richti g`schlaucht.

Is g`schtauntn, do da Sta gaunz fest,

oft tausnd Lita hot ea presst.

Vo da Spindl is Loch is nau do,

duat breckld da Saund a schau o.

Do wos g`schteckt is mit de Kö,

do steckts nimma und zwoa wö,

Hoazhoiz haums aus ia gmocht

und dabei sicha a nix docht.

 

Jetzt steht do oman a Maschin,

de presst den Wei fü schnölla hin.

Obwoi, des Gmiatliche is sicha fuat,

do den Stoa eawehnt ma mit kann Wuat.

Ea steht, valossn, untn gaunz alloa,

in da finstan Lucka, da iwaschware Stoa.

 

&

Da Wind

 

 

Es is drin in mia,

des zaumdruckte Gmiad.

Des is sicha des Weda,

da Wind,

wos ma hoid spiat.

Ea wad ollas nieda,

d`Ead wad ea fuat,

d`Ast reisst ea o,

da Wind,

duat uns net guat.

 

Auße kaunnst net,

oda mechtast a net.

De Sunn wad ea zua,

Da Wind,

Wö ea oiwö a geht.

Aprü is, wos wüst,

a driabsinnigs Weda,

obst wüst oda net,

da Wind,

grod daun geht ea.

 

&

Das schönste Wort

 

FREUNDSCHAFT?

 

Was ist Freundschaft, was soll sie sein?

Freundschaft ist! Ein Wort zwischen zwei Menschen.

Wo jeder für den Anderen durchs Feuer geht. Es soll

Ein Gefühl der Zusammengehörigkeit hervorrufen, das

Auch in schweren Zeiten nicht vergeht. Es soll ein

Wort für Sicherheit und Vertrauen sein und alles

überwinden in seiner Kraft.

Freundschaft ist, fahr ich noch lange fort,

für mich, nicht das schönste Wort.

 

LIEBE?

 

Was ist Liebe, was soll sie sein?

Liebe ist! Ein Kosewort unter Liebenden.

So stark, dass es Grenzen reißen kann. Es soll ein

Gefühl des Glückes hervorrufen, und alle anderen

Gefühle begraben. Es soll ein Wort der Toleranz und

der Treue sein und Berge

versetzen in seiner Kraft.

Liebe ist, fahr ich noch lange fort,

für mich, nicht das schönste Wort.


FRIEDE?

 

Was ist Friede, was soll er sein?

Friede ist! Kein Wort unter Freunden und auch kein

Wort unter Liebenden.

Friede ist! Ein Wort für Jedermann und alle Menschen.

Es soll Jahre des Krieges begraben, was es nicht

kann, da es immer Menschen geben wird, die das

Vergangene nicht ruhen lassen können.

Es soll Menschen vereinen, was es nicht kann, da es

Immer Menschen und Völker geben wird, die sich in

die Augen sehen und darin nur Hass erkennen.

Es soll Kinder und Frauen schützen, was es nicht

Kann, da es immer geschändete Frauen und

verkrüppelte Kinder in einem kriegsverseuchten Land

geben wird.

Denn es kann nur Frieden geben, wenn alle ihn haben

wollen und es ihren Nachbarn auch spüren lassen.

Denn Friede ist ein Wort, das Beides vereint.

Friede muss sein, FREUNDSCHAFT und LIEBE.

Darum fahre ich nicht länger fort,

für mich ist FRIEDE das schönste Wort!


&

Ruiwi

 

A triawa Tog.

In da Fria oiwö dea Newö,

es trepföd in anadua.

Ka Mensch auf da Stroßn,

ollas wia valossn.

Iwaroi, ruiwi.

Wauns sch eis,

lossn si de Meis

ned amoi schreckn.

d`Eidachsln dummön si

auf de Stoa vo da Maua.

Do jetzt siacht ma nix

und d`Leid san dahoam,

da Oat is wia schtoam.

Iwaroi, ruiwi.

Is jo ka Wunda.

Da Summa is vabei.

De Bladln vo de Bam,

foin laungsaum zum Bodn.

d`Ast wean la iwa Nocht.

Se schaun aus wia Geistahänd,

wia schnö des Joa do varennt.

Iwaroi, ruiwi.

In da Köllagossn,

head ma, hi und do

a Press nau renna

und do woaß ma,

es is Heabst.

Drum is auf de Stroßn

Und in de Seitngossn,

iwaroi, ruiwi.


&

Da Aquariana

 

 

Es weads jo wissen, seids jo net dumm,

a Kastl aus Glos, nennt ma Aquarium.

De wos des haum, was vielleicht kana,

nennt ma auf hochdeitsch, Aquariana.

Do i hob an Freind, de ais aquasafarisch,

auf de Viecha im Glos, wiakli gaunz narrisch.

Eigentlich wü i eich, mit sowos net quön,

do wos i ealebt hob, muass i dazön.

I woa hoid bei eam, amoi, iwa de Nocht

und hob des Gespräch aufs Aquarium brocht.

„Wia mochst du des, mit dein Aquarium,

das drinnan ka Dreck schwimmt rundumadum?“

„I pass hoid auf und schwimmt wiakli wos um,

daun faung is hoid aussa, ausn Aquarium.

Do wichti is oans,du muasst de Fisch fischn,

bevoa oana eissaln muass, muasst eam dawischn.

Dea Fisch kummt daun, wo ma des em varicht,

in de Glomuschl eine, des is jo mei Pflicht.

De is extara tiaf, fia meine Freindal im Glos,

sunst trickat ea aus, wö a Fisch brauchts jo noss.“

Do hob i mia denkt, is des woa oda Tram,

i bleib nua a Nocht und daun foa i Ham.

Wias nocha Zeit woa, mia gengan ins Bett,

do is wos passiat, des glauwast jo net.

Wias meist bei mia is, des bin I schau gwent,

voan niedalegn bin i, aufs Heisl nau grennt.

Do is ma alloani, wos soit ma do tuan,

draußn aum Heisl de Wänd aunegluan.

Wia I do sitz, hob d`Waund aunegschaut,

häts ma voa Locha boid Augn aussekaut.

Do hängt aun da Waund, glaum hob is net woin,

fia seine Viechal im Glos, a Glopapiaroin.

Wia i do sitz und des spät in da Nocht,

hot ea mi daun, zua Schneckn nau gmocht.

Ea kummt nämlich eine, grod wia a Blitz

Und schreit iwalaut: „Mit di ais a Witz.

Host  du jetzt owelossn, du Mandl aum Glo?“

„I los imma owe,“ sog i „wieso?“ 

,, Wö in dea Muschi a Fisch drinnan woa,

um 25,- Euro, is da des gloa!”

Ea pockt mi beim Krogn, wüd wia a Stia

und beidlt mi duacharanaunda ois wia.

Zum Glick bin i daun nau aussekumma,

hob duach de Tia den Fluchtweg gnumma.

Draust ring i noch Luft, bin wiakli gaunz paff,

wö i mi mit an Fisch, net um an Heislplotz raff.

Fische beruhigen, des hoff i sogt kana,

bei so an wüdgwoadanen Aquariana.

Und die Moral von deara Gschicht,

auf fremde Heisln geht man nicht!

 

&

Gedanken

 

 

Es war Nacht.

Der Duft des Grases, in dem er lag,

stieg ihm in die Nase.

Die Sterne tanzten.

Ein ganz hell funkelnder Kleiner,

schien auf einem Bein zu hüpfen,

kreisend anmutig.

Wie eine Ballerina des Himmels.

Der Dichter konnte den Blick nicht abwenden

und dieses faszinierende Spiel der Natur beenden.

An diesem Abend trieb der Wind,

aus den Weingärten und den Äckern,

sanften Duft zu ihm herüber

und er versank im Gedanken.

Ha, war das heute wieder ein Spaß gewesen,

bei uns im Wirtshaus.

Zuviel Bier hat er getrunken und noch ein Krügerl,

für unseren Dichter.

