Dieses Buch erzählt die Tage nach dem Tot unseres Sohnes Dominik. Nach dem Tag, an dem Er in eine andere Welt, in eine andere Dimension gewechselt und ins Licht gegangen ist. Es erzählt die Gedanken, die Gefühle, die Trauer und Einsamkeit, die wir,  seine Eltern, in diesem Jahr durchgemacht haben.

 

 

 

 

 

 

 

   Dunkle Nacht

graue Tage

Dieses Buch schreibe ich für Eltern, Trauernde die gerade einen geliebten Menschen verloren haben. Sei es durch einen Unfall, eine plötzliche Krankheit oder eines natürlichen Todes. Die Trauer, die Einsamkeit, den Schmerz muss jeder bewältigen, doch die Freude, dass man diesen Menschen hat Lieben dürfen für die Zeit, die er uns begleitet hat und die Erinnerungen kann man sich bewahren. Mit diesem Buch möchte ich dazu anregen, dass man sich einen Teil dieses geliebten Menschen bei sich behält. Denn der geliebte Mensch ist deswegen nicht ganz weg und dass soll er auch nicht. Er ist zwar körperlich nicht anwesend, doch in einer anderen, in einer spirituellen Ebene, kann man mit dem geliebten Menschen in Verbindung bleiben. Meine Frau und ich sprechen mit unserem Sohn Dominik. Meine Frau macht dass zum Beispiel, wenn sie an einem Bild von Dominik vorbeigeht, dann erzählt sie ihm was sie gerade macht. Ich mache es mehr gedanklich. Ich denke mir dass was ich zu ihm spreche. Er, der ja geistig anwesend ist, wird es hören. Aber wie gesagt, dass kann jeder machen wie er es will und wie er es kann. Am Anfang möchte ich mit einem Eintrag auf der Gedenkseite von Dominik beginnen. So schreibe ich an Dominik und so trauere ich um Ihn.

 

Keiner kann vergessen sein,

wenn er in vielen Herzen lebt!


Heute, Donnerstag, der 14.03.2013

 

Lieber Dominik!

Heute ist wieder Dein Tag! So wie jeder Donnerstag für uns Dein Donnerstag ist. Der Tag an dem Dein Bruder und Du diesen schrecklichen Unfall hattet. Mama und ich vermissen Dich sehr! Du fehlst uns überall. Ob im Haus, in Deinem Zimmer, im Garten und natürlich, am meisten, im Herzen. Es tut uns in der Seele weh, da Du im Gedanken überall bei uns bist, doch körperlich können wir Dich nicht mehr spüren, dich drücken, kein Kuss auf die Wange, kein Haare schneiden, mit dir auf menschlicher Ebene reden! Wir tun dass alles zwar noch, aber eben nur mit Deinen Bildern. Wir Lieben Dich sehr und wir vermissen Deine Stimme und Dein fröhliches Wesen, Deine Art. Jeden Tag, wenn ich am Computer Deine Videos schaue muss ich weinen, obwohl es zum Lachen wäre, wenn Du noch unter uns wärst. Bei  Mama ist es noch schlimmer, da sie Deine Ansprechpartnerin war! Ihr hast Du alles erzählt. Angefangen von Schmerzen, Liebe, Traurigkeit über Zukunftspläne bis hin zu einem Enkelkind. In den letzten Wochen hast Du so gerne über Deine große Liebe zu Jenni gesprochen und was ihr schon alles für dieses Jahr geplant habt. Sie ist die  perfekte Frau für mich, hast Du immer gesagt. Ich muss Dir sagen, JA, Sie ist es! Ein Spruch passt eigentlich zu Euch und zu uns allen.

Was sich auf Erden geliebt hat, dass kann der Tot nicht trennen! Denn wer in vielen Herzen lebt, stirbt nie!

So verarbeite ich zum Beispiel den tragischen Unfalltod meines geliebten Sohnes, Dominik. Anfangs habe ich alles gesammelt, von Fotos, Videos und alles was mit unserem Sohn Dominik in Zusammenhang stand. Bei jedem Stück habe ich mir eingeredet, dass dann die Traurigkeit, die psychische Belastung, der Seelenschmerz und der wahnsinnige Druck auf meinem Herzen, nachlassen, doch es wird nicht besser oder leichter! Ich kann auch allen empfehlen, die solch einen Schmerz, solch einen Verlust eines geliebten Menschen durchmachen, alles zu tun was ihnen gerade in den Sinn kommt oder was sie ihrem Gefühl nach machen müssen. Sammelt alles, was von eurem geliebten Menschen noch auf dieser Ebene des Lebens existiert! Ob es Fotos, Videos mit seiner Stimme, Tonband aufnahmen, Sammelstücke oder wie es bei unserem Sohn Dominik war, Autoteile von seinem „Baby“ wie er sein Auto immer selbst genannt hat. Auch wenn Außenstehende vielleicht meinen ihr seid verrückt, glaubt mir dass ist nicht so! Dass alles, was ihr selber machen wollt, gehört zu eurer Trauerarbeit. Ich kann auch jedem empfehlen einen guten Therapeuten für Trauerbewältigung aufzusuchen. Er kann euch helfen, nicht nur psychisch, sondern seelisch. Die eine Stunde, die ich und meine Frau bei unserem Therapeuten verbringen, ist richtig befreiend. Natürlich sprechen und weinen wir gemeinsam auch zu Hause! Doch diese eine Stunde, klopft es nicht an der Tür und du musst dir die Tränen vom Gesicht wischen damit die Anderen es nicht sehen wie du dich grämst! Du musst nicht schnell von etwas Anderem sprechen, denn die Anderen müssen dass nicht hören! Diese eine Stunde kann man sich alles von der Seele sprechen und man kann weinen ohne ermahnt zu werden von Menschen die keine Ahnung haben wie es in einem ausschaut der ein eigenes Kind verliert. Ich möchte damit niemanden eine Vorschrift machen sondern nur darauf hinweisen dass jeder dass machen muss wozu er selber bereit ist und vor allem wozu er in diesem Moment im Stande ist! Vor einiger Zeit habe ich einen Text gelesen, der mich auch ganz schön erschüttert hat. Ein Mädchen hat an einer Universität ein Gedicht an eine Mutter geschrieben, die ihren Sohn auch bei einem Unfall verloren hat und das, wegen einem betrunkenen Lenker, der ihm frontal in die Seite gefahren ist.

 

Warum, Mama?

 

Warum Mama? Ich ging zu einer Party, Mama, und dachte an deine Worte. Du hattest mich gebeten, nicht zu trinken, und so trank ich keinen Alkohol. Ich fühlte mich ganz stolz, Mama, genauso, wie du es vorher gesagt hattest. Ich habe vor dem Fahren nichts getrunken, Mama, auch wenn die anderen sich mokierten.
Ich weiß, dass es richtig war, Mama, und dass du immer Recht hast. Die Party geht langsam zu Ende, Mama, und alle fahren weg. Als ich in mein Auto stieg, wusste ich, dass ich heil nach Hause kommen würde: Aufgrund deiner Erziehung - so verantwortungsvoll und fein. Ich fuhr langsam an, Mama, und bog in die Straße ein. Aber der andere Fahrer sah mich nicht und sein Wagen traf mich mit voller Wucht. Als ich auf dem Bürgersteig lag, Mama, hörte ich den Polizisten sagen, der Andere sei betrunken. Und nun bin ich diejenige die dafür büßen muss. Ich liege hier im Sterben, Mama, ach bitte, komm doch schnell. Wie konnte mir das passieren? Mein Leben zerplatzt wie eine Seifenblase. Ringsherum ist alles voll Blut, Mama, das meiste ist von mir. Ich höre den Arzt sagen, dass es keine Hilfe mehr für mich gibt. Ich wollte dir nur sagen, Mama, ich schwöre es, ich habe wirklich nichts getrunken. Es waren die anderen, Mama, die haben einfach nicht nachgedacht. Er war vielleicht auf der gleichen Party wie ich, Mama. Der einzige Unterschied war nur: Er hat getrunken, und ich werde sterben. Warum trinken die Menschen, Mama? Es kann das ganze Leben ruinieren. Ich habe jetzt starke Schmerzen, wie Messerstiche scharf. Der Mann, der mich angefahren hat, Mama, läuft herum und ich liege hier im Sterben. Er schaut nur dumm aus der Wäsche. Sag meinem Bruder, dass er nicht weinen soll, Mama. Und Papa soll tapfer sein. Und wenn ich dann im Himmel bin, Mama, schreibt "Papas Junge" auf meinen Grabstein. Jemand hätte es ihm sagen sollen, Mama! Nicht trinken, denken und dann fahren. Wenn man ihm das gesagt hätte, Mama, würde ich noch leben. Mein Atem wird kürzer, Mama, ich habe große Angst. Bitte, weine nicht um mich, Mama! Du warst immer da, wenn ich dich brauchte. Ich habe nur noch eine letzte Frage, Mama, bevor ich von hier fortgehe: Ich habe vor dem Fahren nie getrunken, warum bin ICH dann derjenige, der sterben muss?

 

Also sie sehen, es gibt auch junge Mensche, die solch ein Trauma erst verarbeiten müssen. Dieser Junge war ein Freund des Mädchens, die dieses Schreiben an seine Mutter weitergab. Für mich sind auch junge Menschen, die besten Freunde meines Sohnes, wichtig. Sie kommen seit vier Monaten ab und an vorbei bei uns, weil sie echte Freunde waren und immer noch sind. Denn das hinübergehen eines geliebten Menschen in einen anderen Raum, in ein neues Universum oder hinter einen Spiegel der Zeit, bedeutet nicht, dass man Ihn vergessen muss, nur weil er körperlich nicht mehr da ist. Im Herzen, in der Erinnerung, in der Seele existiert dieser geliebte Mensch ja noch. Man kann mit ihm reden und ihn, wann immer man will, auch beim Namen ansprechen, wie man es immer getan hat. Darum ist es, glaube ich, wichtig den Kontakt zu den Freunden, Schulkameraden, Spielgefährten nicht ab zu brechen, sonder mit ihnen über den geliebten Menschen zu reden, mit ihnen zu weinen aber auch mit ihnen zu lachen, wenn sie über den geliebten Menschen eine Episode aus seinem Leben erzählen und es lustig war mit Ihm. Die Freunde meines Sohnes haben sogar Geschichten aufgeschrieben, haben sie mir übermittelt und ich habe ein Buch über die letzten Jahre meines Sohnes geschrieben. Nur für seine Freunde.

 

06.12.2013 Ein Jahr

 

Mittlerweile ist ein Jahr vergangen und der Schmerz über den Verlust unseres Sohnes ist noch nicht leichter, besser oder anders geworden! Zumindest nicht für mich! Ich denke viel darüber nach, warum so ein junger Mensch aus dem Leben gerissen wird und ich sitze da, an seinem Computer und schreibe meine Gefühle in ein Buch, vielleicht für Menschen, die diese Gefühle gar nicht verspüren! Ich schreibe, ich mache Bilder, ich habe eine Gedenkseite eingerichtet und eine eigene Homepage, um Allen einen Einblick in unser, nun trauriges, trostloses, Leben zu geben! Ich habe zwar nichts davon, aber ich mache das nur, damit man unseren Jungen, Dominik, nicht vergisst und dass Er bei seinen jungen Freunden immer präsent ist! Sie, seine besten Freunde kommen immer noch bei uns vorbei und schauen rein und immer wieder erfahren wir neue, aber schöne, Geschichten über Dominik! Ich hoffe mit meinem Tun, dass ich Ihn nicht verärgere und frage Ihn auch danach, wenn wir an seinem neuen Zuhause stehen und in uns gehen. Ja, seit einem Jahr, gehen wir, meine Frau und ich, täglich zweimal an sein neues Zuhause und wenn ich an die schöne, gemeinsame Zeit denke, kommen immer noch Tränen! Dann wird mir immer bewusst, dass mir mein eigenes Leben eigentlich gar nichts mehr bedeutet und ich in meiner menschlichen Hülle hauptsächlich noch für meine Frau und unseren zweiten Sohn, Michael, auf dieser Welt herum wandle! In meinem Innern, zwischen Seele und Herz, tickt eine Bombe, die ich nicht kontrollieren kann und die mich, jeder Zeit, in Stücke zerreißt! Jeder der diese Seiten liest, wird denken ich werde verrückt oder bin es schon, doch dem ist nicht so! Auch unserem Therapeuten habe ich das gesagt und er machte mir mit seinen Worten klar, dass ich eigentlich seit dem 06.12.2012 eine Pausetaste, in mir, gedrückt habe. Das heißt, ich bin in der Zeit stehen geblieben und warte, oder lauere, nur auf den Zeitpunkt, an dem ich unseren Sohn, Dominik, wieder in die Arme schließen kann! Bei meiner Frau ist dass wieder ganz anders. Sie hat sich mit Ihren Büchern, die sie liest, eine Welt aufgebaut, in der Dominik mit ihr lebt und bei Ihr ist! Sie spricht mit Ihm, so als würde Er neben ihr stehen oder gehen! Ich kann es zwar nicht nachvollziehen, aber jeder muss mit dieser Situation so fertig werden wie er es für richtig hält! Viele Eltern haben wir in der Zwischenzeit kennen und lieben gelernt, die auch einen Ihrer Lieblinge verloren haben! Manche sind noch schwerer betroffen als wir! Das mag jetzt keiner glauben, aber das gibt es. Ich habe ein Elternpaar über die Gedenkseiten kennen gelernt, wo zwei Brüder, innerhalb eines Jahres, von Ihnen gegangen sind! Wäre dass uns passiert, könnte ich wohl diese Seiten nicht mehr schreiben! Da ich nun schon so oft meine Gedenkseite erwähne, möchte ich Ihnen gerne einige Zeilen daraus, die uns auch Betroffene hineingeschrieben haben, preisgeben!