Er stützt den Ellbogen auf das feuchte Gras und denkt an vergangene Zeiten.

Dann an dieses trostlose Spiel,

das man Leben nennt und ein Spruch fällt ihm ein.

„Immer lustig lebt der Dichter,

aber leider schon ergraut er,

immer mehr und mehr versaut er!“

Was bin ich…..? Ein Dichter…..? Die Leute sagen

das ich einer bin.

Und in stillen Stunden fühle ich es.

Der Dichter!!!

Was ist ärger aus der Sicht eines Dichters?

Wenn man den so genannten „guten Freunden“ schmutzige Verse schmiedet,

oder, wenn ich aus der Tiefe meiner Seele ein Gedicht

schreibe und alle Leute lachen nur darüber.

Doch es kommt nur auf eines an in unserem Dasein.

Leben….., leben….., nur nicht sterben.

Nur noch lange genug, im Ort, durch meine lieben Gassen gehen

Und ab und zu ein freundliches Gesicht zu sehen.

Dort vielleicht einen alten, guten Freund.

„Grüß dich Gott!!!“

Und stolz zu sein ..., und sich schämen ...,

lieben und hassen …, und eines eben …,

Leben!!!

Dann ist das Wochenende vorbei und er geht wieder in sein „geliebtes Amt.“

Dort sitzt er und stellt Polizzen aus, ganz seiner Arbeit hingegeben.

Durch den Lärm der Schreibmaschine tönt ein übermütiges Lachen und ein Lied klingt an sein Ohr.

Doch im Herzen ist er schon wieder im nächsten Wochenende.

Das kommt auch bestimmt.

Also, bis dann.


&

Hoass

 

 

Ois wiad dia, sogoa de Bladln vo de Bam.

d`Leid san froh wauns wos zun dringa ham.

De Händ, de Fiaß, ois wiad so schwa

und weh duat an a jedes Pa.

De Vegln suachan si a an Plotz

Im Schodn, ob Rotschwaunz oda Spotz.

De Sunn brennt owa, Stund fia Stund,

obs net amoi Renga kunnt.

Aum Himmö steht drom, a drum Weda

und fiachtn duit si schau a jeda.

A kloans Liftl kimmt daun auf

und jeda woatat heit nau drauf.

Es is hoid wiakliwoa a Schoas,

Wauns dauand is so brennend hoaß!

 

Fia de Oidn is des a net g`sund

und fia d`Leid wos stoak und rund.

Maunche haum jo a aum Heazn,

bei dea Hitz de großn Schmeazn.

Do iagendwaun is daun so weit,

do gfrein si wieda ole Leid.

Do wiad daun wieda ollas gossn,

und kana is mea so vadrossn.

Es is hoid wiakliwoa a Schoas,

Wauns dauand is so brennend hoaß!

Do rengds daun a glei drei, via Tog,

ob`s net amoi aufhean mog?

De Bauan, de aum Föd sei soin,

den Regn, daun a schau nimma woin.

 

Jiatzt dran si olle wieda um

Und sogn: „Wo bleibt denn nua de Sunn?“

Zeascht woas z`hoaß, wos is a Schoas.

Daun is z`noß, wiad z`hoch is Gros..

Fia olle kauns net richti sei,

schaun a olle bes daun drei.

Ob Sunn, ob Regn, ob z`Noß, ob z`Hoaß,

fia maunche Leid is ois a Schoas!


&

 Kodige Stoßn

 

 

Voa oana Wocha woas nau recht laut,

do haum de Bauan, d`Ruim aussakaut.

Jetzt is schau gokat und a schtraft

Und de Ruim san schau vakaft.

In da Fria, waunst aussegehst

Und in an dichtn Newö stehst,

d`Luft is frisch und do net koit,

richti gsund fia jung und oid.

Do kau is wiakli a net lossn

und geh spazian auf kodige Stroßn.

Aum To, do siagstas iwaroi goa,

Maschinen woschn, fias nächste Joa.

Des Laundwiat sei, des is a Plo,

de haum ea Oawad, To fia To.

Und da Newö dekt ois zua,

fia a Zeit is daun a Rua.

Jetzt is stü und waun ma lauscht,

boid wiad ois mim Schnee zuabauscht.

Daun is ois weiß, Föda und Gossn

Owa sicha a de kodign Stroßn.

Da Heabst, mit seine Foam is sche,

drum tui i gean spazian a geh.

Auf d`Nocht siacht ma de Igln renna,

fian Winta bringans s`Fressn eina.

I geh aum Födweg bei uns umanaund,

dengma es is sche unsa Laund.

Im Friajoa, waun daun ois eawocht

und de Sunn mit Lebn bedocht

daun kau i mi a drauf valossn,

gibts ka Kot mea auf da Stroßn.


&

Dezemberabend

 

 

Ein Abend im Advent.

Der Dichter lauscht ruhig in die kühle Luft.

Schnee fällt vom Himmel und wenn er entspannt hinhört,

dringt das leise Knistern, von den zu Boden fallenden,

weichen Schneeflocken an sein Ohr.

Wenn er in die Gassen schaut,

sieht er hell beleuchtete Tannen vor manchen geschmückten Häusern.

Größere und kleinere.

All die Fenster sind mit Weihnachtsbildern geschmückt.

Liegt in der Weihnachtszeit doch noch eine gewisse Faszination in der Luft

oder verhalten sich die Menschen aus Gewohnheit in dieser Zeit etwas anders.

Überall, wenn man durch die Geschäfte,

Märkte und Strassen wandert,

überall spürt man, der heilige Abend rückt immer näher.

Auch er, der sonst ernste und immer realistisch denkende Dichter,

verspürt in dieser Zeit Melancholie.

In seiner Brust regt sich die Lust zum Mensch sein und die Kindheit regt seine Gedanken an.

Durch Schleier und Nebel der Vergangenheit taucht ein Junge hervor.

Reitend, auf seinem Steckenpferd.

Unter dem zaghaft geschmücktem Baum steht eine Holzeisenbahn.

Darauf liegt, schön verpackt, warme Winterbekleidung.

Mutter singt ein Weihnachtslied mit seinen älteren Brüdern.

„Stille Nacht, heilige Nacht!“

Vater ist mit seinen Trinkfreunden durch die Gasthäuser unterwegs.

Es sind Gedanken an seine bescheidene Kindheit.

Und doch war sie schön,

diese Zeit und er möchte sie auch nicht missen.

Nun schnippt er seine Zigarette weg und tritt langsam den Heimweg an.

Zurück in sein trautes Heim und zu seinen Lieben,

die ja schon auf ihn warten.

Gemeinsam beim Abendessen sitzend betrachtet er seine Frau und die Kinder.

Irgendwie erfüllt, mit der Melancholie der Zeit und

auch Stolz seine Brust.

Stolz darauf, für seine Familie immer da zu sein und Wehmut,

dies alles einmal verlassen zu müssen.

Doch in dieser Stunde ist er glücklich und für diesen Moment würde er alles geben,

sogar sein eigenes Leben.

 

&

Einkaufsbummel

 

 

Waun mia beim Tog duach d`Stroßn gengan,

bei de valockend großn Schaufensta stengan,

daun riat si bei mia drin , da innare Hund

mei Hian was genau an triftign Grund.

Eine und aussa, ka Gschäft loss ma aus,

fia uns is jo sche, do fias Beasl a Graus.

Do gibts Jackn, Legins und bezaubernde Kladln,

fia Schlaunke, fia Dicke und fia mittlare Madln.

Maschinengestrickte und soiche vum Schneida,

zun tringa fia mi, gibt’s nix, sog i: „leida!“

Westn, Pullova und Viskoseblusn,

fia klane, fia mittlare und fia große Busn.

Rippstick-Body in vüle Foam,

mit kuaze, mit mittlare und mit große Oam.

Röcke und Kladln mit via Schlitzn,

siacht ma de Bana duach de Ritzn.

Leopadnrock und Giatln aus Leda,

Blusn mit Westn trogt a net a jeda.

A Kladl mit Ausschnitt und fü Spitzn,

sicht ma vum Busn zvü, beim sitzn.

Strickaunzug mit Stifelettn,

Rockagiatln mit Süvakettn.

Slips via Hean, hint mit an Bandl,

des passt sicha net untan Gwandl.

Tschöasikloadl zum Juwöpreis,

daun nau zum Standl, auf a Eis.

Bodemauntl mit Toschn aus Flanö,

i miassad aufs Glo und des owa schnö.

Hausaunzüge und Pitschama,

vo dem oin kau i nua trama,

Nochthemd gibt’s aus Polyesta,

daun a Longshirt fia de Schwesta.

A Niglesche-Set aus Velua,

iwaroi steht, „kostet nua!“

Hemdn, Strimpf und Büstnhoida,

Sovü Göd, „mocht nix Oida!“

Body, Tanga, Rio-Slip,

fia jedn Mau a guada Tip.

Hot Pans, Spenca, Schlipfa, Leiwal,

was net bin i Mandl oda Weiwal.

Endli sogts, jetzt hob i gnua

Und gengan laungsaum hamwärts zua.

Do oans is guat, i bleib recht gsund,

Sie is glickli, des is a a Grund.

Ob ins Bett, mei Frau mit Niglesche,

des braucht koana wissen,

pfiat God und Ade.

 

&

Liebes Auto od. Oide Kraxn

 

 

Wea ka Auto hot dea was an Schas,

Des Autofoan, des is koa Spass.

Wö hostas ölig bist spät drau,

springt da de Guakn grod net au.

Des kau nua sei dea scheiß Motoa,

des glaub i hoid, so kimmts ma voa.

Daun hau idrauf mit meina Haxn

und schimpf: „du blede, oide Kraxn!“

 

Jetzt geh i zruck zum Koffaraum

Und hoi mia hoid, wos olle haum.

Schlissl, Zaunga, an oidn Schlauch

und an Haumma, fois in brauch.

Kühla, Vagasa, de Benzinpumpm do,

de kean amoi gwoschn, de montia i glei o.

Hoffentlich geht ea und mocht kane Faxn,

bin e schau gaunz narrisch auf de uaoide Kraxn.

 

Und das net des Ö beim Motoa aussehaut,

wiad beim Vagasa dea Schlauch einebaut.

 

Jetzt stat i eam kuaz, gib Gas mit da Haxn,

daun wead i wüd, denn si wü net de Kraxn.

Ans kau i heite mit Sichaheit sogn,

des nächste Auto wiad a hoaneicha Wogn.

Fia heite is gmua und i los eam in Rua,

und i hau volla Zuan de Motoahaum zua.

 

An Pumpara, an Krocha, es is mia net kloa,

duach des narrische zuahaun rennt da Motoa.

I moch an Seifza, es gfreit si mei Gmiad,

i leg mi nieda, wö is Äagan mocht miad.

A Freid hob i jetzta, i kaus goanet sogn

Und foa iwas Blech, vo mein uaoidn Wogn.

Moagn wird i di woschn und a nau Waxn,

mei liabe, mei schene, mei uaoide Kraxn.

 

&


Gute Nacht Geschichten für Erwachsene


Mörderisches Spiegelbild

 

 

Die Sonne schien grell in die Bahnhofshalle. Durch die Scheiben der Schwingtüren sah es aus als würden alle Menschen, die daran vorübergingen, in ein Engelslicht getaucht. Es herrschte an diesem Sonntag wieder reges Treiben von und zu den Zügen. Wenn man durch die Halle ging und sie diagonal durchquerte, kam man zu einem Gang, der seit der Erbauung des Bahnhofes schon viele Gäste sah. Gäste die ab und zu ein ruhiges Plätzchen suchten, wo man sich von den Strapazen des Tages erholen konnte. Es war der Platz, zum schlafen, für Obdachlose. Auch Karl kam immer hierher wenn er, so wie heute, schon genug getrunken hatte und schlafen wollte. Denn auch er war ein Aussteiger der so genannten „besseren“ Gesellschaft oder auf Wienerisch: „Er ist ein richtiger Sandler.“ Karl schlief immer zusammengekauert in einer stillgelegten Telefonzelle, da es im Innern immer am wärmsten war. Früher brauchte er sich wegen seiner Unterkunft keine Sorgen machen. Er war ja vor seinem Ausstieg, Baumeister gewesen. Doch seine Frau trieb ihn aus dem Hause mit ihrer ständigen Meckerei. Er würde eigentlich gerne wissen wie es ihr heute so geht. Ihm persönlich geht es derzeit nicht so gut. Denn in diesem Milieu richtet einem der Suff zugrunde. Doch man hat ja nichts anderes zu tun, als mit Freunden Spaß zu haben, ein wenig betteln, damit die flüssige Nahrung nicht zu Ende geht, ab und zu einmal eine Zigarette zu erhaschen und saufen bis zum umfallen. Darum liegt er nun auch hier und schläft seinen Rausch aus.

Etwas später, als sein Schlaf nicht mehr so tief war und er durch etwas geweckt wurde, fuhr er hoch und blickte sich vorsichtig um. – Heutzutage ist kein Mensch mehr sicher, - dachte er bei sich. Er wischte sich, mit seinen schmutzigen Händen über die schläfrigen Augen, und stand auf. Gleich um die Ecke waren die WC-Anlagen des Bahnhofes, wo sich auch einige Waschmuscheln befanden. Er ging hinein und drehte sich das kalte Wasser auf und wusch sich den Schlaf aus seinem Gesicht.

Er trocknete sich mit den vorhandenen Papiertüchern ab und schaute sich dann im Spiegel intensiv an. „Na, du alter Saufkopf,“ sagte er zu seinem Spiegelbild. Das Gesicht im Spiegel verschwamm und es kam ihm vor als lache es ihm  entgegen. Er fuhr entsetzt zurück und mit seiner Hand über die Augen und hielt sie für einen Moment ganz fest zu. Ganz langsam schob er sie zur Seite und blickte seinem Spiegelbild in die geweiteten Augen. Um ihn herum verschwammen jegliche Konturen, nur das Gesicht im Spiegel schien zu existieren und es trat übergroß aus dem Spiegel hervor. So als wolle es das Glas herausdrücken. Nun bewegte das Gesicht im Spiegel seinen Mund doch er hörte keinen Laut, sonder nahm alles nur in seinen Gedanken wahr. „Na, du alter Saufkopf, was hast du denn heute Nacht denn alles angestellt,“ fragte ihn die Stimme in seinem Kopf. Er war wie gelähmt, rieb aber nochmals über seine Augen und verließ mit zitternden Knien und ohne auch nur zurückzuschauen den Waschraum. In der Wartehalle angekommen, fiel ihm auf dass bei den Abgängen zur Schnellbahn reges Treiben herrschte. Auch Polizisten liefen dort ganz aufgeregt umher und hielten die Passanten zurück um nicht den Abgang zu den Zügen zu benutzen. Nun hörte man immer näher kommende Sirenen und vor dem Portal des Bahnhofes blieb ein Rettungswagen stehen. Zwei Männer sprangen heraus und liefen mit einer Bare die Stufen zur Schnellbahn hinunter. Nun wollte er doch gerne wissen was da los war und ging unter die Menschenmenge, die sich einstweilen angesammelt hatte. Als er sich einen Weg zur vorderen Front bahnte, wurde er auch gleich beschimpft: „Was willst du denn hier, du stinkendes Individium. Schau dass du dich in deinen Karton verkriechst, Sandlerpack!“ Doch er kümmerte sich nicht darum, ging auf einen der Polizisten zu und fragte: „Ach, Herr Inspektor, Entschuldigung aber was ist denn hier passiert?“ Der Polizist schaute ihn von oben bis unten an und sagte dann aber ganz freundlich: „Im Tunnel der Schnellbahnunterführung wurde heute ein Mädchen ermordet und ein früher Fahrgast der ersten Schnellbahn hat sie beim Einfahren des Zuges entdeckt.“ Karl wollte aber noch mehr wissen: „Weiß man denn schon wer es war und hat man den Mörder schon gefasst?“ fragte er. „Einstweilen noch nicht, aber die Spurensicherung kommt noch und dann weiß man sicher mehr!“ antwortete der Polizist. Karl drehte sich um und in seinem Gehirn stieg plötzlich sein Erlebnis von Vorhin empor. Doch er verwarf den Gedanken wieder, als er seine Freunde vor dem kleinen Imbiss stehen sah. Er ging hinein und gesellte sich zu ihnen. Schnell waren ein paar Viertel Rotwein getrunken und er spürte sofort den Spiegel vom gestrigen Tag wieder. Als die Stimmung auf ihrem Höhepunkt war, dachte keiner mehr an die Tote im Schnellbahntunnel. Karl tanzte mit einer „Dame“ in ihrer Runde zu den Klängen eines kleinen Kofferradios, den Einer von ihnen sicher aus einem der großen Müllcontainer, vor  dem Bahnhof, gefischt hatte und halbwegs auf Vordermann gebracht hat. Als sich die Stimmung legte und jeder von ihnen genug getrunken hatte, ging auch Karl wieder zu seiner Schlafstätte und legte sich hin.