 

02.01.2013

Lieber Billy
Ich hoffe Dir geht es gut, dort wo Du gerade bist! .....Beschütze bitte von dort oben Deine Mama, Papa und Deinen Bruder Michael mit seiner kleinen Familie! Wir werden uns sicher irgendwann Wiedersehen!


02.01.2013

Eine Kerze für Dich Dominik...Worte sind überflüssig, denn es ist schrecklich was passiert ist. Nichts kann trösten...unfassbar...viel Kraft den Eltern...


16.01.2013

Wie dein Lieblingssänger singt: "Irgendwann sehen wir uns wieder!" Wir wissen nur nicht wann? Du bist uns nur vorausgegangen, auf dem Weg, den auch wir einmal gehen müssen!
Ich bin mir sicher, dass es Dir dort, wo Du nun bist, sehr gut geht, und in unseren herzen bist Du immer bei uns!

 

14.05.2013

Von mir

Dominik, Spitzlbua, geliebter Sohn!
Immer öfter verspüre ich jetzt zunehmend meine Sehnsucht, zu Dir zu wollen, Dich wieder in den Arm nehmen zu können, Deine Kraft zu spüren! Wenn wir bei Deinem neuen Zuhause stehen und ich streichle Dein Bild, wünsche ich mir die Zeit zurück, wo ich Dir die Haare schneiden durfte. Wenn wir im Wohnzimmer saßen und ich kitzelte dich leicht am Hals, hast Du so herzhaft gelacht und Du wolltest dann immer meinen Fuß erwischen um mich auf der Sohle zu kitzeln. Das soll nun Alles nicht mehr sein! Nein, das kann und will ich nicht glauben! Wir vermissen dich so stark, obwohl es uns vorkommt, als ob Du erst heute Morgen fort gegangen wärst. Ein Anruf von Dir, dass ich Dich von der Party hole, bei der Du jetzt bist, genügt und ich hole Dich! Alles würde ich dafür geben, dass das Handy läutet und Du sagst: "Papa, kannst du uns holen!" Doch es bleibt still! Ich kann das nicht glauben! Wir waren doch so glücklich! Wir alle! Warum hat man uns das angetan? Welchen Sinn hatte dieser scheiß Unfall? Warum nur? Diese Frage quält uns immer wieder. Doch keiner kann sie beantworten. Ich hoffe und Glaube daran, dass es Dir gut geht, wo Du jetzt bist.

Dein, Dich immer liebende Papa.

 

 

13.05.2013

Von Mama

Dominik, mein Schatz!
Auch wenn wir nun andere Erfahrungen in unterschiedlichen Welten machen müssen, werde ich Dir auch weiterhin von meinen zukünftigen Erlebnissen berichten. Ich weiß und spüre, dass Du mich begleitest, auch wenn wir uns nicht sehen können. Ich weiß von den kurzen Jahren, die wir Dich begleiten durften, dass Du mich unterstützen und beistehen wirst, auch wenn Du körperlich nicht anwesend sein kannst.
Durch Dich erlebte ich Glücksmomente, wundervolle 22 Jahre und unzählige, kostbare Augenblicke des Miteinanders! Dafür empfinde ich, Dir, meinem Sohn gegenüber, große Wertschätzung und Liebe!
Deine Dich immer liebende Mama.

 

16.12.2013

Von einer Freundin

Wenn Du ein Kind verlierst, erleidest Du viele Verluste:
Du verlierst ein Stück von Dir, 
Du verlierst eine Illusion,
Deinen Lebenssinn und Deine Lebensvorhersehbarkeit.
Die Ordnung Deines Universums gerät durcheinander,
Du verlierst Deine Zukunft.
Du bist nicht mehr da wo Du mal warst,
aber Du bist überall wo wir sind.
Ihr seid in unseren Herzen!

 

16.12.2013

Ich werde Leben, solange euer Herz schlägt.
Ich werde Leben, solange ich bei euch einen Platz im Herzen habe.
Ich werde Leben, solange ihr euren Weg geht.
Ich werde Leben, solange in eurem Leben ein Lächeln erscheint.
Wenn ihr mich sucht, dann sucht ich in euren Herzen.
Wenn ihr mich dort findet, dann lebe ich in euch weiter.

Nun habe ich Ihnen einige Seiten präsentiert, aus "www.Gedenkseiten.de" von Dominik! Viele haben diese Seite schon besucht, doch nicht Alle schreiben etwas hinein oder zünden eine Kerze an! Doch Alles, was auf diesen Seiten steht zeugt davon, dass wir einen beliebten Jungen hier auf Erden hatten und in seiner neuen Heimat haben! Dort hat Er schon seit Seinem Abschied, auch viele Freunde, die sich auf die lange Reise begeben haben, in Empfang genommen und kennen gelernt! Am Anfang unserer Trauerzeit habe ich auch viele Bücher gelesen, wie zum Beispiel von, Elisabeth Kübler-Ross, Helga König, Bernard Jakoby und Roland Kachler. Doch ich glaube, jeder muss seinen eigenen Weg finden mit der Trauer fertig zu werden und man lässt sich in dieser schweren Zeit auch ungern Vorschriften machen, da man doch, wenn man ein Kind verliert, ein schweres, traumatisches Erlebnis hinter sich hat. Eigentlich gibt es nichts Schlimmeres! Man erlebt im Laufe seines Lebens so viele Trennungen, wenn Eltern sterben, ein Bruder, eine Schwester, eine Nichte und noch viele mehr, doch ein Kind zu verlieren, meinen Sohn zu verlieren, ist für mich dramatischer, als alles andere! Ich lese auch heute noch in manchen Büchern nach und schreibe nun einige Ausschnitte aus Fachbüchern hier nieder. Wir durchwandern jetzt Niederschriften, vom Anfang des Abschieds, bis hin zu verschiedenen Trauerfeiern in der ganzen Welt!


Der Abschied


Der kurze Abschied  von einem geliebten Menschen, vor einer Reise, fällt schon schwer, wie die bewegenden Szenen an Bahnhöfen oder Flughäfen oft genug zeigen. Muss es aber ein Abschied für immer sein, weil der geliebte Mensch von uns gegangen ist, so ist dieser Schritt viel schwerer zu bewältigen. Die Endgültigkeit des Weggehens ist sehr schwer zu akzeptieren, und die Vorstellung, den geliebten Menschen nie wieder zu sehen, ist erschreckend und treibt oft viele Menschen in die Verzweiflung. In unserer heutigen Gesellschaft hat sich der Tod daher zu einem Feind entwickelt, vor dem die meisten Menschen die Augen verschließen und mit dem sie sich nicht auseinander setzen wollen. Tod und Sterben sind Tabuthemen, bis das Schicksal jemanden durch einen Todesfall unerbittlich dazu zwingt, sich mit der Sterblichkeit zu beschäftigen. Wenn man dies jedoch schon vorher tut, so kann der Tod seinen übergroßen Schrecken verlieren und wieder als das begriffen werden, was er ist: Bestandteil des natürlichen Kreislaufs von Werden und Vergehen. Der Tod gehört zum Leben!


Die erste Zeit der Trauer


Sehr wichtig ist es in der ersten Zeit nach dem Trauerfall auch, dass der trauernde Mensch ein offenes Ohr findet und seine Gefühle frei ausdrücken kann. Ermahnungen, sich doch zusammen zu reißen, sind in dieser Zeit eher fehl am Platz; der Trauernde braucht das Gefühl, auf einen verständnisvollen Gesprächspartner zu treffen, bei dem er sich ohne Schranken auch einmal ausweinen kann. Wenn man einen trauernden Hinterbliebenen bei der Bewältigung seines Kummers unterstützen möchte, sind neben dem offenen Ohr und der Schulter zum Ausweinen auch tröstende Worte ein wichtiger Faktor. Fehlen die eigenen Worte, so helfen dabei zum Beispiel auch Trost spendende Bücher, die viele Anregungen geben, wie man den Tod betrachten kann und welche Hoffnung selbst im Tod liegt. Die rechtzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema der Sterblichkeit kann auf diese Weise dabei helfen, selbst den Verlust eines geliebten Menschen als Teil des Lebens zu begreifen und zu verwinden. Gerade bei so starken Gefühlen wie dem Schmerz und der Trauer um den verlorenen Menschen ist es sehr hilfreich, wenn man diese Gefühle äußert. Das kann im Gespräch mit einem anderen Menschen geschehen, aber auch das Aufschreiben von Gefühlen hilft, sich ihnen zu stellen und sie besser zu verstehen – der erste Schritt auf dem Weg, sie zu verarbeiten. Hier tun sich trauernde Männer oft etwas schwerer als Frauen, weil sie mehr dazu neigen, Gefühle zu kontrollieren und zu beherrschen, als sie auszuleben.

Denn Trauer ist kein einfaches Gefühl, sondern besteht aus vielen Komponenten. Es spielen Schmerz, Einsamkeit, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Schuldgefühle, Wut, Aggression und Resignation mit, die in den verschiedensten Kombinationen auftreten können. Wenn man über seine Gefühle spricht oder sie aufschreibt, ist man gezwungen, dieses Gefühlsgemisch zu entwirren und näher zu betrachten; darin besteht die heilsame Wirkung von Gesprächen und Tagebüchern.

Wenn die Worte fehlen, kann man seine Trauergefühle auch durch Taten und Aktionen ausleben. Gerade körperliche Aktivitäten sind sehr dazu geeignet, Gefühle wie Wut oder Verzweiflung auszuleben und dabei die innere Anspannung etwas zu lösen. Aber auch künstlerische Betätigungen können zum Ausdruck von Trauer dienen, etwa Malen oder Musizieren oder ein Buch über seine Gefühle zu schreiben!

Wenn einen der Todesfall sehr stark aus der Bahn geworfen hat und man in einer Trauerphase fest steckt und nicht weiter weiß, kann man sich Unterstützung bei einem professionellen Trauerbegleiter holen. Trauerbegleiter haben eine spezielle Ausbildung durchlaufen und können in jeder Phase der Trauerbewältigung mit entsprechenden Methode und Ratschlägen den Trauernden zum nächsten Schritt hin begleiten. Wer religiös orientiert ist, kann sich einen geistlichen Seelsorger suchen, für die eher weltlich orientierten Menschen gibt es speziell ausgebildete Psychologen und Therapeuten.

Der Tod eines Menschen stellt eine so gewaltige Zäsur im Leben der Hinterbliebenen dar, dass sie für jede Unterstützung dankbar sind, die ihnen in dieser schweren Zeit gewährt wird. Die richtigen Worte können eine große Hilfe darstellen, da sie Kraft geben können, Trost spenden, Hoffnung aufzeigen oder Wertschätzung übermitteln, die Balsam für die trauernde Seele ist. Viele Menschen, die gerne den Angehörigen ihr Beileid aussprechen möchten, finden sich jedoch selbst in der Sprachlosigkeit der Betroffenheit wieder und wissen nicht, wie sie ihre aufrichtige Anteilnahme in die richtigen Worte kleiden können.


 Gedichte und Sprüche


Wenn ich tot bin, geht alles ohne mich,
geht alles über mich hinweg,
hoch über mir geht es weiter,
das Leben, wie man das so nennt,
alles geht weiter.
Nur ich, der ich tot bin,
der ich daliege reglos
mit geschlossenen Augen
im Dunkel der Erde
ich höre auf.

Kann auch sein,
ich höre dann auf die Stille,
die mich umgibt.
Am Ende, heißt es,
ist darin am Anfang ein Wort,
eine unwiderstehliche Stimme.
Die nennt meinen Namen.
Die singt in mir.
Die heißt mich aufstehen.

Eine Kraft hebt mich hoch
Und über alles hinaus
in ein unbeschreibliches Licht.
Seht doch, ich sage dann,
seht, ich lebe schon,
da ihr noch tot seid.


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Als du auf die Welt kamst,
lachten alle und nur du weintest.
Du hast dein Leben so gelebt,
dass als du starbst,
alle weinen und nur du lächelst.


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Der Mensch ist Gast auf Erden.
Und wenn er dort auch Heimat fand
So kehrt er doch zu seiner Zeit
Zurück ins ew'ge Heimatland.

Die Tränen alle, die ich weine,
du siehst sie nicht, nicht meinen Schmerz.
Was ich an dir verloren habe,

das allein weiß nur mein Herz.


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Dieser Riss in meiner Seele!
Ach, wie ich mich täglich quäle.
Rastlos bin ich, ohne Ruh',
was mir fehlt bist einzig Du!



"Der Tod ist nichts.

Ich bin nur auf die andere Seite übergegangen!

Siehst du, alles ist gut!

Du wirst mein Herz wieder finden.

Also, bitte, trockne deine Tränen und weine nicht,

wenn du mich liebst!"



Du bist ein Schatten am Tage
und in der Nacht ein Licht.
Du lebst in meiner Klage
und stirbst im Herzen nicht.
Wo ich auch nach dir frage,
finde ich von dir Bericht.
Wo ich mein Zelt aufschlage,
da wohnst Du bei mir dicht.


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Er sprach zu mir: Halt dich an mich,
es soll dir jetzt gelingen;
ich gebe mich selber ganz für dich,
da will ich für dich ringen;
denn ich bin dein und du bist mein,
und wo ich bleibe, da sollst du sein;
uns soll der Tod nicht scheiden.



Nun meine lieben Leser, nun sind wir an einem Punkt angelangt, an dem ich Euch nicht mehr sage was Ihr tun könnt oder wollt, sondern nun möchte ich meine Gedanken und meine Seele nach außen stülpen und Euch, die Ihr vielleicht selbst Betroffene seid oder die dieses Buch lesen, meine Gefühle, die sich in mir seit dem 15.12.2012 aufgestaut haben preisgeben. Den Abschied und Dominiks letzter Weg ist ja im ersten Buch "Was bleibt ist, Erinnerung!" deutlich niedergeschrieben! Doch nun möchte ich die Zeit danach, wie ich mich gefühlt habe, was meine Gedanken waren und sind, welche Situationen für mich schwer waren, wie weit ich in meiner Verarbeitung dieses Traumas bin und welche Angst damit verbunden ist! Dies alles möchte ich hier nieder schreiben und preisgeben. Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verlieren, Geld damit zu verdienen! Ich möchte dies Alles nur mit Euch teilen und vielleicht geht es dem Ein oder Anderen genauso! Es ist nun ein Jahr vergangen, seit Dominik seinen Weg in die neue Heimat angetreten hat, doch im Moment ist Er bei mir und hilft mir, damit ich dies Alles niederschreiben kann! Ich schreibe dies an Seinem Computer, in Seinem Zimmer, von Ihm umgebend, Sein Geruch liegt hier in der Luft und beruhigt mich! Nun fängt dieses Buch erst richtig an!

DUNKLE NACHT, GRAUER TAG

Mitte Dezember 2012

 

"DOMINIK ............., DOMINIK ......., DOMINIK!"

ich laufe und laufe, schreie den Namen meines Sohnes, drehe mich um, sehe nichts, laufe weiter und weiter, ich bekomme keine Luft mehr, mein Herz rast! Ich rufe wieder und wieder seinen Namen: "DOMINIK.........., DOMINIK.....! Plötzlich spüre ich, wie mich jemand an meinem Arm herumreißt und

ich schlage meine Augen auf. vor mir sehe ich das Gesicht meiner Frau, Annemarie: "Du hast im Traum geschrieen," sagte sie. Ich war Schweiß gebadet, musste mich umziehen, doch es war noch dunkle Nacht und ich ging noch mal zu Bett. Doch an Schlaf war nicht zu denken! In meinem Kopf schwirrten die Gedanken und Bilder, von Deinem letzten Weg, herum! Warum musste ich meinen 22 Jahre jungen Sohn auf diesem Weg begleiten, bis zu seinem neuen Zuhause! Wir sagen immer Dein neues Zuhause, da wir das andere Wort nicht über unsere Lippen bringen! Ein Bild von Dir auf meinem Nachttisch ist hell beleuchtet von einem Teelicht, ich schaue Dich an und meine Fantasie oder mein krankes Hirn spielt mir einen Schabernack, denn ich bilde mir immer ein, dass Du mich anlächelst und Dein Lächeln immer mehr wird! Würde ich doch nur irgendein Zeichen von Dir bekommen! Doch irgendwann in dieser Nacht, ich weiß nicht wie spät es war, fielen mir dann doch die Augen zu. Ich war dann sofort munter, sobald sich Mama neben mir rührte oder bewegte! So gegen Vier Uhr Dreißig stand dann Mama auf, denn auch sie konnte nicht schlafen und hatte schlecht geträumt! Ich besprach dann mit Ihr, dass wir etwas brauchten um besser Schlafen zu können! Denn seit Deinem Tag, dem 06.12.2012, schliefen wir ein bis zwei Stunden und irgendwann würde uns dass fertig machen! Obwohl ich von mir aus sagen konnte, dass es mir überhaupt keine Rolle gespielt hätte, wäre es so gewesen! Wir redeten, zu dieser Zeit nicht viel, doch wenn wir redeten, dann nur von Dir und im selben Moment mussten wir Beide wieder weinen und nahmen uns in die Arme um uns gegenseitig Trost zu spenden, nur mit dieser Berührung! Deine "Besten," kamen uns auch öfter besuchen! Verena, Karsten und Roman, auf diese drei war Verlass! Es half uns auch, wenn sie da waren, doch wenn sie gingen, dann kamen die Gedanken, dass doch auch Du normaler Weise dabei sein solltest! Ich verfiel immer mehr in der Einsamkeit! Nicht jetzt von Mama, Michael und Lyane, nein! Ich verfiel in meine eigene Einsamkeit! In meinem Innersten war ich Einsam! Ich dachte immer mehr an Dich und dass Du eigentlich ja bei Mama sein solltest! Ihr Sohn sollte sie stützen, wenn der Vater den letzten Weg gehen musste, doch jetzt war es anders! Ich musste Mama stützen und Sie, auch mich! Es stimmte alles nicht zusammen in meinen Gedanken! Du warst unsere Zukunft, denn Michael hat ja seine Zukunft schon aufgebaut, der braucht doch seinen alten Herrn nicht mehr! Doch auch ein Vater kann sich irren! Michael brauchte uns mehr denn je! Ihm geht es nicht besser als uns! Er hat noch schlimmere Alpträume von Dir! Denn Er, Dein Bruder, war dabei, bei diesem Unfall! Sein Trauma muss ja noch viel ärger sein, denn Er sah Dich sterben! Als ich einmal im Spital war, um mein Knie anschauen zu lassen, kam eine junge Schwester auf mich zu und fragte mich, was mir denn der Nikolaus gebracht hat! Ich weiß, Sie kann nichts dafür und wusste auch die Umstände nicht, doch ich gab Ihr zur Antwort: "Der Nikolaus ist für uns gestorben, denn er hat meinen Sohn umgebracht!" Sie war sehr erschrocken, als ich das sagte und entschuldigte sich bei mir! Es tat Ihr leid, dass sie gefragt hatte.

Nach einigen Tagen gingen wir dann zum Arzt um uns Hilfe zu holen, damit wir besser schlafen konnten. Er gab uns auch den Rat, einen Therapeuten aufzusuchen und uns von diesem betreuen zu lassen! Nun hatten wir für den Tag Antidepressiva und für die Nacht Tabletten die uns müde machten! Endlich wieder einmal richtig schlafen, dachten wir! Aber die Träume konnten auch diese Tabletten nicht unterdrücken! Doch Mama und ich lasen zu dieser Zeit auch viel! Bücher die uns halfen ruhiger zu werden und uns einführten in das Leben mit Dir! Du, wo Du auch bist oder Deinen Weg gehst, bist immer bei uns und begleitest uns, in unseren Herzen, in unseren Gedanken und unsere Seelen begleiten Dich! Mir wurde das lesen dann allmählich zu viel und ich dachte bei mir, ich könnte doch auch etwas tun, für Dich, für Deine Freunde, für uns Alle! Dann kam meine Zeit in Deinem Zimmer, an Deinem Computer! Ich wollte Deine Facebook Seite öffnen, kannte aber Dein Passwort nicht. Zum Glück kam am nächsten Tag, Karsten, Dein bester Freund vorbei und den fragte ich ob er es wüsste. Ich hatte Glück! So fing ich an Deine Freunde auf FB anzuschreiben, was eigentlich nicht lustig war, aber Alle schrieben auf einmal: "Was ist da los, Billy schickt eine Nachricht!" Alle waren ganz aufgelöst, bis Jenni, Deine große Liebe, Ihnen zurück schrieb, dass ich es bin, Dein Papa, der auf Deiner Seite schreibt. Dann machte ich selbst eine Seite für mich und Deine Seite führe ich auch weiter. Auf Deiner Seite schreibe ich aber meist in Mundart, da es die meisten Deiner Freunde von Dir so gewohnt waren. Das war für mich, als würdest Du neben mir sitzen und mir Anweisungen geben, wie ich es machen sollte. Doch manches Mal überkam mich auch Wehmut, dass es nicht so war, dann schaltete ich meist ab und dachte bei mir, was ich noch machen könnte um Deinen Freunden, Dich, immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ich war besessen davon! Ich bin besessen davon! Alles würde ich tun, damit sie Dich nicht vergessen!

 

Anfang Jänner 2013


Genau am 01.01.2013 richtete ich eine Gedenkseite ein, die ich jetzt immer wieder öffentlich teile, um sie Deinen Freunden zugänglich zu machen, damit auch sie Dir so ab und zu eine Kerze anzünden können! Es gibt darin Bilder zum anschauen, Videos und ein Kondolenzbuch, wo sie sich eintragen können! Es war auch um diese Zeit, wo ich anfing Deine Freunde anzuschreiben, ob sie vielleicht noch Fotos von Dir haben oder Videos, die sie bei Euren Partys aufgenommen haben. Die Resonanz, die ich bekam, war ein Wahnsinn! Jeden Tag bekam ich neue Bilder und Videos von Dir. Die meisten Bilder bekam ich von Muki, mit der Ihr ja fast jedes Wochenende fort wart, auf Partys oder Clubbings! Viele meldeten sich erst später, doch es war ein Reichtum an Bilder, die ich jetzt, von Dir, hatte! Natürlich speicherte ich Alle auf dem Computer und falls mit dem Computer einmal was nicht stimmte, speicherte ich sie auch auf einem USB-Stick! Aus jedem Bild schnitt ich Deine Büste aus, damit ich Dein Gesicht von jedem Bild hatte und war es noch so klein! Ich bin wirklich besessen!

Dann bat ich Jenni darum, die neun glücklichen Monate, die sie mit Dir verbracht hat teilweise auf zu schreiben. Was Ihr gemacht habt, was Deine Eigenheiten so auf den Partys waren und vor Allem, wie Ihr euch kennen gelernt habt! Auch Verena und Karsten schrieben mir einige Geschichten auf, die sie mit Dir erlebt hatten. Freunde, die ich am Anfang gar nicht kannte, schrieben mich an und Alle, also wirklich Alle, schrieben immer nur Gutes über Dich! Ich wollte ganz einfach alles über Dich erfahren! Da fing ich dann an Dein Buch zu schreiben "Was bleibt ist, Erinnerung" und Deine besten und guten Freunde, wollten es Alle haben! Es war eine einerseits traurige Arbeit, aber dieses Buch stillte ein wenig meine Wehmut! Oft musste ich mit dem Schreiben aufhören, da ich vor Tränen die Schrift nicht mehr sah, doch es gab auch Momente, die mich mit Stolz und Freude erfüllten, wenn ich Berichte von Deinen Freunden las und diese nur Gutes und Lustiges über Dich berichten konnten! Doch diese Anfangsfase der Trauer über unseren Verlust Dich, geliebten Sohn, verloren zu haben war auch ein beschwerlicher Weg! Deine Tante Evi hat uns oft Ihre Zeit geopfert, um mit uns überall hin zu fahren. Wir brauchten ja auch einen Anwalt, der Dich vor Gericht vertritt, da die Versicherung des Fahrers, der Dir ins Auto gerast ist, nicht zahlen wollte und bis heute nicht will! Doch davon später! Jeden Tag schaute ich mir Deine Fotos an, Deine Videos, Deine Späße, Dein Lachen, Dein ganzes Ich, nahm ich in mir auf und oft weinte und weine ich, wenn ich Dich auf dem Bildschirm sehe. Deine Bewegungen, Deine ganze Aura, Alles von Dir, mein geliebter Sohn, bringt mir Freunde und zugleich Tränen, weil Du real nicht mehr bei mir sein kannst!

Am 04.01.2013 war es dann soweit! Ich veröffentlichte das erste Video von Dir auf FB auf YouTube und stellte es auch auf Deine Gedenkseite. Falls es sich jemand anschauen will, ich gebe sehr gerne die Adressen bekannt: http://youtu.be/5hmUF6ht4tA

 

www.gedenkseiten.de/DominikBilek

 

Es ist eigentlich ein trauriges Video, denn es zeigt Deinen letzten Weg, oder wie Deine Mama immer sagt, Deine Hochzeit, denn wir hatten für Dich Alles in weiß! Nach diesem Video folgten dann eigentlich fast wöchentlich ein Video nach dem Anderen! Doch für mich war und ist es immer noch nicht genug! Wir fuhren oder gingen zu dieser Zeit, also Mama und ich, jeden Tag vier bis fünf Mal zu Deinem neuen Zuhause und schauten  nach ob noch Alles in Ordnung war. Ich plante auch Dein neues Haus, es sollte ausschauen wie Dein Auto! Schwarz und die Motorhaube und das Dach sollten weiß sein! So kann ich Dir auch jetzt noch, wie früher, bei Deinem Auto helfen, wenn etwas nicht in Ordnung ist! In Deinem Zimmer saß ich jetzt und fing an Bilder mit Dir zu machen und Jenni hatte eine gute Idee! Sie machte auf FB eine Seite für Dich und Deine Freunde! "R.I.P. Billy, Du bist der Beste" heißt diese Seite! Somit dachte ich, so etwas könnte ich auch machen und entwarf die Seite, "Abschied und Trauer von Billy, Bil Leey, Dominik Bilek" und danach kam gleich eine Seite für Alle FB Freunde "Abschied und Trauer" nannte ich sie! Dann kam das erste Schreiben von unserem Anwalt, am 19.03.2013, in dem die Gegenpartei alles bestritt! Ich saß da und las das Geschriebene, dann dachte ich bei mir, dass kann es doch nicht sein, dass dieser Dreckskerl so glimpflich davonkommt! Ich fing wieder an zu weinen, aus Trauer, aus Zorn und Wut! In meiner Aufregung schrieb ich dem Anwalt zurück, dass es das nicht sein kann und er solle Alles unternehmen damit Dir Gerechtigkeit widerfährt! Dann machte ich einen groben Fehler, der mich noch tiefer in die Trauer warf! Ich wollte unbedingt wissen, was Du für Verletzungen gehabt hast und schrieb dies auch meinem Anwalt. Doch dazu komme ich noch später! Du warst doch so schön, an diesem 12.12.2012! Da sahen wir keine Verletzungen! Nur kalt war Dir. Mama und ich versuchten Dich zu wärmen, wir küssten Dich auf Deine Wangen, auf Deinen Mund, Deine Hände hielten wir in den Unseren und ich streichelte Dir immer wieder über Dein Gesicht und Deine Augen. Ich wollte sie öffnen, Deine blauen Augen und irgendwie glaubte ich plötzlich an das Märchen vom Dornröschen! Vielleicht können wir Dich auch wach Küssen und Du machst Deine Augen auf und sagst, was wollt Ihr denn Alle da? Doch im richtigen Leben spielt es leider keine Märchen! Wir durften nicht lange bleiben und mir tat es dann so weh, als ich sah, dass der Deckel von Deinem Bett zugemacht wird und ich Dich nicht mehr sehen konnte! Nun sitze ich in Deinem Zimmer und sah erst richtig, wie stark Du verletzt warst! Fürchterlich! Schreien könnte ich und immer wieder das selbe Wort:


"WARUM, WARUM GERADE MEIN GELIEBTER SOHN, WARUM?"