Hinter der Stadt ging langsam die Sonne, als feuerroter Ball, unter. In dem Schnellbahnschacht fuhr gerade ein Zug aus und verschwand schemenhaft in dem dunklen Tunnel.

Karl schlief nicht recht gut, denn er hatte immer wieder Alpträume und ohne auch nur eine Ahnung davon zu haben, geschah in diesem Moment genau das was er träumte.

Schatten bewegten sich in der grauen Dunkelheit. Man konnte zwei Gestalten ausmachen die sich, voneinander getrennt, bewegten. Hilfeschreie hallten durch den Tunnel. Nur an diesen Schreien konnte man feststellen dass es sich, bei der Person die davonlief, um eine Frau handelte. Nicht weit hinter ihr eine hünenhafte Gestalt eines Mannes, von dem man nur die Umrisse erkennen konnte. Wie ein mächtiger Mantel legte sich der Schatten des Verfolgers über den zarten Mädchenkörper und kam ihr immer näher. Genau konnte man es nicht ausmachen, was dann geschah. Doch das Mädchen blieb stehen und stieß einen letzten verzweifelten Schrei aus, der im Keim erstickt wurde als sich die kräftige Hand des Verfolgers über ihren Hals legte. Als seine Tat vollbracht war, drehte sich die Gestalt ins schwache Licht des Tunnelausganges, der vom Mond beschienen wurde, und da erkannte man dass es sich um Karl handelte.

Karl fuhr hoch von seiner Liegestatt und hatte seine Augen weit aufgerissen. Schweiß stand auf seiner Stirn und sein Gesicht war aschgrau. Er wusste nicht war das nun Traum oder Wirklichkeit. Doch als er sah, dass er in seiner Telefonhütte war, glaubte er nur schlecht geträumt zu haben. Er stand mit zitternden Knien auf und taumelte noch ganz benommen, vom Traum und dem vorher konsumierten Alkohol, dem Waschraum entgegen. Kaltes Wasser würde Wunder wirken, dachte er. Doch kaum hatte er sich abgeduscht, traf es ihn wie ein Vorschlaghammer. Im Spiegel vor ihm, sein Gesicht, lachte ihm entgegen obwohl er keine Miene verzog und ihm gar nicht zu lachen zumute war. Er hob seine Hand, um sich über die Augen zu wischen, doch im Spiegel gab es keine Hand. Er versuchte mit seinen Fingern über das Glas zu streifen, doch es war ihm als würde er eine glühendheiße Herdplatte berühren. Nun ereignete sich derselbe Spuk wie beim letzten Mal. Er hörte wieder die Stimme seines Spiegelbildes wie bei einer Gedankenübertragung ohne dass sich die Lippen seines Gegenübers bewegten. Zuerst erklang schauriges Lachen, wobei das Gesicht seine Zähne fletschte, die aussahen als wäre jeder Einzelne spitz geschliffen. Dann erklang seine tiefe, schaurige Stimme: „Du glaubst wohl noch immer in einem Traum zu sein? Doch dem ist nicht so. Denn DU …ha, ha, ha wirst als Mörder dieser Mädchen entlarvt werden. Denn von mir werden die Menschen nichts sehen. Denn du bist ich und ich bin du! Ich bin in dir und du bist in mir! Ha, ha, ha. Karl bekam immer größere Augen und wollte schon davonlaufen, doch im letzten Moment hielt er sich zurück und sagte mit zittriger aber auch zugleich zorniger Stimme: „Warum machst du das mit mir? Ich habe doch nichts Böses getan und trotzdem willst du mich ins Verderben stürzen?“ Die Grimasse im Spiegel verzog sich noch mehr und wurde dann von einem Augenblick zum anderen ganz ernst: „Ich soll dich ins Verderben stürzen? Dass ich nicht lache. Das hast du doch schon selbst getan! So gut wäre es uns gegangen, doch du musstest ja alles hinschmeißen. Ich bin nun derjenige der dir dafür die Rechnung präsentiert!“ schimpfte seine böse Seite. Karl wusste nicht was er sagen oder antworten sollte. Nach einer Pause, wo sie sich Beide in die Augen sahen, sprach Karl weiter: „Du bist mein böses Ich, doch mein Wille untersteht, nicht dir sondern, meinen Gedanken. Meine Gedanken machen nicht Dinge von denen ich selber nichts weiß!“ Wieder erschallte dieses grässliche Gelächter. Dann erklagen lachende, glucksende Worte: „Das wirst du alles noch sehen. Ich sehe aus wie du, ha, ha, ha. Meine Fingerabdrücke sind die gleichen, ha, ha, ha und bei der nächsten Leiche wird ein Beweisstück liegen, dass dir gehört ha, ha, ha, ha!“ Als lachendes Grauen verschwand sein anormales Spiegelbild und sein eigenes Gesicht blickte ihm mit entsetzter Mine entgegen. „Warum ich! Warum muss immer ich den schwarzen Peter ziehen?“ fragte er sich selbst. Er tauchte sein Gesicht in das erfrischende, kalte Wasser. Dann ging er, im Gedanken versunken, wieder zu seiner Schlafstätte zurück, sank darauf nieder und begrub schluchzend das Gesicht in seinen Händen. „Welch ein Tag ist heute? Was wird mich noch alles erwarten? Wie beweise ich meine Unschuld? Wann wird das nächste Mal sein und warum gerade ich?“ Das waren alles Fragen die er sich selbst stellte und doch keine Antwort darauf erhielt. Von solchen Fragen gepeinigt und von der Aufregung ermüdet, schlief er nochmals ein. Dieses Mal ohne Traum und ohne auch nur einmal aufzuschrecken. Es war zwei Stunden später, als er wach wurde und sofort wieder an das erlebte dachte. Da hörte er auch schon, durch die Halle bis zu seiner Telefonzelle, die Sirenen. Als er durch die Glastür in die Halle blickte, sah er auch schon das blitzende Blaulicht der Polizeiautos. Nun wusste er alles, was er geträumt hatte und auch die unheimliche Erscheinung seines Spiegelbildes, hatte sich wirklich zugetragen. Er verkroch sich unter dem großen Karton der ihm als Decke diente. Doch auch das sollte kein Schutz gegen die Macht des Bösen sein. Gegen das Böse, dass in Ihm war. Er hatte nur Angst jetzt noch einmal einzuschlafen und sein satanisches Ich wieder zu aktivieren. Doch ewig wird er es in wachem Zustand nicht aushalten. Im äußersten Notfall, zwei Tage und zwei Nächte. Länger wird es nicht dauern und der Schlaf wird ihn übermannen.