Nur die Zeit, wo ich an Deinem Computer sitze, Bilder mache, an Dich schreibe, an Dich denke, mit Dir rede, diese Zeit wird dann grau und es geht mir, so halbwegs, gut! Auch mein Körper ist nicht tot, denn der muss funktionieren, für Mama, Michael und unsere Familie! Doch meine Gefühle anderen Menschen gegenüber, die sind tot! Zu unserem Therapeuten habe ich auch gesagt, wenn er jetzt vor mir umfallen würde, ich würde keinen Finger rühren, weil es mich eben nicht berührt! Er sagte dann zu mir, was ich am Schluss, von unserem Gespräch, auch bestätigte, dass ich in mir sozusagen eine Pausetaste gedrückt habe, ich bin in dem Tag gefangen, wo ich mit meinem Jungen, unserem Dominik, die letzte Zigarette rauchte und ich komme nicht weiter, weil ich selbst gar nicht weiter will, bis zu dem Tag, wo ich selber den Weg von Dominik beschreite! Ich spüre auch, dass es wirklich so ist!

Was mir emotional noch unvergessen bleibt, ist die Tatsache, dass Du mein Sohn nie vom Tod gesprochen hast, in Deinen 22 Jahren, doch es muss zwei oder drei Wochen vor dem 06.12.2012 gewesen sein, Ich schaute im Wohnzimmer noch fern und Mama sagte noch zu mir, dass Sie jetzt schlafen gehe, damit auch Du nicht zu lange auf bist, da Du am nächsten Morgen ja zur Arbeit musstest. Sie ging also zu Dir, in Dein Zimmer und sagte zu Dir, dass Du zu Bett gehen solltest, damit Du am Morgen ausgeschlafen bist und ich höre heute noch ganz deutlich Deine Antwort: "Ach Mama," hast Du gesagt, "wenn ich da unten liege, da kann ich schlafen genug!" So haben wir Dich nie reden hören, doch zu diesem Zeitpunkt, dachten wir gar nicht darüber nach. Doch danach kommen so kleine Bruchstücke immer mehr in den Vordergrund und wir fragen uns, warum hast Du gerade dass damals gesagt? In den Büchern steht immer, die meisten spüren wenn Ihr Tag kommt, aber jetzt nicht so, dass man weiß, wenn dieser Tag ist, sondern man macht Andeutungen, Bemerkungen, die man selber eigentlich gar nicht wahr nimmt! Auch an unserem Letzten Tag, oder besser gesagt, Abend, den wir gemeinsam verbrachten! Es war der 05.12.2012, Mittwoch. Wir saßen gemeinsam im Wohnzimmer und schauten alle fern, als dann eine Werbung kam sagte Mama, ich gehe jetzt eine Zigarette rauchen und wir Beide waren da natürlich auch dabei! Als wir in unserem so genannten Raucherzimmer saßen, sagtest Du: "Mich freut es Morgen gar nicht zur Arbeit zu fahren." Ich sagte dann, eigentlich unbekümmert: "Bleibt doch zu Hause, habt ja sowieso nicht mehr viel Arbeit." Doch Mama hat Dich angeschaut und hat gesagt: "Ach, Dominik, zwei Tage habt Ihr ja nur mehr, dann seid Ihr in Urlaub!" Du hast dann noch geantwortet: "Ja, Du hast ja recht! Ich wäre ja sowieso nicht zu Hause geblieben," und dann hast Du angefangen herum zu hüpfen und hast dabei gesungen, "dann bin ich in Urlaub, dann bin ich in Urlaub!" Wir haben noch alle Drei gelacht. Das war das letzte Lachen, dass ich von Dir gehört habe und auch Dich, geliebter Sohn, habe ich diesen Abend das letzte Mal erleben dürfen! Wenn ich an diesen Tag denke, erhellt sich ein wenig die Dunkelheit in mir und zugleich wird es mit einem Schlag noch dunkler!

Es war dann Ende Jänner oder Anfang Februar, ich weiß es nicht mehr genau, da bekamen wir das erste Zeichen von Dir! Seit diesem Zeitpunkt glauben wir fest daran, dass Du hier bei uns bist und dass es noch ein anderes Leben unter uns gibt, nur nehmen es wir, oder die meisten Menschen, nicht wahr! Ich weiß es noch genau! Ich saß auf der Wohnzimmerbank und las gerade in einem Buch, als Mama hereinkam und sie sagt immer, es war als würdest Du Ihr sagen, schau doch aus dem Fenster, was sie auch tat und genau auf die Schneedecke in unserem Pool! "Schau, Sepp, siehst Du das Selbe was ich sehe," rief sie ganz aus dem Häuschen! Ich sprang von meinem Platz auf und schaute auch zum Fenster hinaus und da sah ich es! Dein Zeichen!


Du hast Malerei gelernt und hast uns dieses Zeichen in den Schnee gemalt, mit Deiner Unterschrift, dem Engelsflügel! Vielleicht sind Mama und ich verrückt, doch für uns war es und ist es Dein Zeichen, was sich alle Deine Freunde auf die Wade tätowiert haben, bevor sie Dich auf dem letzten Weg begleitet haben! In diesem Monat Jänner war es auch, dass wir durch eine Freundin, von den Gedenkseiten, erfahren haben! Ich musste dann sofort eine Machen, denn für mich war es wieder ein Schritt, näher zu Dir! Außerdem konnte ich sie auf FB teilen und alle Deine Freunde hatten Zugang zu Dir! Dann kamen immer wieder Begebenheiten, die irgendwie erstaunlich waren und bis heute sind! Denn durch eine außergewöhnliche Eingabe kam ich auf dieser Seite zu "Michael Schober" und zu seiner Mama Michaela! Seit dem weiß ich dass Michael, in Deiner neuen Heimat, Dein Freund ist, der Dich vielleicht schon am ersten Tag dort empfangen hat. Mit seiner Mama besteht seit dem, zwar unbekannter Weise aber, eine herzliche Verbindung! Doch in diesem Jahr, 2014, werden wir uns einmal mit Ihr treffen, das verspreche ich! Dann kam auch schon der Tag wo Du uns vierzehn Tage später Dein zweites Zeichen schicktest! Auch wieder im Pool, im Garten, auf der Schneedecke der Abdeckplane. Wir haben es auch gleich wieder Fotografiert, damit keiner glaubt, wir sind verrückt und Deine 

Freunde, also die "Besten," haben es uns auch bestätigt! Denn ohne dass wir etwas dazu sagten, konnte jeder gleich sagen was es ist! Wir wussten sofort, das kann nur von Dir sein und dass es ein Zeichen war, damit wir wissen, dass es Dir gut geht! Zu dieser Zeit sagte uns dann unser Therapeut, dass es in Hollabrunn auch alle zwei Monate eine Trauerrunde gibt und wir es uns einmal anhören und ansehen sollen! Ich war Anfangs nicht sehr begeistert, da ich überhaupt nicht unter viele Menschen gehen möchte. Denn Mama musste auch immer Alleine in Geschäfte einkaufen gehen . Deine Tante Evi fuhr mit uns überall hinfahren, da ich nicht Autofahren wollte und eigentlich immer noch nicht richtig will! Doch ich blieb die meiste Zeit immer im Auto sitzen. Wir waren ja auch oft in St. Pölten, wegen den Untersuchungen und wenn wir da immer an Eurer Unfallstelle vorbei fuhren, konnte ich gar nicht hinschauen, da mir sofort immer Tränen in die Augen schossen. Nur Mama war mit Onkel Franz einmal dort um an der Unfallstelle ein Kreuz aufzustellen, damit Du auch dort, wo Du eigentlich Deine Reise begannst, eine Gedenkstätte hattest! Zuhause war ich am liebsten, bei Dir in Zimmer! Da schrieb ich an dem Buch "Was bleibt ist Erinnerung" und war ganz bei Dir. Oft, wenn Mama schon schlief, schaute und schaue ich mir noch immer Deine Bilder und Videos, die Ihr mit dem Handy gemacht habt, an. Und die Tränen kommen, ohne dass man es will! Deine körperliche Wärme und Anwesenheit fehlt! Bei mir ist es immer wenn ich Alleine bin, denn ich will meine Traurigkeit nicht auf Andere übertragen!

wie es in einem kurzen Spruch auch so schön heißt:

Ich habe gelernt ....

Leid zu ertragen,

Schmerzen zu verbergen und

mit Tränen in den Augen zu lachen ....

.... nur um den Anderen zu zeigen,

                                                                                                   dass es mir "GUT" geht und

                                                                                                   um sie glücklich zu machen .... !!!

Wie es Innerlich in mir ausschaut braucht niemand zu wissen, das wissen wir Beide am Besten! So wie der Jänner verging auch der Februar, bis auf den Unterschied, dass Ende Februar dann Dein Buch fertig wurde und jeder Deiner Freunde wollte eines davon haben! Es war zwar viel Arbeit, aber damit Deine vielen Freunde auch von Dir einen Teil hatten, machte ich es sehr gerne! Mama ging es in der Zwischenzeit auch nicht so besonders! Sie nahm immer mehr ab und sie schlief viel. Im Schlaf denkt man nicht so viel, sagt sie immer, aber dafür kommen die Träume! Sie träumte viel von Dir, was ich von mir, erstaunlicher Weise, nicht sagen konnte! Vielleicht war es die Tatsache, dass ich mich Tagsüber ja schon sehr viel mit Dir, Deinen Bildern und Deine Videos beschäftigte! Nur beim Schlafengehen, bis das Pulver wirkte, überkam mich immer diese Sehnsucht nach Dir. Dieses Verlangen Dich, mein geliebter Sohn, zurück zu holen! Da spielt mir meine Fantasie oft einen Schabernack vor! Wenn ich diese Gedanken in die Wirklichkeit umsetzen könnte, ich würde es machen, nur um Mama glücklich zu sehen! In der Zeit wo es Mama so schlecht ging hatte auch ich Träume! Es waren aber mehr Berührungen als Träume! Da fing Mama an in ein Buch zu schreiben. Ihre Gedanken, ihre Sehnsucht, Ihre Angst und Ihr Trauma! Es war sehr früh, am Morgen, da spürte ich, wie mich jemand am Arm schüttelte, doch als ich mich umdrehte, war da niemand! Ich stand auf und ging ins Wohnzimmer, wo Mama saß und weinend in Ihr Buch schrieb. Ich ging zu Ihr und nahm sie in den Arm. Dann erzählte ich Ihr das Geschehene und da wusste ich, dass Du es warst der mich weckte! Du wolltest Mama in Ihrer Verzweiflung nicht alleine wissen. Mögen jetzt viele denken, ich bin verrückt, aber für mich war und ist es so und nicht anders! Du bist immer in unserer Nähe und Du machst uns aufmerksam, wenn es einem von uns schlecht gehen sollte! Es war vielleicht eine oder zwei Wochen später, da passierte mir so ein ähnlicher Fall noch einmal. Ich lag auf der Wohnzimmerbank und döste so vor mich hin. Meine Beine hatte ich übereinander liegen und wie aus heiterem Himmel war es als ob jemand meinem Fuß einen Stoß versetzte und er viel seitlich von der Bank! Ich war natürlich gleich wieder hellwach, drehte mich um , doch da war niemand! Ich rief Mama doch die war im Schlafzimmer, also konnte sie es nicht gewesen sein! Ich ging zu Ihr, denn auf Schlaf war sowieso nicht mehr zu denken. Ich sah, dass sie wieder geweint hatte, denn sie wischte sich gerade die Tränen von der Wange! Ich ging zu Ihr, legte mich so halb aufs Bett und nahm sie wieder in den Arm um sie zu trösten, obwohl es mir ja auch nicht anders ging wenn ich alleine war. Wieder warst es Du, der mich weckte, denn es kann nicht anders sein, zumindest nicht für uns. Ich erzählte es wieder Mama und sie sagte auch, Dominik will haben, dass es uns nicht so schlecht geht! Das sind alles Dinge, die einem ein wenig zu denken geben und wir kamen zur Einsicht, dass es mehr gab oder dass es nach dem Ableben, eines geliebten Menschen, nicht zu Ende ist! Deinem Bruder Michael ging es zu dieser Zeit auch nicht so gut! Doch das erfuhren wir erst als wir wieder einen Termin bei unserem Therapeuten hatten, wo wir zu dritt hingingen. Als Michael zum reden aufgefordert wurde, erzählte er, dass er ständig Alpträume hat und immer spieltest Du die Hauptrolle darin. So war sein erster Traum, der Schlimmste! Die wesentlichen Details dieses Traumes möchte ich hier nicht erzählen, da es sogar für Außenstehende zu grausam wäre, die Einzelheiten nieder zu schreiben. Du und Dein Bruder, Michael, mitten im Geschehen des 06.12.2012. Wie gesagt, es war ein Traum! Michael wird aus seiner Ohnmacht munter und sieht Dir genau in die Augen. Du liegst über Ihm mit Blut verschmiert! Dann wird er munter. Er erzählte das dem Therapeuten und wir mussten wieder weinen. Er bekam sofort einen Einzeltermin eine Woche später, wo er eine Behandlung bekam, die diese Träume von Dir, in sein hinteres Gedankenzentrum verdrängte! Das muss man sich vorstellen wie bei einem Computer mit Dateiordner. Den Ordner den man nicht nötig braucht legt man auf eine externe Festplatte und so funktioniert auch diese Behandlung. Als wir es hörten war es auf jeden Fall furchtbar und da spürten wir eigentlich das ganze Ausmaß dieses furchtbaren Unfalls und was es mit unserem zweiten Sohn, also Deinem Bruder, Michael, anstellte! Niemand wird je erfahren, wie es Innerlich in Michael ausschaut, nicht einmal wir. Wenn wir Ihn darauf ansprechen, sagt er immer nur, Er ist bei mir, da drin und er klopft sich mit der Hand aufs Herz! Auf jeden Fall ist es schon furchtbar und das Schlimmste, wenn man so einen Sohn wie Dich, geliebter Dominik, verliert, doch dann auch noch den zweiten Sohn so leiden zu sehen ist auch sehr grausam!

Auf jeden Fall verliefen die Tage und jeder Tag, was eigentlich verblüffend war, verging viel zu schnell! Noch dazu lagen unsere Nerven blank, weil wir ein Schreiben unseres Anwalts erhielten, in dem die Gegenpartei alles bestritt, obwohl ihr Klient schon schuldig gesprochen war!

Doch was uns noch mehr plagte, waren die Fragen, wie es Dir wohl geht, ob Du noch Schmerzen hattest zu Zeitpunkt des Unfalls und ob es zu verhindern gewesen wäre! In meiner, damals, unwissenden Lage, setzte ich Alles in Bewegung, damit ich Deinen Autopsiebericht bekam. Das war ein schwerer Fehler von mir, da ich nicht wusste was auf mich zukam! Ich beschaffte mir diesen Bericht ohne Mama etwas davon zu sagen! Als ich anfing ihn zu lesen, wusste ich auch noch nicht dass Bilder mit dabei waren. Also ich las ihn und sah Deine Bilder davon, wie Dich dieser Scheißkerl hergerichtet hat! Danach lag ich, bildlich gesprochen, zerschmettert am Boden, leer, ausgelaugt, ausgebrannt, zerstört! In meinem Innern wurde alles schwarz! Meine Seele, mein Herz, existierten nicht mehr! Kein Gefühl mehr für meine Mitmenschen! Damit meine ich Außenstehende, die keine Ahnung haben, was das für ein Gefühl ist, wenn man ein Kind verliert! Ich saß, glaube ich die halbe Nacht an Deinem Computer und betrachtete dieses Bild von Dir, Du armes Kind, daneben ein Bild, wo Du auf einer Party warst und mit Deinen Freunden gelacht hast! Dann dachte ich an den Tag der Verabschiedung und ich verdrängte das Bild Deiner Verletzungen!

     Diese Nacht konnte ich samt unseren Pillen nicht schlafen und immer wieder ging mir dieser Bericht durch den Kopf. Auch am nächsten Tag ging es mir nicht besonders und Mama merkte, dass mit mir etwas nicht stimmte. Bei jedem Gespräch von Dir kamen mir gleich die Tränen und sie fragte mich immer wieder, was denn los sei mit mir? Doch ich schob es auf meine Trauer und dass ich halt einen schlechten Tag habe, wo ich viel an Dich denken muss, was ja auch nicht gelogen war. Doch es wurde nicht besser und am Abend weinte ich, im Finstern und, wie ich glaubte, leise. Doch Du weißt, Mama kann man nichts vormachen!  Denn wenn ich weinte, musste auch sie weinen, da wir Beide sehr stark und immer wieder an Dich dachten. Es verging kein Tag an dem keine Tränen kamen, denn es war und ist noch viel zu kurz, die Zeit wo Du nicht mehr kommst, wo wir Dich nur mehr geistig und seelisch spüren, Dich nicht mehr drücken können und nicht mehr sehen! Mama fragte mich dann immer öfter und eingehender, bis ich Ihr sagte, dass ich von unserem Anwalt den Autopsiebericht bekommen habe. Sie schimpfte mit mir, warum ich mir das ansehe und dass sie gar nichts davon wissen wolle! Ja, seit diesem Tag verlor auch ich mein Leben! Ich meine jetzt nicht äußerlich, sondern in mir, wie ich unserem Therapeuten immer sage, es ist alles schwarz! Mein Herz, meine Seele, alles nur noch schwarz. Doch auch diese Nacht wirkte dann irgendwann die Tablette, die wir seither nehmen! Wir können das nicht, wie manche schreiben, dass sie den ganzen Schmerz fühlen wollen! Der Schmerz ist ja deswegen nicht weg, sondern es ist doch nur ein Medikament, damit wir zumindest ein paar Stunden in der Nacht schlafen können! Den Schmerz kann man nicht unterdrücken oder sich wegdenken! Er bleibt, wie auch die Erinnerung bleibt, die Sehnsucht, die Liebe, die Angst um das Kind! Alles ist am nächsten Tag genau so da, wie vor dem Schlafen! Wie könnte man annehmen dass man durch Medikamente vergisst, das geht niemals und wird auch niemals gehen, außer man lässt sich in Tiefschlaf versetzen! Du bist da, mein geliebter Sohn, jeden Tag, jede Nacht, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde! Immer in meinen Gedanken, denn wo anders kannst Du nicht sein! Denn meine Seele und mein Herz habe ich Dir geschickt! Mein Körper ist eine leere Hülle, die nur mehr auf dieser Erde wandelt um für Mama und Deinen Bruder da zu sein! In meinem Ergeiz Alles von Dir zu haben, druckte ich den Autopsiebericht aus und steckte ihn zu den Papieren von unserem Anwalt, in dem Glauben dass sich Mama das nie anschauen und lesen wird! Aber wie oft in meinem Leben habe ich mich getäuscht! Es dauerte zwei bis drei Wochen, da kam Mama ganz aufgelöst und weinend in Dein Zimmer, wo ich saß. Ich habe sie gefragt was denn los sei? Sie stammelte nur Worte die ich nicht verstand und hielt mir die Seiten des Autopsieberichts vor die Nase! Was hat dieser Mörder mit meinem Jungen gemacht und sie hatte das Bild aufgeschlagen, wo Du, unser geliebter Sohn, Dominik, auf dem OP-Tisch des Autopsiezimmer lagst! Sie weinte und musste sich hinsetzen, da Ihr schlecht wurde und so saßen wir, glaube ich eine Stunde lang, weinten und hielten uns im Arm! Ich fragte sie auch noch warum sie sich das jetzt angeschaut hatte und sie antwortete nur, ich wollte auch wissen ob mein Junge noch leiden musste, ob er noch Schmerzen hatte, zum Zeitpunkt nach dem Unfall. Doch im Autopsie bericht stand, dass Dir, Dominik, keiner mehr helfen konnte und wäre ein Arzt die ersten Sekunden bei Dir gewesen hätte er Dich auch nicht retten können! Dieser Tag war schlimm, aber das ist seit Eurem Unfall ja sowieso jeder Tag! Jeden Tag gehen oder fahren wir, zwei bis drei Mal zu Deiner Gedenkstätte, mehr ist es ja für uns nicht, denn Du, mein Sohn, bist ja bei uns, immer und überall!

 Seit ich im Jänner Deine Gedenkseite gemacht habe, haben Dich schon vor einem Jahr viele Freunde und auch andere Menschen besucht! Es ist immer das Erste, wenn ich den Computer aufdrehe, was Mama wissen will! Wie viele waren bei Dominik, fragt sie jeden Tag und jeden Tag werden es mehr! Auf FB schreiben mir immer Deine Freunde oder schicken schöne Sprüche und Jenni "Deine Frau" wie Du sie schon nanntest hat noch eine Seite dazu gemacht unter dem Namen "R.I.P. Billy, Du warst der Beste" da stelle ich auch die Sprüche oder was mir Deine Freunde schreiben hinein. Ich machte dann noch eine Seite die ich, "Wir sind Alle Billys Freunde," nannte. Dort kommen die Bilder von Deinen Freunden hinein, die sie mir schicken oder wenn sie ein neues Profilbild erstellen. Von Deinem Buch habe ich bis April jetzt schon 35 Stück an Deine Freunde verteilt. Mama sagt immer, dass muss mal einer nachmachen, so viele Freunde zu haben und jeder spricht nur in höchsten Tönen von Dir! Ja, mein Sohn, Du hast in Deinem kurzen Leben schon so viel erreicht, das bringt mancher Neunzigjährige nicht zusammen! Du bist beliebt bei all Deinen Freunden! So vergingen die Tage, wie ich immer sage, viel zu schnell! Dein Freund Karsten und seine Lebensgefährtin Verena, so wie Dein Freund Roman, kommen fast wöchentlich zu uns und das ist immer ein Lichtblick für uns. Dein Freund Karsten, der immer zu Dir gesagt hat, ach Billy, ich möchte einmal bei Dir schlafen, nur einmal! Du hast dann immer gesagt, bist Du dumm, dann sagt jeder zu uns wir sind Schwuchteln! Wenn er zu Dir kam hatte er auch immer Hunger und Du brachtest ihm ein Schnitzel oder was wir gerade hatten. Heute kommt er zu uns, geht in die Küche und schaut im Kühlschrank nach ob was für ihn zu essen oder zu trinken drinnen ist und schaut in jeden Topf weil es nach gutem Essen riecht! Mama sagt immer wenn er so beim Kühlschrank lehnt, wie unser Dominik und sie hat recht, er wird Dir immer ähnlicher, nur so vorlaut, wie er, warst Du nicht! Auch wenn wir zu Deiner Gedenkstätte fahren, stehen Verena und Karsten oft oben bei Dir! Karsten sagt dann kein Wort, obwohl er sonst immer ein Mundwerk hat, sitzt er auf unserer Bank, schaut Dein Bild an und spricht kein Wort, aber man sieht, dass es ihn schmerzt, dich hier besuchen zu müssen! Uns tut es in der Seele gut wenn sie öfters kommen! Denn sie zeigen uns dadurch, dass sie Dich als Freund geliebt haben und zu Dir stehen, wie es sich für die "Besten" Freunde auch gehört! Nur wenn sie da waren und dann wieder gehen, dann schmerzt es uns fürchterlich, denn Du gehst mit Ihnen nicht mit! Du bist zwar bei ihnen, aber wir sehen Dich nicht! Und das schmerzt! Wie ich ja schon erwähnt habe kommt Mama sehr schwer mit dieser Situation klar! Sie nimmt ständig ab, obwohl wir ja essen. Zwar nicht mehr diese Mengen wie früher, aber wir essen! Deine Mama hat jetzt schon zwanzig Kilo abgenommen, doch im Moment bleibt sie doch auf Ihrem Gewicht! Schau auf sie, lieber Junge! Sie schreibt Dir auch oft Briefe in ein Buch, das ich ja schon gesagt habe! Einen davon möchte ich gerne in dieses Buch schreiben. Ich habe Mama auch darum gebeten, ob ich das darf, denn es sind ja ihre Gedanken, die sie hier niederschreibt! Die kann ich nicht so einfach nehmen ohne zu fragen. Also einen Brief an Dich, Dominik, schreibe ich hier nieder!

 

Mein lieber Sohn!

Dominik, es ist so schwer, so verdammt schwer! Weißt Du, ich möchte das Alles rückgängig machen, was da geschehen ist! Es sollte wieder der sechste Dezember sein, dann wüsste ich was ich zu tun hätte! Ich würde Dich Zehn Minuten aufhalten, ich würde Dich gar nicht fahren lassen, ich würde Dich nicht gehen lassen! Ich kann und will nicht akzeptieren, dass das passiert ist, es geht nicht, es funktioniert nicht, es zerreißt mir das Herz! Dominik, WARUM? WARUM? Ich weiß es kann mir niemand eine Antwort geben! Alle sagen, es war Schicksal! Ich sage, NEIN, war es nicht! Nein, Dein Leben kann noch nicht zu Ende gewesen sein! Nein, nein, nein! Weißt Du, ich, Papa, Michi, wir Alle, wir verstehen die Welt nicht mehr! Wo war dieser so genannte Herr Gott, WO? Mit 22 Jahren, Dominik, mein geliebter Sohn, mit 22 kann das Leben nicht aus sein! Du bist stark! Du bist gesund, Du bist voller Leben! Wo ist der Herr Gott! WO? Weißt Du, ich habe Angst, dass ich Deine Stimme nicht mehr wahrnehme! Ich habe Angst Dich nicht mehr zu spüren! Dominik, ich will das nicht wahr haben! Denn so einen liebenswerten Sohn, wie Dich, einfach so verlieren zu müssen, NEIN, das kann doch nicht sein! Aber eines verspreche ich Dir, Dominik, Dein Licht für die Ewigkeit, dass lasse ich nicht erlöschen! Das ist ein Schwur, zwischen Dir, Dominik, und Deiner Mama! Eines muss ich Dir auch noch sagen, Dominik, wenn Du mich brauchst, dann rufe mich zu Dir, ich werde kommen! Auch wenn ich Angst davor habe, wie ich gehen werde, aber ich bin dann wieder mit Dir zusammen! So, wie es sich für Mutter und Sohn gehört! Eines wünsche ich mir auch noch! Ich hoffe oder vielleicht weiß ich das ja sowieso, dass es Dir, ganz egal wo Du jetzt auch bist, gut geht! Es soll für Dich, mein geliebter Sohn, wunderschön sein und die Erfüllung für Dich! Du warst schon auf der Welt ein Engel für Alle die Dich Lieben! Ich, Deine Mama wünsche Dir nur das Allerbeste und dass Du dort ein Leben führst, das Dich erfüllt bis in die Unendlichkeit und noch weiter! Deine, Dich immer liebende, Mama! Mein Schatz, mein Dominik, ich vermisse Dich unendlich!

 

Das war nun ein Brief an Dich, lieber Dominik, von Deiner Mama! Das ist aber nur ein Brief von, wie ich glaube, hunderten! Denn ein Heft hat sie schon ausgeschrieben und vom zweiten sind auch nur noch ein paar Seiten frei! Mama weiß, hundertprozentig dass dieser Brief, wenn ich ihn hier niederschreibe, mir furchtbar weh tut und es auch nicht ohne zu weinen geschieht, doch ich wollte es so! Doch auch ich schreibe Briefe an Dich, lieber Dominik! Nur schreibe ich sie nicht in ein Heft, sondern auf Deine Gedenkseite! Es kann zwar jeder meine Briefe lesen, aber mir spielt es keine Rolle und wenn auch manche sagen, dass ich verrückt bin, die Menschen die selber auch einen lieben Menschen, Partner oder Sohn, verloren haben, werden es verstehen! Der Monat Mai ist für alle Menschen so wunderschön, da alles blüht und wächst, nur für uns war es nicht anders wie jeder andere Monat seit Deiner Reise! Auch nur dunkle Nacht und graue Tage! Nun möchte ich von diesem Monat einen Brief von mir hier niederschreiben, den ich Dir auf die Gedenkseite geschrieben habe.