In der Halle des Bahnhofes wurde einstweilen alles von der Polizei abgesperrt und gesichert. Alle Züge wurden durch einen Schienenersatzverkehr ersetzt, bis die Spurensicherung wieder für den Zugverkehr grünes Licht geben wird. Doch auch dieses mal gab es keinerlei Hinweise auf den Täter und keiner hatte eine Ahnung dass dieser, nur wenige Schritte von ihnen, in seinem Quartier sich den Kopf zerbrach wie das alles passieren konnte, ohne dass er sich einer Schuld bewusst war.

Der Abend sank wie ein Seidentuch über die Stadt. Lichterreklame und Laternen beleuchteten nun die Straßen. Autoschlangen bewegten sich mühsam und langsam ihrem Ziel entgegen. Auf den Gehwegen liefen die Menschen wie Ameisen umher, um schnellstens nach Hause zu kommen. Es wurde dunkel und düster in den engen und abgelegenen Gassen. Dunkle Gewitterwolken zeigten sich am grauen Himmel. In der Ferne konnte man schon das Aufleuchten von Blitzen erkennen. In dieser Nacht wird es Regen geben und die stickige Luft wird einem frischen Regenduft Platz machen.

Auch Karl war draußen um den frischen Wind, der nach Regen duftete, zu genießen. Er hatte gerade, mit erbetteltem Geld bei einem Würstelstand, eine Bratwurst mit Senf gegessen und stand nun mit einer angebrochenen Flasche Bier vor dem Portal des Bahnhofes. Er schaute zum Himmel hoch und betrachtete das Aufleuchten der Blitze. In seinem Kopf kreisten die Gedanken. Irrsinnig könnte er werden, wenn er an das Erlebte zurückdachte. An die zwei Morde die in den letzten zwei Tagen passiert waren. Diese Morde, die Er, oder besser gesagt, sein zweites Ich begangen haben soll. Seine Sandlerfreunde konnte er nicht in das Geschehene einweihen. Die waren ja alle nur auf den eigenen Vorteil bedacht und sein Schlafplatz war sowieso umstritten. Sollte er nicht mehr da sein, war schon ein paar Minuten später ein anderer auf seinem Platz. Was sollte er tun? Schlafen wollte er nicht. Denn Schlaf bedeutet den Tot eines anderen Menschen. Wie sollte er die Zeit totschlagen und sein Böses überlisten? Er ging in die Halle, wo Menschen umher liefen und Stimmenwirrwarr ihm entgegen schlug. Alle Nationalitäten waren hier im Bahnhof vertreten. In dem Menschengetummel waren jetzt auch viele Polizisten, die verschärfte Streife zogen. In der Ecke des Stehbeisels waren seine Freunde versammelt und tranken gemeinsam aus einer Flasche Wein. Es wurde gelacht und gegrölt. Die meisten von ihnen waren schon betrunken und wussten nicht mehr wie dumm sie sich benahmen. Doch er durfte über sie nicht urteilen, da er ja selbst auch so war wenn er zu viel getrunken hatte. Er gesellte sich dennoch zu ihnen und machte die Dummheiten mit nur damit es nicht auffiel dass er etwas zu verbergen hatte. Im Hintergrund hörte er die Schnellbahnzüge in den Tunnel, der unter ihnen lag, ein- und ausfahren. Dann das Gepolter der automatischen Türen wenn sie sich schlossen. Nun setzte auch er die Flasche Wein auf seine Lippen und trank einen kräftigen, großen Schluck. Aah, tat das gut wenn der kühle, kräftige Wein seine Kehle hinunter rann. „He, Karl, halt ein. Ich möchte auch noch einen Schluck bekommen!“ sagte sein Nachbar und schlug ihm mit der Hand auf den Rücken. Wut stieg in ihm hoch, doch er unterdrückte sie und gab, mit erzwungenem Lächeln, die Flasche weiter. Dann drehte er sich um und ging wieder dem Ausgang entgegen. Die Nacht war so schön und er liebte den Duft nach dem der Regen alles rein gewaschen hatte. Doch seine Gedanken kreisten nur um die Toten und sie ließen ihn nicht los. Er lenkte seinen Schritt in Richtung Unterführung und ging die Treppe abwärts. Unten angekommen bewegte er sich auf eine der Sitzbänke zu und setzte sich mit etwas Abstand auf das andere Ende der Bank. Diese schaute ihn von oben bis unten skeptisch an und las dann in ihrem aufgeschlagenen Buch weiter. Er dachte daran etwas zu sagen, doch er hielt sich zurück und presste die Lippen aufeinander. In seinem Hinterkopf aber rührte sich ein seltsames Kribbeln und irgendwie spürte er, dass dieses Mädchen das nächste Opfer, seines bösen Ich, sein würde. –Aber doch nicht so lange ich wach bleibe? – fragte er sich im Gedanken. Doch auch das hämische Lachen hörte er in seinem Hinterkopf. Er zwang sich zur Ruhe und blickte die junge Frau neben ihm ängstlich an. Diese wiederum schaute böse zurück und sagte mit klarem Ton: „Was schauen sie denn so blöd?“ und schaute gleich wieder in ihr Buch. Karl hörte in seinem Inner nun die Stimme. –Na, sag ihr schon dass sie dir gefällt und dass du sie vernaschen willst! Außer euch ist ja niemand hier! – Karl blickte sich in der Unterführung um und wirklich war niemand außer ihnen am Bahnsteig. Nicht auf dieser und auch nicht auf der entgegen gesetzten Seite. Man sah ihm an dass sich das Böse in ihm breitgemacht hatte. Zu diesem Zeitpunkt konnte und wollte er sich nicht mehr im Zaum halten. Er lachte, in seinem Gesicht spiegelte sich das Böse wider, die Frau neben ihm an und sagte ihr in das, mit weit aufgerissenen Augen, ängstliche Gesicht: „Hey, Häschen, ich würde nicht so eine Lippe riskieren, wenn ich mit mir alleine hier unten wäre! Außerdem hätte ich gar nichts gegen ein wenig Zärtlichkeit in meinem Leben. So ein Häschen wie dich könnte ich jetzt schon vertragen. Hab schon lange kein schönes Mädchen mehr vernascht.“ Während er das sagte rückte er immer näher an das Mädchen heran. Diese sprang auf und mit Angst im Gesicht schrie sie: „Lassen sie mich in Ruhe!“ und lief von ihm weg. Doch Karl, noch immer das hämische Grinsen auf seinem, wie aus Stein gemeißeltem, Gesicht, ging ihr langsam nach. „Du läufst in die falsche Richtung!“ rief er mit singender, böser Stimme. Die junge Frau wusste nicht mehr wo hin sie laufen sollte und blieb an der hinteren Mauer wie angewurzelt stehen. Links und rechts irrte ihr Blick um doch noch einen Ausweg zu finden, aber vergebens. Karl kam immer näher und irgendwie schaute er jetzt eigentlich ganz verändert aus. Seine Augen hatten einen irren Ausdruck, schwarze Ränder und waren Blutunterlaufen. Sein Gesicht war aschgrau und in seinem Gehirn kreiste nur noch ein Gedanke. – Lust und Mord. – Die Frau wusste nur noch einen Ausweg, hinein in den Tunnel zu laufen, ohne zu bedenken dass die Dunkelheit des Tunnels das Letzte sein würde dass sie sah. Karl, der ja nicht mehr er selbst war, wartete nur darauf dass sie die Brüstung hinunter stieg und in die Dunkelheit lief, denn er folgte ihr mit einem kalten Lächeln auf den Lippen. Es verblüffte ihn dass er so gut sehen konnte. Ein paar Schritte noch und er hatte sie eingeholt. Er packte zu, doch er fasste nur in die Bluse die sie trug. Durch einen starken Ruck riss sich die junge Frau los und rannte weiter, ohne zu wissen wo hin. Karl schmiss wutentbrannt den Kleidungsfetzen  zur Seite. Nach einigen Metern hatte er sie dann fest an der Hand gepackt, riss sie herum und brüllte sie an: „So, du hochnäsige Schlampe und was machst du jetzt?“ Das Mädchen öffnete ihren Mund zu einem Angst zerreißendem Schrei. Doch bevor sie das tun konnte, bekam sie den ersten gewaltigen Schlag ins Gesicht, der sie zu Boden streckte. Was dann passierte bekam sie nur mehr durch einen Schleier der Ohnmacht mit, bis ihr schwarz wurde vor den Augen. Was für dieses junge Ding auch besser war. Denn dies würde das Letzte sein in ihrem jungen Leben.