 

Dominik, Spitzlbua, geliebter Sohn!

 

Immer öfter verspüre ich jetzt zunehmend meine Sehnsucht, zu Dir zu wollen! Dich wieder in den Arm nehmen zu können, Deine Kraft zu spüren! Wenn wir bei Deinem neuen Zuhause stehen und ich streichle Dein Bild, wünsche ich mir die Zeit zurück, wo ich Dir die Haare schneiden durfte oder wenn wir im Wohnzimmer saßen und ich kitzelte Dich leicht am Hals, dann hast Du immer so herzhaft gelacht und Du wolltest dann immer meinen Fuß erwischen um mich auf der Sohle zu kitzeln. Das soll nun Alles nicht mehr sein? Nein, das kann und will ich nicht glauben! Wir vermissen Dich so stark, obwohl es uns vorkommt, als ob Du erst heute Morgen fort gegangen wärst! Ein Anruf von Dir, lieber Dominik, dass ich Dich von dieser Party holen soll, bei der Du jetzt bist, genügt und ich komme zu Dir und hole Dich! Alles würde ich dafür geben, wenn jetzt das Handy läutet und Du sagst: "Papa, kannst Du uns holen?" Doch es bleibt still! Ich kann das nicht glauben und will es auch gar nicht akzeptieren! Wir waren doch so eine glückliche Familie! Wir Alle! Warum hat man uns das angetan? Welchen Sinn hatte dieser scheiß Unfall? WARUM NUR? Diese Frage quält uns immer wieder und wir bekommen keine Antwort darauf. Ich hoffe und bin fest davon überzeugt, dass es Dir gut geht, wo Du jetzt bist. Dein, Dich immer liebender, Papa!

 

Es ist jetzt schon Juni. Die Tage vergehen und laufen uns davon, doch einerseits ist es gut, denn dann ist die Zeit kürzer wo wir Dich, mein Sohn vermissen. Es wurde jetzt schon zum gewohnten Tagesablauf, dass wir am Vormittag und am Abend, wenn es finster wird zu Deiner Gedenkstätte fahren oder zu Fuß gehen. Am Abend, in der Dunkelheit ist es am Schönsten bei Dir! Da herrscht Ruhe, wir zünden alle Lichter an, setzen uns hin, reden ein paar Worte mit Dir und manchmal zündet Dir Mama sogar eine Zigarette an, wie wir es gewohnt waren, mit Dir vor dem Schlafen gehen eine letzte Zigarette zu rauchen und Du rauchst diese Zigarette, mit Genuss und ohne Unterbrechung. Oft sprechen wir gar nichts, sitzen nur bei Dir und in unseren Gedanken sprechen wir mit Dir. Dein neues Zuhause ist immer am hellsten erleuchtet. Mama sagt immer, dass ist Deine Oase und sie hat recht! Es ist wirklich eine Oase des Lichts und dieses Licht, dass haben wir Beide, Mama und ich, geschworen, soll nie erlöschen, solange wir leben wird es bei Deiner Oase brennen. Wenn wir dann aufstehen und wir verabschieden sich von Dir, dann geben wir Dir immer einen Kuss auf Dein Bild und wenn ich da ganz nahe bei Dir stehe, überkommt mich eine Wärme, das ist irgendwie unheimlich. Meist kann ich mich dann nicht halten, wenn ich in Deine blauen Augen schaue und Tränen laufen über meine Wange! Mama ist auf einem Punkt, die kann nicht mehr weinen, sagt sie immer selber. Vielleicht ist sie schon einen Schritt weiter als ich, aber wenn ich genau darüber nach denke, ich will gar nicht weiter. Wie unser Therapeut immer sagt, ich habe in mir eine Pausetaste gedrückt und das solange, bis ich meinen letzten Weg antrete, der dann zu Dir führt! Für mich geht das Leben nicht weiter, für mich geht das Leben an mir vorbei! Wenn nicht Mama und Michael wären, wäre es schon vorbei! In diesem Monat, lieber Dominik, war es auch das erste Mal, dass ich mit Mama und Tante Evi zu Eurer Unfallstelle gefahren bin. Es war schon zu Hause ein Kraftakt, mich zu überwinden oder besser gesagt meine Angst zu überwinden. Als wir Eurer Unfallstelle immer näher kamen, wurde der Druck in meiner Brust immer stärker. Tante Evi blieb dann zwanzig Meter vorher auf einem kleinen Platz stehen, damit sie nicht auf der Straße stehen musste. Ich will mich zusammenreißen, doch so einfach ist das nicht! Meine Knie schlottern, meine Hände zittern, mein Körper vibriert! Ich überwinde mich und steige aus und muss einmal kurz stehen bleiben, meine Augen schließen und wieder öffnen. Dann noch Luft holen und den ersten Schritt wagen. Ich setze dann einen Fuß vor den anderen, komme zum Straßenrand, sehe geschockt auf die Straße, denn dort erkennt man im Asphalt schon die ersten Spuren und das Bild in meinem Kopf schlägt ein wie der Blitz! Ich sehe Euren Unfall vor mir, stelle mir vor, was sich abgespielt hat. Nach diesen Spuren nach zu urteilen, sagt einem der normale Menschenverstand, weiß man wie sich dieses ungerechte Drama abgespielt hat. Da, wo die tiefsten Risse sind, hat er Dich voll auf Deiner Seite erwischt und da riss auch der Motor Deines Babys, des Mazda3 ab. Man sieht, dass sich alles auf Eurer Straßenseite abgespielt hat. Hier ist auch die Stelle, wo er Deine Seite vom Kotflügel bis zur hinteren Tür aufgerissen hat und Dich samt dem Fahrersitz auf die hintere Sitzbank drückte. Hier ist die Stelle, wo Du mit Deiner linken Kopfseite gegen die obere Türkante geschleudert wurdest und dann, laut Aussagen der Ärzte, nichts mehr gespürt hast! Deine linke Seite wurde regelrecht zerquetscht und Dein linkes Bein, sowie dein linker Arm, wies Rissquetschwunden auf und einen offenen Bruch. Deine Innereien waren zerquetscht. Mehr will ich hier nicht anführen! Dein Bruder wurde aus seinem Gurt gerissen und in den Fußraum gedrückt. Da erlitt er seinen Darmriss und irgendwo ging Glas zu Bruch, wo Ihm ein Stück, zwischen Nase und Auge in den Kopf fuhr und auch all die Anderen schweren Verletzungen, erlitt. Der Bus des Gegners wurde auf die Seite geschleudert und kam auf der Beifahrerseite und der anderen Straßenseite zum liegen. Ihr seid weiter geschlittert, der Motorblock hat genaue Zeichen gesetzt. Fünfzehn Meter ging ich der Spur nach die der Motor auf der Straße hinterlassen hat. Dann blieb er am Straßenrand liegen und Ihr seid über ihn hinweggeschleudert worden. Seid regelrecht einen Meter hoch über die Böschung gesegelt, dass sieht man an den abgerissenen Ästen der Sträucher, wo Ihr dann gegen die Fahrtrichtung mit allen vier Rädern aufgeprallt seid. Ich stehe da und lasse das Alles durch meinen Kopf gehen, Tränen rollen über meine Wangen! Tränen der Trauer, Tränen des Zorns, Tränen der Hilflosigkeit, Tränen der Seele, Tränen des Herzens! Das alles nur wegen eines Hasen und der falschen Reaktion eines Autofahrers. Für mich ist er Dein Mörder! Ich stehe jetzt bei dem Kreuz, an der Unfallstelle, das Dein Onkel mit Mama aufgestellt hat. Ein Holzkreuz mit einem Bild von Dir! Ich denke in mir, ein Holzkreuz für meinen Jungen, für meinen Spitzlbuam, für unser Waukale, mehr bleibt hier nicht von Dir, mein Sohn! Nur ein Holzkreuz und Jesus kommt mir in den Sinn! Ich schaue mich um und überall liegen noch kleine Teile von Deinem Baby, dem Mazda3. Ich klettere die Böschung hinunter und fange an alles einzusammeln, dann lege ich es zu diesem Kreuz. Noch ein Mal klettere ich hinunter und da entdecken Mama und ich etwas, dass eigentlich nach den kalten und schneereichen Wintermonaten gar nicht möglich sein kann! Da liegen, zusammengelegt und in Ordnung, die Brillen von Dir und Deinem Bruder. Ist das wieder ein Zeichen von Dir, geliebter Dominik? Willst Du, dass diese kleinen Habseeligkeiten wieder zu Dir nach Hause kommen? Dann finde ich noch etwas! Den Kühlergrill Deines Babys! Eigentlich ganz in Ordnung, nur an einer Kante fehlt ein Zentimeter großes Stück, doch sonst noch komplett! Das kann doch kein Zufall sein, dass gerade dieses Stück noch in Ordnung ist? Ich hebe Ihn auf und steige die Böschung wieder hoch, bis zu Deinem Platz, wo Du Dich, lieber Dominik, auf den Weg über die Brücke gemacht hast, auf die andere Seite des Flusses. Wo Du für mich, nur einen Schritt, hinter den Spiegel getreten bist! Dort schau ich, mit Augen voller Tränen, Dein Bild an und dann schaue ich zum Himmel und am liebsten würde ich laut schreien, doch ich schreie es nur Innerlich `Warum? Warum, Dominik? Warum konnte ich es nicht sein und Er wäre bei seiner Mama!` Dann nahm mich jemand am Arm, es war Mama und ohne Worte gingen wir, eingehängt, zum Auto zurück, wo Tante Evi schon wartete. Wir legten die Sachen, die wir noch gefunden haben, in den Kofferraum und stiegen ein. Ich konnte nichts sagen, denn es war für mich, als hätte ich am anderen Straßenrand gestanden, als Euch dass passiert war. Langsam fuhren wir nach Hause. Zu Hause angekommen musste ich mich dann einmal hinlegen, denn es war doch ein wenig zu viel für meine Nerven. Doch lange blieb ich nicht liegen, denn ich hatte etwas zu erledigen, für Dich, mein Sohn! Im Wagen lag noch immer Dein Kühlergrill, von Deinem Baby und der musste geputzt werden! So, wie Du mich auch immer brauchtest, wenn an Deinem Auto etwas zu reparieren war, so mache ich das auch weiterhin! Ich putzte Ihn auf Hochglanz und er bekam in Deinem Zimmer einen Ehrenplatz an der Wand, so wie Dein Lenkradschutz, oder Dein Zeichen!

In diesem Monat, lernten wir auch Elfi kennen, die Mama von Dominik Lang, der sicher in Eurer neuen Heimat ein Freund von Dir ist. Dieses kennen lernen war auch so eine Sache! Entweder leitet Ihr uns wirklich, damit wir All die Trauernden Eltern treffen, die auch so einen lieben Menschen verloren haben, wie Du es warst, oder es ist Fügung! Mama hat eigentlich nur durch Zufall von Lang Dominik, beim Doktor, erfahren. Dann kam eigentlich heraus dass Elfi auch aus Pernersdorf ist und sich Beide, also Elfi und Mama von früher und der Schule her, kannten. Mama ergriff dann die Initiative und rief Elfi per Handy an. Das erste Mal getroffen haben wir uns dann bei der Trauerrunde in Hollabrunn. Es entstand darin eine innige Freundschaft mit Elfi! Es ist auch ein trauriger Zufall, dass Dominik Lang, wie auch Deine Cousine Ilse, an einem Datum Ihren Weg antraten, dass für mich eigentlich ein Freudentag sein sollte aber im Laufe der Jahre ein Trauertag wurde! Denn es ist der 24.01., mein Geburtstag! Dann habt Ihr zwei eigentlich viele Gemeinsamkeiten, wie wir aber erst später erfahren haben. Elfi besucht uns jetzt auch ab und an und wir fahren auch zu Dominiks neuem Zuhause. Was wir eigentlich immer gleich verbinden wenn wir zu Christoph Stagl fahren. Auch ein Sohn einer langjährigen Freundin und früheren Arbeitskollegin, Deiner Mama. Mit Christoph, das war auch sehr tragisch! Den müsstest Du sogar kennen, denn seine Mama, Albine, war mit den zwei Brüdern sogar einmal bei uns. Aber Du warst noch ziemlich klein. Wie ich glaube so um die 3 - 4 Jahre. So werden die Menschen immer mehr, die wir kennen und die das selbe Schicksal teilen wie wir. Es ist Juni und der Frühling lässt Blumen und Bäume blühen. Er macht jeden Tag zu einem Farbenspiel, doch ich sehe es nicht. Wo soll ich Farben sehen, ohne Dich! Wo blühen Blumen und Bäume, wenn doch unsere schönste Blume abgeknickt wurde! Die Blüte wurde ganz einfach von Ihrem Baum gerissen und nun ist sie auf der Reise, ohne uns, ohne mich! Warum hat man nicht mich abgerissen? Meine Blütenzeit ist schon vorbei! Doch Du, Dominik, standest noch in voller, zarter Blüte! Du blühtest jetzt erst richtig auf, mit Deinen 22 Jahren.

Es verging ein Tag wie der Andere und Woche um Woche. Am 26.06.2013 schreibe ich auf Deine Gedenkseite.

 

Dominik, geliebter Sohn!