Karl kam zu sich und es war als würde er, nach einer durchzechten Nacht, von einem fürchterlichen Rausch erwachen. Kniend über einer jungen Frau, die, die Augen geschlossen hatte. Ihr Kleid war in Stücke zerrissen. Die weiße Haut ihres Körpers konnte man sogar in der Dunkelheit sehen. Den zerrissenen Slip hielt er noch in seiner blutverschmierten rechten Hand. In der Linken spürte er etwas Warmes, Schlitziges und hob sie vor seine Augen. Diese weiteten sich als er sah, was er da in Händen hielt. Nun schaute er nochmals ganz verwirrt auf den jungen Körper, da er dies alles gar nicht glauben konnte. Er hatte dem Mädchen das Herz aus der Brust gerissen. Er fing an am ganzen Körper zu zittern. Nun kam der ganze Schock in ihm hoch. Weinend schrie es in ihm: „Was habe ich getan? Warum habe ich das getan? Ich bin doch kein Mörder!“ Da meldete sich wieder die böse Stimme in ihm: „Ha, ha, ha. Nun warst du es doch selber! Ich habe dir beim letzten Mal versprochen, dass ich etwas zurücklasse das beweist, dass du der Mörder dieser Mädchen und Frauen bist. Falls dir noch immer nicht klar ist was der Beweis sein soll, dann sage ich es dir. Du bist der Beweis!“ Nun hörte auch er es. Am Anfang und dem gegenüberliegenden Ende des Tunnels hörte man laute Stimmen und auch einige Lichtkegel von Taschenlampen sah man. „Er muss noch da sein!“ hörte er eine Stimme rufen. Eine andere erwiderte: „Ja, ihr müsst aufpassen und vorsichtig sein. Es fahren immer wieder Schnellbahnen aus und ein!“ Karl wusste nicht was er tun sollte. Nun stand eindeutig fest dass er der Mörder ist. Die Lichter kamen immer näher. Er kroch langsam und voller Angst zur Mauer des Tunnels und drückte sich an sie. Es schien als würde er glauben er würde dadurch unsichtbar. In der linken Hand noch immer das Höschen und in der Rechten, das vor kurzem noch schlagende, Herz. Ein Lichtstrahl kam jetzt immer näher und er stand, noch immer an die Mauer gedrückt, auf. Vor Angst weiteten sich seine Augen als der Lichtschein ihn erfasste. Hinter der Taschenlampe schrie eine Stimme: „Ich hab ihn!“ Neben dem Lichtschein konnte er eine Waffe in der anderen Hand des Mannes erkennen. Ein zweiter Lichtstrahl fiel nun auf die Frauenleiche neben ihm und der Mann, der die Lampe hielt, blieb wie angewurzelt stehen. „Oh mein Gott!“ Mehr brachte er bei diesem Anblick nicht über die Lippen. Nun hatten sie ihn. Karl wusste nicht mehr wohin er sollte und er fühlte sich ja selbst schuldig. Dann hörte man am Rauschen der Schienen dass eine Schnellbahngarnitur in den Tunnel einfuhr. Einer der Männer schrie: „Weg von den Schienen!“ Alle sprangen zur Seite. Karl sah nun die einzige Chance, den Männern und einer lebenslangen Haft, zu entkommen. Er wartete auf den Moment als der Zug noch zirka zehn Meter von ihm entfernt war. Dann sprang er auf die Schienen und mit ausgebreiteten Armen erfasste ihn die Schnellbahn. Alle, die den Aufprall hörten, durchlief eine Gänsehaut und waren furchtbar geschockt. Für Karl jedoch war es die Erlösung und die Befeiung aus den Klauen des Bösen.

Einige Zeit später, als die Ermittlungen in dem Fall abgeschlossen waren, wurde in der Zeitung davon berichtet. Karl hatte, bevor er von zu Hause ausriss, noch ein gutes Verhältnis zu seiner Frau. Als er fort ging war sie in der dritten Woche einer Schwangerschaft. Sie brachte dann eine Tochter zur Welt. Die, in der Zwischenzeit, zwanzigjährige Frau wartete in der angegebenen Mordnacht auf eine Schnellbahn um nach Hause zu fahren. Die Ermittlungen ergaben, dass Karl seine eigene Tochter im Schnellbahntunnel ermordet hat.

Ist dies nicht seltsam?


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Rabenschwarzer Tag

 

 

Es war Abend, an einem Samstag. Die Sichel des Mondes verbreitete, in dieser Nacht, helles, milchiges Licht. Im Schatten der Häuser, die Helligkeit meidend, sieht man einen Schatten entlang huschen. Als dieser das Licht einer Straßenlaterne durchqueren muss, bemerkt man erst, dass eine vermummte Mädchengestalt sich bemüht, nicht gesehen zu werden. Eine Stola umhüllt ein blasses, mit rosaroten Wangen geschmücktes, Gesicht. Dunkles, langes, gelocktes Haar fällt über die schmalen Schultern. Ihre Augen spiegeln Angst aber doch auch innere Freude wider. Es sind Augen, so grün wie die weiten Wiesen unseres Landes. Aber es ist, in ihren tiefen Gründen, auch Tücke versteckt. Der Weg, den dieses Mädchen geht und nicht preisgeben will, wird immer klarer. Denn sieht man die Straße entlang, sticht einem greller Lichtschein ins Auge, der nicht weit weg, im Portal eines Hauses, angemacht wurde. Ein paar Schritte noch und das Mädchen ist bei dem Tor angelangt. Es wird geöffnet und flink, noch einmal die Straße entlang blickend, verschwindet sie in dem finsteren Gang.

Starke Männerhände umschlingen ihren zarten Körper und in der Zeit des zärtlichen Kusses, vergisst sie sogar ihre Angst. Diese Angst, die ihr die Brust zusammenschnürt und sie glaubt, wenig Luft zu bekommen. Eine tiefe, aber sehr melancholische Männerstimme sagt in Wogen der Liebe zu ihr: „Oh, meine Liebste, mit Sehnsucht habe ich auf diesen Augenblick gewartet. Mein Körper schreit nach deiner Liebe!“ Weiche Lippen bedecken ihren Mund in einem langen Kuss, bevor sie umschlungen weiter ins Haus gehen. Ihre Stimme ist, im Gegensatz zu seiner, zittrig und voller Angst: „Aber, ….. mei..meine Brü…Brüder, …i..ich mache mir Sor…Sorgen, dass sie mir ge…..gefolgt si..sind. Sie sind a….alles im Stan..Stande und ich mö….möchte dich nicht ver…..verlieren!“ Der Mann der schon mittleren Alters war, dunkelhaarig und von dem das Mädchen schon die Tochter sein konnte, machte sich weniger Sorgen und lachte innerlich über die Angst seiner Liebsten. `Blödsinn,` dachte er, `Mit diesen Zigeunern werde ich schon fertig` Dann sanken sie, in Liebkosungen vertieft und an den Knöpfen ihrer Kleidung zerrend, in das weiche, daunengefüllte Bett. Wo sie sich ihrer Liebe hingaben. Befreit von Angst und Sorge versank die Welt rund um sie.