Heute ist er wieder da, der Donnerstag, Dein beschissener Donnerstag! Wenn ich diesen einen Tag aus Deinem Leben streichen könnte, dann wärst Du noch bei uns, um uns, real! Wir spüren Dich ja und reden mit Dir. Wir erzählen Dir alles bei Deinem neuen Zuhause. Doch uns fehlt eben das in die Arme nehmen! Das Dich spüren! So manches Mal haben wir sogar noch deinen Geruch hier in Deinem Zimmer! Dann sagen wir, Du, Dominik bist wieder da! Deine Aura spüren wir öfter und Du bist für uns immer präsent! Doch ich würde mit Dir so gerne wieder alles machen, zu dem Du mich gebraucht hast! Wenn ich auch nur den Hauch spüre, dass Du mich brauchst, mein Sohn, dann komme ich! Sei wachsam und beschütze alle, die Dir etwas bedeuten! Ich wünsche Dir, dass es Dir gut geht und dass Du Freunde hast bei Dir, so wie Du sie hier hattest! Du warst immer ein fürsorglicher, lieber Sohn und hattest immer Streit vermieden oder nie gewollt! Deine Liebe zu uns war immer aufrecht und Du warst und bist noch immer unser Waukale! Für mich bist Du nicht dort, wo Du jetzt bist! Für mich bist Du hier, bei mir! Auch wenn Andere sagen, wir sind verrückt oder wir sollen auf uns schauen und weiter das Leben genießen, wie könnte ich dass? Ohne Dich! Das wäre für mich unvorstellbar! Ich Liebe Dich, mein Sohn, Dominik! Mach es Dir so schön wie möglich, Dein Zuhause! In Liebe, Dein Papa!

 

Es schreiben auch noch viele Freunde von Dir hinein. Es war auch die Zeit, wo ich unser Pool wieder herrichtete, doch eigentlich nur für Deinen Bruder und seine Kinder, aber auch für Dich! Du bist oft nach der Arbeit, wenn ein heißer Tag war, noch ins Pool gesprungen, obwohl Dir das Wasser immer ein wenig zu kalt war. Doch wenn es einmal über dreißig Grad hatte und Dir war heiß, dann machten auch Dir die fünfundzwanzig Grad im Wasser nichts aus. Ja und darum machte ich auch das Pool wieder, damit wir Beide hinein springen können. Auch die Gartenarbeit musste gemacht werden! Doch wenn ich im Garten bin, bist auch Du immer bei mir. In meinem Kopf entsteht dann ein Bild, dass ich nicht mehr wegbekomme! Ich entfernte gerade das Unkraut aus der Wiese und oben auf der Terrasse, angelehnt an die Säule und mit einer Zigarette in der Hand stehst Du, mein Sohn! Du sagst etwas zu mir: "Papa machst Du dass auch ordentlich?" und ich antworte Dir: "Sicher, Spitzlbua, wie immer!" Doch auch dieses Mal schaue ich auf die Terrasse, und ich schaue auf Deine Gestalt! Irgendwie verschwommen kommst Du mir vor, dann spüre ich den Grund auf meiner feuchten Wange. Ich wische die Tränen weg und als ich wieder hinauf schauen will, zu Dir, bist Du nicht da! So geht es mir immer, wenn ich im Garten bin. Ich habe mir sogar angeeignet, falls es Dich nicht stört, was ich nicht glaube, so wie Du im Gartensessel zu sitzen! Da spüre ich Dich direkt in mir! Ich sitze mit Dir, mein geliebter Sohn, in diesem Sessel! Ja und so geht es mir bei vielen Dingen so, die ich mache und Du schaust mir zu, wie Damals auf der Terrasse! In dieser Zeit, lernten wir auch Lisi kennen! Du hast sie leider nicht kennen gelernt, doch sie wurde für uns und für Dich ein Bestandteil auf Deiner Freundesliste! Sie ist so einfühlsam und macht schon hunderte von Bilder mit Dir! Sie ist immer besorgt, dass Du sie nicht akzeptierst, doch ich sage Ihr immer, wer ein Freund von uns ist, ist auch Dominiks Freund! Du wirst sie sicher gut leiden, denn sie lacht auch gerne und hat selber Witz und Charme! Lisi war gerade an dem Tag da, glaube ich, wie Deine besten Freunde kamen, Verena, Karsten und Roman! Karsten wie immer ein wenig vorlaut, aber das sind wir bei ihm ja schon gewohnt. Er redet so wie ihm der Schnabel gewachsen ist um es auf Deutsch auszudrücken! Es dauerte eine Weile, bis sie mit der Sprache herausrückten. Zuerst noch ein paar Sprüche, die, wie Karsten sagt, von Billy sind und dann fragten sie uns was wir an Deinem Tag vor hatten. An Deinem Geburtstag! Ob wir schon Pläne hätten und ob wir vorhaben Deinen Geburtstag mit Dir zu begehen! Mama und ich schauten uns an, da wir Ende Juni überhaupt noch nicht daran dachten und unsere Gedanken waren ja noch immer irgendwie vernebelt, Du bist doch da, warum sollen wir jetzt schon darüber reden? Doch Mama fragte was sie denn vor hatten und sie schilderten uns das ganze Geschehen, wie sie es sich vorstellten! Wir haben dann gesagt, dass wir sowieso einmal Deine ganzen Freunde kennen lernen wollen und wir dann ein gemeinsames Essen für Alle machen würden, wo Du natürlich der Mittelpunkt sein wirst! Somit holten Karsten, Roman und auch Verli ihre Handys heraus und fingen an Alle Deine Freunde anzurufen und fragten ob sie am 31.08.2013 Zeit hätten, da wir vorhaben, mit Dir und Deinen Freunden, Deinen Geburtstag zu begehen! Es sagten sofort viele zu und alleine daran erkannte ich, dass Du ein beliebter und lieber Junge bist! Du bist eben unser Sohn! Somit hatten wir eigentlich viel Arbeit vor uns, was das planen und die Bestellung des Essens betraf. Alles Andere machten Deine besten Freunde! Zuerst wussten wir nicht wo wir das Essen machen sollen und fuhren einmal zum Heurigen "Loiskandl" nach Grund. Doch der hatte so einen großen Raum nicht zur Verfügung, obwohl auch Du gerne dort hingegangen bist, wenn wir Essen waren. Somit fuhren wir die Woche darauf zum Cafe "Dundler" und fragten dort nach ob sie zu diesem Datum noch etwas frei hätten für uns. Es klappte einwandfrei! Wir bestellten ein Buffet für vierzig Personen mit Allerlei Gebackenen und für jede Person zwei Getränke gratis! Du wirst staunen, wer zu Deinem Geburtstag aller kommt! Mama erledigte dann auch noch einige Telefonate, denn sie wollte unbedingt, Albine Ihre langjährige Freundin, Elfi Kipper die Mama von Dominik Lang, Ihren Bruder Franz und Ihre Schwester Helga die uns ja am Anfang dieser Zeit sehr unterstützten, dabei haben! Meinen Bruder Gerhard und seiner Frau Evi konnten wir es ja persönlich sagen. Sie wohnen ja gleich gegenüber. Natürlich luden wir, da sie ja an diesem Tag auch da war, auch Lisi und ihren Lebenspartner Martin dazu ein. Martin ist immer so schüchtern und wird immer gleich so zurückhaltend, da er das von Zuhause nicht gewohnt ist, gleich von Fremden, die wir ja zu dieser Zeit noch waren, eingeladen zu werden. Ich hatte eine Vorstellung, wie dieser Tag ablaufen sollte, doch wie es wirklich war, ist sogar für mich eine Überraschung gewesen. Ich setzte mich am Abend an den Computer und machte dass, was ich am besten konnte! Ich schrieb einen Brief, in Deinem Namen, an Deinen Bruder, Michael, für Deine Onkeln und Tanten und für Deine Freunde, insbesondere für Deine Besten Freunde, die ja diese Idee hatten. Doch vorher hatten wir noch einen besonderen Tag, wo Du auch mittendrin und nicht nur dabei warst! Die andere Geschichte geht erst später weiter.

Wir hatten ja mit Deinen Freunden schon nach Deinem letzten Weg ausgemacht, dass wir uns bei Ihnen, da sie Dich so tapfer begleitet haben, mit einem Essen bedanken würden. Das war so Mitte Juli. Es sollten Deine "Frau" Jenni mit Ihren Eltern kommen und die sechs Freunde die Dich bis zu Deinem neuen Zuhause brachten. Es hatten zwar an diesem Tag nicht Alle Zeit, aber der Großteil von Ihnen kam. Karsten hat sich besonders gefreut, denn ich machte, wie Du ja weißt, ein Kesselgulasch und zum trinken hatten wir auch genug. Das Wasser im Pool war auch nicht zu kalt, somit konnten Deine Freunde auch ins kühle Nass springen, mit Dir! Du standest auf der Terrasse, an die Säule gelehnt, mit einer Zigarette in der Hand und lachtest, als die Anderen, Karsten ins Pool schmeißen wollten, es aber nicht so einfach schafften! Als Überraschung hatten wir auch noch eine sehr gute Freundin von Dir eingeladen! "Jexi" die für Dich mehr war als eine Freundin! Sie ist ein lässiges Mädchen und wie ich glaube eine Freundin zum Pferde stehlen, wie man so sagt! Sie ist auch eine Freundin, der Deine Reise, sehr zu Herzen ging! Wir haben eigentlich Alle, mit denen Du mehr als nur freundschaftlichen Kontakt hattest, ins Herz geschlossen! Für uns ist Dein Bruder, Michael, der wichtigste Grund um weiter zu machen, doch auch diese Freunde sind Bestandteil Deines Lebens und somit auch Bestandteil unseres Lebens! Durch sie erfahren wir so viel von Dir, dass wir noch nicht wussten und ich bekomme so viele Bilder von Ihnen, die wir gar nicht kennen würden hätten sie sie mir nicht geschickt per FB oder per E-Mail. Ich Danke Ihnen aus tiefstem Herzen dafür und auch dafür dass Sie Deine Freunde sind! Schön war dieser Tag, wo Alle wieder bei Dir waren, bis auf ein paar Ausnahmen! Am Abend gingen wir dann wieder zu Deinem neuen Zuhause. Deine "Besten" sowie Jexi waren mit dabei! Es ist immer wieder eine Wohltat für die Seele, wenn man sieht dass Dich Alle noch besuchen! Wir hatten auch eine Flasche Tequila  Danach sind sie mit uns und natürlich mit Dir noch bis spät in der Nacht geblieben! Wie immer erzählten sie auch wieder viele, kleine Abenteuer mit Dir! Ihr müsst immer viel Spaß zusammen gehabt haben. Du bist ja auch jetzt noch immer dabei! Es braucht Dich nur einer von Ihnen im Herzen tragen, so wirst Du bei Ihnen sein!

Dann hatte ich eigentlich viel Arbeit an Deinem Computer! Ich wollte es nicht bei der mündlichen Einladung, von Deinen Freunden, belassen. also schickte ich, jedem Einzelnen, noch auf FB eine Einladung auf die ich natürlich auch eine Antwort erhoffte, denn wir mussten ja das Essen im Cafe Dundler vorbestellen, für Deinen Geburtstag! Es sollte ein Tag werden den Du, auch wenn Du körperlich nicht anwesend sein konntest, nie vergisst! Der Tag rückte immer näher! Dein Tag! Der 30 August 2013! Die Zeit zwischen der Feier mit Deinen Freunden und Deinem Geburtstag verging viel zu schnell! Wie jeder Tag, seit dem Du nicht mehr nach Hause kommst! Mama und mir wird jeder Tag zu kurz! Ein Mal zum Therapeuten, dann zur Trauerrunde und ein Termin bei unserem Anwalt, mit Michael nach Wien wegen einer Untersuchung und wie jeden Tag, mein Spitzlbua, zwei Mal zu Dir! Zu Deiner Oase! So nennen wir es seit Neuesten, denn für uns ist es nur eine Oase, Du bist ja wie immer bei uns zu Hause, überall! Wenn wir dort stehen ist es so hell und warm, erst wenn wir mit Dir wieder nach Hause gehen wird mir kalt! Ich weiß zwar nicht warum das so ist, aber für mich strahlst Du so viel Wärme aus, dass es mein Herz berührt und darum wird mir nie kalt wenn wir an Deiner Oase stehen! Vor dem gehen, wärme ich meine Hand an der Laterne bei Deinem Bild und lege sie dann schön warm auf Deinen Hals, auf meine Fingerkuppen gebe ich einen Kuss und lege sie auf Deine Lippen, dann kommt es mir immer vor als würdest Du mehr lächeln als vorher! Manches Mal kitzele ich Dich am Hals, so wie ich es Zuhause oft gemacht habe und Du hast alles eingezogen, da Du das gar nicht möchtest! Jetzt mache ich es in der Hoffnung, dass ich eine Bewegung oder ein kleines Zeichen von Dir bekomme! Doch es spielt sich Alles nur in meiner Fantasie ab. Dann denke ich an die Zeit, mit Dir, mein geliebter Sohn, als Du im Kindergartenalter warst und mit mir zusammen gebadet hast! Da muss ich jetzt immer weinen, wenn ich in der Wanne sitze, obwohl wir damals sehr viel gelacht haben! Wir machten ziemlich viel Schaum in der Badewanne und Du setztest mir eine Krone mit Schaum auf den Kopf. Dann lachtest Du immer so herzhaft, weil ich immer komische Gesichter machte! Doch dann machte ich auch Dir einen Hut aus Schaum und Du wolltest meine Gesten immer nachmachen und ich tat so als würde es Dir gelingen, mit Deinen vier Jahren, und lachte auch als wäre es der größte Spaß! Das hat Dir immer gefallen! Doch jetzt werde ich wieder aus meiner Fantasie gerissen, denn ich stehe an Deinem neuen Zuhause und betrachte Dein Bild und gebe Dir einen Kuss auf die steinerne, kalte Wange! Warum muss ich hier an Deiner Oase stehen? Immer wieder quält mich diese Frage!