Sonntag. Es war früher Morgen. Am Horizont zeigte sich schon der Feuerball der aufgehenden Sonne. Es wird ein heißer, schwüler Tag bevor stehen. Christine, wie das schöne Mädchen heißt, wird durch einen Sonnenstrahl, der sie zärtlich an der Nasenspitze kitzelt, geweckt. Aber auch etwas Anderes hat sie aus ihren schönen Träumen gerissen. Irgendein Gefühl in ihrem Inneren sagt ihr, dass heute Morgen irgendetwas nicht stimmt. Sie war doch von ihrem nächtlichen Ausflug, ganz leise, ohne gehört zu werden, zurückgekehrt. Doch im Haus, wo sonst schon Lautes Stimmenwirrwarr ihrer Brüder herrschte, ist es mucksmäuschenstill. Sie zieht sich ihr Nachthemd an und geht in die Küche, wo ihre Mutter das Frühstück zubereitete. Sie fragt mit besorgtem Gesicht: „Mutter, wo ist denn heute die ganze Rasselbande?“ Diese arbeitet weiter, während sie antwortet: „Ach, sie sagten sie hätten etwas wichtiges zu erledigen aber ich hoffe zum Frühstück sind sie wieder zurück, sonst bekommen sie mit mir Ärger!

In dieser Zeit. Drei vermummte Gestalten dringen in ein Haus, mitten im Ort, ein. Einer der Männer, es ist ein schlaksiger, kleiner Kerl, bleibt auf dem Hof des Bauerhauses, als Wache, zurück, während die anderen Beiden in die unverschlossene Wohnstube treten und weiter zum Schlafzimmer gehen. Vor dem Bett bleiben sie, ganz ruhig und ohne einen Laut von sich zu geben, stehen. Der Größere, von den Beiden, trägt etwas in der Hand. Diese Hand wird nun gehoben und man erkennt was sie fest umschlungen hält. Ein gut Geschärftes, blitzendes Hackbeil.

Irgendetwas weckte ihn. War es Ahnung oder ein Traum. Der Schlafende fühlte sich in seiner Haut nicht wohl. Er fuhr hoch und sah, vor sich, neben dem Bett eine stehende Gestalt mit erhobener Hand. Er wollte etwas sagen, doch der große Schatten vor seinem Bett kam ihm zuvor: „Du elendes Schwein, hast unsere Schwester in den Dreck gezogen. Doch das ist nun vorbei!“ Und während der letzten Worte schlug er ohne jeder Gefühlsregung zu.

Vor dem Haus hörte man schon Polizeiautos vorfahren. Kurz darauf kamen sie auch schon ins Haus und die Täter ließen sich ohne Widerstand festnehmen. Nachbarn hatten die Exekutive verständigt, als sie die Männer ins Haus eindringen sahen.

Christin ist sehr besorgt. Nach einer Viertelstunde hält sie es im Haus nicht mehr aus. Instinktiv geht sie den Weg der Nacht. Den Weg, den sie schon dutzende Male, nachts gegangen ist. Den Weg zum Haus ihrer großen Liebe. Als sie in die Straße, wo das Haus stand, einbog, überkam sie schon, durch den Anblick der vielen Einsatzfahrzeuge, ein ungutes Gefühl. Vor dem Haus hatte sich schon eine Menschenmenge angesammelt und das Blaulicht einer Rettung zog seine monotonen Kreise. Ein Zittern durchfuhr ihren zarten Körper und mit marionettenhaften Schritten kam sie dem Geschehen immer näher. Die Traube der Menschen teilte sich und machte für sie einen Gang frei. Aus dem Gemurmel der Leute drangen einige Wortfetzen zu ihr durch und verletzten sie in ihrer Seele. „Schau, seine Hure und die Schwester dieser Mörder!“ oder „Die da, hat mit ihm geschlafen und nun ist er tot. Eigentlich ist sie die Mörderin!“ All diese bösen Bemerkungen bekam sie, durch die wirren Gedanken die sie hatte, doch noch mit. Als sie dem Eingangstor immer näher kam, hielt sie ein Polizist zurück und sagte: „Unbefugten ist der Zutritt verboten, oder sind sie mit dem Toten verwandt?“ Christin brachte in ihrer Verfassung kaum ein Wort über die Lippen und in abgehackten, fast nicht verständlichen Worten sagte sie: „ Tot, …wer, … wieso, … ich war ni…nicht da, …ka…kann ich, … ich wi…will ihn noch ein…einmal se…sehen!“ Der Polizist nahm sie unter dem Arm um sie zu stützen, denn Christin war kurz vor dem Zusammenbruch. Dann führte er sie langsam in das Haus. Vor dem Zimmer, wo alles passiert war, sagte er noch zu ihr: „Es ist aber kein schöner Anblick und im Normalfall kostet mich das meinen Posten wenn ich sie da hinein schauen lasse!“ Er machte langsam die Tür auf und Christin, deren Blick genau auf das Bett fiel, erlitt einen furchtbaren Schock. Als sie den leblosen, blutüberströmten Körper des Mannes sah, der ihre einzige, große Liebe war. Sie riß sich plötzlich los und lief weinend und schreiend zum Bett. Hin zu ihrem Geliebten. In ihren Gedanken spielten tausende Erlebnisse einen nicht Ende wollenden Film ab und es schrei in ihr während sie sich auf das Bett stürzte, wo sie den Liebsten in die Arme schloss. Im Innersten schrie ihre Seele vor Schmerz: `Einmal, nur noch einmal, in die Arme nehmen, küssen, liebkosen und nie mehr vergessen`.

Draußen war nun die Sonne schon ganz aufgegangen. Nicht mehr blutrot, aber doch hell und heiß. So strahlte sie vom Himmel. Für viele war heute der schönste Tag im Sommer. Doch für Christin war es kalt. Kalt und grau. Für sie war es ein rabenschwarzer Tag. Ein Tag, der ihr alles was ihr im Leben etwas bedeutet hatte heute wieder nahm. Alltäglich passieren diese Ereignisse und das Leben, das einmal schön und dann wieder teuflisch sein kann, geht trotzdem weiter. Die Brüder von Christin bekommen ihre Strafe. Doch für Christin bleibt dieser Tag ein rabenschwarzer Tag.


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Gedichte für Trauernde


Für Dominik


Ich bin noch hier, geliebter Sohn
und Du bewachst, zurzeit den Thron.
Dunkelheit umgibt mein Leben,
dass ich gerne statt Dir gegeben.
Ich gab Dir meine Seele mit,
ich bin bei Dir, auf Schritt und Tritt.
Kein Erbarmen kennt mein Herz,
dafür ist viel zu groß mein Schmerz.
Meine Fröhlichkeit, sie ist ertrunken
verflogen, wie des Feuers Funken.
Jeden Tag leg ich ein Bild vor mich
und immer anders zeigt es Dich.
Einmal fröhlich, mit einem Lachen
dann wieder Dumme Sachen machen.
Auf meiner Schulter liegt Deine Hand,
Sie gibt mir Halt, sie gibt mir Stand.
Warum nur Du, das frage ich
Warum denn Dich, warum nicht mich.
Keine Angst mehr, keine Lügen,
Mein Leben wird sich Deinem fügen.
Es kommt die Zeit, mein lieber Sohn,
da sage ich nur Dir zum Lohn,
Danke, dass Du mich gerufen
und sind es noch so viele Stufen,
dass ich zu Dir gelangen kann,
ich werde Dich sehen Irgendwann.
Ich werde warten mit Geduld
und hoffe dann auf Deine Huld.
Denn könnte ich Dir etwas geben,
dann gäbe ich Dir, nur mein Leben!


Für Dich, lieber Dominik, von Papa!



ENGELSBRIEF!

 

Mama!

Ich stehe neben Dir, an meinem Tor in die Anderswelt!

Ich stehe neben Dir, an meiner Oase!

Ich stehe neben Dir, wenn Du mein Bild betrachtest!

Ich stehe neben Dir, wenn Du an mich denkst!

Ich frage mich immer warum Du weinst?

Ich frage mich immer warum Du traurig bist?

Ich frage mich immer warum Dein Herz blutet?

Ich frage mich immer warum Deine Seele leer ist?

 

Warum Mama, wenn ich doch bei Dir bin?

 

Bei Dir, am hellen Tag!

Bei Dir, wenn Dich ein Sonnenstrahl küsst!

Bei Dir, wenn neben Dir ein Vöglein zwitschert!

Bei Dir, wenn am Horizont die Sonne sinkt!

Bei Dir, wenn der Mond durch dunkle Wolken scheint!

Bei Dir, wenn ich Nachts in Deinen träumen bin!

Bei Dir, wenn Du nicht schlafen kannst!

Bei Dir, in Dir!

 

Warum Mama, also weinst Du,

wenn ich doch bei Dir bin?

 

Papa!

Ich stehe neben Dir, wenn Du in meinem Zimmer bist!

Ich stehe neben Dir, wenn Du mich im Garten siehst!

Ich stehe neben Dir, wenn Du am Computer bist!

Ich stehe neben Dir, wenn Du an mich denkst!

Ich frage mich immer warum Du statt mir hier sein willst?

Ich frage mich immer warum Du die Schuld auf Dich nimmst?

Ich frage mich immer warum in Dir alles so dunkel ist?

Ich frage mich immer warum in Dir so viel Wut ist?

 

Warum Papa, wenn ich doch bei Dir bin?

 

Bei Dir, wenn Du schöne Bilder machst!

Bei Dir, wenn Du auf meine Seiten schreibst!

Bei Dir, wenn Du mich vermisst!

Bei Dir, wenn Du dich einsam fühlst!

Bei Dir, wenn Du für mich ein Buch schreibst!

Bei Dir, wenn Du an unsere gemeinsame Zeit denkst!

Bei Dir, wenn Du meine Autoteile sammelst!

Bei Dir, wenn Du Abends um mich weinst!

 

Warum Papa, also weinst Du,

wenn ich doch bei Dir bin?

 

Ich rede mit Euch, doch Ihr könnt mich nicht hören!

Ich stehe neben Euch, doch Ihr könnt mich nicht sehen!

Ich umarme Euch, doch Ihr könnt es nicht spüren!

Ich lache mit Euch, doch Ihr könnt mein Lachen nicht teilen!

Ich weine mit Euch, doch meine Tränen verblassen!

Ich bedaure Eure Traurigkeit, denn ich kann sie nicht teilen!

Ich möchte Euch trösten, darum schicke ich Zeichen!

Ich bin hier, in der Anderswelt und doch bei Euch!

 

Ihr werdet es selber sehen, wie schön es hier ist, wenn

Ihr den selben Weg gehen müsst! Ich habe Freunde, die

Ihr auch kennen lernen werdet, wenn

Ihr zu mir kommt!

Doch Ihr habt noch etwas zu erfüllen und dann erst könnt

Ihr diesen Weg beschreiten!

Die Aufgabe die Ihr habt, ist die Familie,

meine weltlichen Freunde und Ihr dürft nicht hadern,

denn ICH bin für Ewig bei EUCH!

 

EUER ENGEL!


Der stille Ort

 

Ich war an einem stillen Ort,

keine Probleme gab es dort.

Keinen Kummer, keine Sorgen,

keine Ängste vor dem Morgen.

Keine Starken, keine Schwachen,

keine Mächte, die Kriege entfachen.

Friede herrscht an diesem Ort

und jeder endet einmal dort!

Ein Bild, ein Stein mit Namen,

jedem seine Oase - Amen!


Nichts, gibt es nicht!

Gibt es Nichts?

 

Was ist dort, wo unser Geist endet?

Nichts?

Was ist dort, wo unser Himmel endet?

Nichts?

Was ist dort, wo unser Horizont endet?

Nichts?

Was ist dort, wo unser Leben endet?

Nichts?

 

Wo ist das Ende?

Wo ist der Anfang?

Wo sind wir nach dem Tod?

Im Nichts?

 

Gibt es ein Leben nach dem Leben?

Gibt es die Wiedergeburt?

Gibt es die Auferstehung?

Gibt es die Ewigkeit?

Gibt es überhaupt Gott?

 

Wer sich solche Fragen stellt und glaubt,

dass das Leben, mit dem Abschied,

im Nichts endet,

der kann doch nur glauben, dass er das höchste Wesen auf dieser Welt ist.

 

Doch wir sind nur ein Sandkorn

in der Unendlichkeit!

Unser Leben ist nur ein Lidschlag

gegen die Ewigkeit!

Im Leben haben wir nur eine Aufgabe zu erfüllen!

 

Eveline M. R.


Leere

 

Als du gingst,

schwiegen die Vögel einen Augenblick, 
drehten die Uhren ihre Zeit zurück.
Als du gingst,

verstummte das Rascheln im Wald, 
erschienen junge Menschen so alt.
Als du gingst,

hatte sich das Meer hinter den Felsen versteckt, 
die Sonne brannte heißer denn je, 
wurde von keiner Wolke verdeckt.
Als du gingst, 
hörte man nur den Schwan, der sang, 
hielt die Welt ihren Atem an.
Als du gingst, 
hinterließt du eine unbeschreiblich tiefe Trauer.

Du nahmst das Lachen mit, 
welches unseren Tag erhellt hatte 
und hinterlässt eine Finsternis in unseren Herzen, 
die unbeschreiblich einsam war....
Als du gingst,

verloren wir einen wunderbaren Menschen 
der so unbeschreiblich herzlich 
und hilfsbereit und liebenswert war.
Als du gingst,

ließt du uns mit so vielen Worten zurück,

die wir nie gesprochen hatten....weil wir dachten...

ES WÄRE NOCH SO VIEL ZEIT!


Englisches Lied ins Deutsche übersetzt

 

 

Komm zurück mein Kind!

 

Sind die Tage viel zu lange

und der Himmel dunkel ist.

Man liest nur viele Bücher,

dass man den Kummer schnell vergisst.

Wenn ich die Wolken könnt verschieben,

dass wieder helle Tage sind.

Die Zeit bestimmen nach belieben,

kommst Du dann zurück, mein Kind?

 

Die Tränen nie versiegen

und das Herz gebrochen ist,

die Seele dunkel wie die Nacht,

Deine Persönlichkeit vermisst.

Mein Leben will ich Dir schenken,

dass wir endlich zusammen sind

um Dich in die Arme zu nehmen,

kommst Du dann zurück, mein Kind?

 

Dass wir scherzen und glücklich sind,

kommst Du dann zurück, mein Kind?

 

Dass wir wieder eine Familie sind,

kommst Du dann zurück, mein Kind?

 

Jo Bill


Engel

 

Ich sagte zu dem Engel,

der an der Pforte in die andere Welt stand:

"Gib mir ein Licht,

damit ich sicheren Fußes

der Ungewissheit

entgegen gehen kann?

 

Aber der Engel antwortete:

"Gehe nur hin in die Dunkelheit

dort wartet Er auf Dich

und lege Deine Hand

in die Seine!

Das ist besser als ein Licht

und sicherer

als ein Dir bekannter Weg!

 

 

Sprichwort aus China aus der Sammlung von

Eveline M. R.


Hoffnung auf Dich

 

Es wird besser, sagen die Einen!

Es wird anders, sagen die Andern

Ich sage, wir glauben keinen,

solange wir auf Deinen Wegen wandern.

 

Alle vergangenen Tage, ohne Dich

sind Ewigkeiten in den Gedanken

sind dunkle Tage, ohne Licht

nur Hoffnung weist uns in die Schranken.

 

Unser Herz es schlägt mit Dir,

unsere Seele leer, zertrümmert

Dein junges Herz es schlägt in mir,

auch wenn es nicht die Andern kümmert.

 

Wir warten nur auf dieser Welt

bis unsere Stunden kommen,

wenn uns der Tod zu sich bestellt

wirst Du dann in den Arm genommen.

 

Zu unserer Freude seh`n wir Dich,

dann nicht nur in ewige Gedanken

sind alle Tage hell und licht,

Hoffnung besiegt, beseitigt alle Schranken.

 

Autor: Jo Bill