Nun kam der Tag immer näher, zu Deinem 23. Geburtstag, wo so viele Freunde von Dir kommen wollen! Verena, Karsten und Roman, Deine "Besten" Freunde kamen am Vortag noch zu uns um Alles zu Besprechen. Sie sagten uns, dass wir ab zehn Uhr Vormittags nicht mehr zu Dir fahren sollen, da sie alle Vorbereitungen treffen wollen. Wir sagten dann dass wir schon vorher hinauf fahren um zu schauen ob Alles in Ordnung sei! Damit erklärten sie sich einverstanden. Am Abend des selben Tages kam noch Lisi und Martin bei uns vorbei, denn sie wollten auch noch vor deinem Geburtstag zu Dir schauen und Dir etwas bringen! Sie sind sehr liebe Freunde und Lisi hat ein sehr gutes Herz und Gespür für trauernde Menschen! Sie wäre die richtige Frau, um trauernden Menschen zu helfen und Ihnen beizustehen in Ihrem Kummer! Es war schon Dunkel, als wir mit Ihnen zu Deiner Oase fuhren und sie überraschten uns! Sie waren schon vorher bei Dir und haben einige, zusammen gebundene Luftballone bei Dir aufgemacht und Lisi, dieser Engel auf Erden, hat ein Bild machen lassen mit Deinem Gesicht und alles in Glas gepresst! Das war wirklich sehr, sehr schön von Ihr! Sie denkt sehr mitfühlend und scheint zu wissen, was uns gut tut! Danach fuhren wir zu uns nach Hause, wir tranken noch einen Kaffee zusammen, dann verabschiedeten wir uns und sie fuhren nach Hause, denn Morgen, bei Deinem Tag, waren auch sie eingeladen! Obwohl Lisi und Martin bedenken hatten, dass sie dort nicht dazu passen würden, nur weil sie ein wenig fester sind wie Andere Menschen! Ich sage halt sie haben das Herz wenigstens am richtigen Fleck! Was nützt ein perfekter Körper, wenn das Herz und die Seele fehlt? Gar nichts! Also nahmen wir unsere Tabletten und legten uns für diesen Tag schlafen, denn wir hatten ja auch noch viel vor am nächsten Morgen, an Deinem Tag!

Als wir am nächsten Morgen wach wurden, sagte Mama zu mir dass sie heute einen schönen Traum hatte von Dir! Ich denke mir immer, diese Träume schickst Du Ihr als Zeichen dass Du immer bei uns sein wirst, und wir bei Dir, solange wir auf dieser, durchaus, nicht mehr schönen Welt herumwandeln! Wir machten uns zuerst einmal Kaffee und ein Brot mit Butter und Marmelade, dann setzten wir uns zu Tisch, dann fing Mama an zu erzählen!

Wir machten einen Spaziergang und Du warst dabei, aber Mama wusste schon von Deinem Unfall! Sie sagte zu Dir: "Ach Dominik, was werde ich einmal machen wenn Du nicht mehr zu Hause bist, wer wird dann mein großer Beschützer sein?" Du gabst Ihr als Antwort, aber ohne dass Du den Mund bewegtest, also im Gedanken! "Liebe Mama, ich werde immer Dein Beschützer sein und werde auch immer bei Euch sein!" Dann gingen wir weiter und Du bliebst aber immer weiter hinten, bis Du so weit weg warst, dass wir Dich nicht mehr sahen und doch vernahm Mama Deine Stimme! "Auch wenn Du mich nicht siehst, Mama, ich werde bei Dir sein!"

Ich schaute sie an und Tränen standen in Ihren Augen, doch ich sagte sie solle nicht traurig sein, denn das war ein Zeichen und der Beweis, dass Du bei uns bist, so wie ich es immer schon sage! Darum sagen wir an Deinem neuen Zuhause auch nicht mehr "Tschau" oder "Tschüss" sonder wir sagen immer, komm mit unser Großer, denn Du gehst mit uns, überall hin, wo wir hingehen! Als wir gefrühstückt hatten machten wir uns fertig um zum Gärtner zu fahren, denn dort haben wir Deine Zahl in Auftrag gegeben, die 23. Sie sollte aus lauter weiße Rosen gemacht sein und zu Deiner Feier auf Deiner Oase liegen! Er hat sie wunderschön gemacht, diese Zahl und wir sprachen Ihm unser Lob aus!

Danach fuhren wir wieder zurück, holten noch Kerzen und ein paar Vasen, da wir vermuteten, dass Dir etliche Freunde auch Blumen mitbringen würden, dann fuhren wir zu Dir! Wir stellten die Vasen auf und stellten auch die Kerzen an ihren Platz, wo wir sie immer hatten, dann platzierte ich die 23 an Deiner Oase dort wo sie Mama haben wollte! Wir hatten auch einen Rechen im Auto, denn ich wollte haben dass es schön war zu Deinem Geburtstag. Ich lockerte also die Erde und machte ein schönes Muster hinein, dass zu Deinem Alter passte! Plötzlich kamen auch Verena, Karsten und Roman herein! Sie fragten warum wir noch da sind, denn es ist schon elf Uhr und wir hatten ausgemacht, dass wir ab zehn Uhr nicht mehr zu Dir kommen würden. Aber er lachte dabei und meinte es mache nichts aus, denn sie hatten eine Stunde verschlafen. Nun war Ihre Zeit gekommen um alles zu unserer Überraschung herzurichten. Wir fuhren also nach Hause, unsere Nerven lagen blank, denn wir wussten ja nicht was diese Rabauken vor hatten. Wir tranken noch einmal einen Kaffee und dachten erst durch unsere zittrigen Hände daran, dass wir unser Medikament noch nicht genommen hatten! Danach wollte Mama unbedingt noch ins Cafe Dundler schauen, ob alles so hergerichtet war, wie wir es wollten, da nahmen wir auch Dein großes Bild mit, dass ja in der Mitte, unter all Deinen jungen Freunden, stehen sollte. Dann, als wir wieder zu Hause waren, dauerte es nicht mehr so lange, doch für uns trotzdem eine Ewigkeit! Die Nervosität stieg von Minute zu Minute! Wir hatten mit Karsten vereinbart, wenn sie fertig waren solle er uns anrufen. Jedes Mal, wenn das Handy klingelte, fuhr Mama auf und war fix und fertig! Dann war es endlich Karsten der anrief und sagte uns dass wir kommen dürfen. Wir gingen zu Fuß, da es ja nicht so weit war und von uns keiner die Nerven hatte zu fahren. Wir, dass waren, Dein Bruder Michael mit seiner Frau Lyane, Mama und ich! Wir kamen in die Strasse, die zu Deiner Oase führte. Als wir dem Tor immer näher kamen, sah ich schon einige Autos davor stehen und dachte mir, dass kann doch nicht Alles sein, denn es hatten doch viele mehr zugesagt! Karsten kam uns am Tor entgegen und sagte uns, wir sollten noch einen Moment warten, denn sie hätten noch eine Kleinigkeit zu erledigen, außerdem seien sowieso noch nicht Alle da! Da stimmten wir zu und blieben innerhalb des Tores stehen. Ich glaube Karsten wollte nur dass wir alle die kamen auch gleich begrüßen konnten. Die ganze Jugend schickten wir gleich zu Ihnen, also zu Deiner Oase und wir, die Älteren warteten geduldig auf den Beginn! Als ich durch die Büsche und Bäume durchguckte sah ich eigentlich schon viele Köpfe und junge Menschen herum laufen. Ich war schon sehr nervös. Die Seite mit Deiner Rede darauf drehte ich schon ganz zusammen und von draußen kamen immer mehr! Dein "Schwiegervater" Hermann mit seiner Frau, Dein "Schwager" Kevin mit einem Freund, den auch Du kanntest, dann kam Mamas Freundin Albine, danach kam auch eine sehr liebe Freundin die auch Ihren Sohn verloren hatte, Elfi Kipper und Martin mit Lisi kam auch, so wie ich es gehofft hatte. Von Deinen Freunden habe ich nicht viele gesehen, doch das sollte sich noch ändern! In der Zeit des Wartens dachte ich wieder an die vergangene Zeit seit Eurem Unfall. Heute zu Deinem Geburtstag sind eigentlich schon viele Tage ins Jahr gegangen! 38 Wochen und ein Tag also 267 Tage, das sind 6.408 Stunden oder 384.480 Minuten. Diese Tage sind nur schön, wenn wir schlafen und das machen wir viel! Denn im Schlaf ist alles wie es früher war. Du bist immer dabei, wir können Dich umarmen, wir können Dich küssen, wir gehen mit Dir Hand in Hand! Doch werden wir wach ist die Trostlosigkeit, die Traurigkeit, die Tränen, die Hoffnungslosigkeit, der graue Alltag, wieder da! Es gibt nur einige Momente oder Stunden in dieser Zeit, wo wir abgelenkt waren und das ist die Zeit mit Freunden von Dir, wenn sie da waren oder mit innigen Freunden von uns, die unsere Situation verstanden und mit uns mitfühlten! Da war der Kummer ein wenig vergessen. Doch wenn wir alleine waren, einsam waren, ohne Leben, dann war der Schlaf die schönste Zeit! Jetzt kam ein bisschen Bewegung in die Freunde, dort bei Deiner Oase! Verena kam den Gang entlang mit einem Bündel Luftballone in der Hand, die sie vorher mit Gas befüllt hatten. Sie gab jedem von uns einen Ballon und jeder sollte Dir einen Wunsch oder einen lieben Gruß darauf mit Filzstift schreiben. Als das getan war, sammelte sie die Luftballone wieder ein und wir konnten mit Ihr, endlich, zu Dir, zu Deiner Oase mitgehen. Als wir den Gang zurückgingen war meine Betroffenheit sehr groß, denn ich sah nicht nur ein paar Freunde von Dir, sondern es standen dort bei Deinem neuen Zuhause, ich weiß nicht mehr genau wie viele, zwanzig oder fünfundzwanzig junge Leute, die mit Dir immer auf Party waren, die Dich liebten, die mit Dir eigentlich eine außergewöhnliche Freundschaft verband! Sie standen Spalier, wo wir durchgehen mussten und wir konnten uns nicht zurückhalten, wir nahmen jeden Einzelnen in die Arme und ohne viel Zutun, flossen schon Tränen, doch dieses Mal nicht Tränen der Trauer, sondern Tränen der Freude, dass Sie alle zu Dir gekommen sind! Zu Deinem Ehrentag, zu Deinem Geburtstag! Jetzt waren wir Alle um Deine Oase versammelt und sie spielten wieder Dein Lied, das Lied, dass sich Michael zu Deinem Abschied wünschte und dass Ihr gemeinsam so oft im Auto, beim Arbeit fahren, oder zurück nach Hause, gehört habt! Dein Abschiedslied bei Deinem letzten Weg, wo wir doch so geweint hatten und auch jetzt fingen wieder Alle an zu weinen oder blickten mit Tränen in den Augen betroffen und traurig vor sich hin. "Nur die Besten sterben jung" von den Bösen Onkels war dieses Lied. Ich musste mich aber konzentrieren, was mir nur minder gelang, denn wenn das Lied zu Ende war, musste ich oder wollte ich meine Rede halten. Nun klang der letzte Refrain des Liedes über Deine Oase und ich ging an den Rand, nahm meine drei oder vier Seiten und machte mich bereit. Wischte meine feuchten Augen aus und dann war es so weit, das Lied war aus. Alles war still und wartete, bis ich so weit war. Dann begann ich zu lesen. Es viel mir sehr schwer, diese Zeilen zu lesen, denn ich habe sie so geschrieben, als würdest Du sie Deinen Freunden vorlesen. Ich hörte jemanden schluchzen und wusste, dass kann nur Deine Mama sein. Ich musste dann mein Zittern in der Stimme unterdrücken und ich glaube jeder wusste was in mir vorging oder wie meine Knie schlotterten, dass muss auch jeder gesehen haben. Mitten im lesen, bei einem Absatz der sehr schwer für mich war musste auch ich schluchzen und hielt mein weinen zurück! Ich wollte diese Zeilen fertig bringen und zu Ende lesen, denn das ist Dein Geburtstag, Dein 23. Geburtstag und alle Deine Freunde sind da, Du bist bei mir und stützt mich, dass ich nicht einfach umkippe! Mein Inneres zerreißt eigentlich ist es schon vor dem Bersten, doch ich las diese Seiten zu Ende. Nach der Rede ging ich durch die Reihen Deiner Freunde und sah dass eigentlich viele von Ihnen weinen. Ich ging zu jedem hin nahm ihn oder sie in die Arme und sagte zu Ihnen, sie sollen doch nicht weinen, denn es ist ja Dein Geburtstag und ein Geburtstag ist nicht zu weinen! Verena kam dann zu uns, also Mama und mir und sagte, unter Tränen, sie könne nicht so lange bleiben, denn sie müsse noch arbeiten fahren. Für sie war es sehr schwer diese, für Dich organisierte, Feier zu verlassen, da ja im Grunde dies Alles von Ihr organisiert wurde! Nachdem ich den jungen Burschen und Mädchen, die für Dich hier waren, beruhigt und Ihnen zugeredet habe, wurde noch die offizielle Einladung ins Cafe "Dundler" ausgesprochen! Doch vorher sprach ich noch für jeden eine Dankeschön aus und das mit einem Glas Tequila, den Du immer, vor dem nach Hause gehen von einer Party, noch getrunken hast! Danach fuhren dann zirka zehn Autos mit vielen jungen Freunden von Dir beladen, zum Cafe Dundler um mit Dir zu essen! Die Besitzer haben den Saal, wo das alles von Statten ging, sehr schön hergerichtet und in der Mitte, zwischen den zwei Reihen von Tischen stand Dein Bild! Jung, stark, schön, in Lederjacke, in Jeans und mit Lebensenergie erfüllt! Du bist für mich so schön, so ganz unser Sohn, unser Dominik! Unter Deinen Freunden war auch Muki, deren vollen Namen ich gar nicht kenne, die mit Dir eigentlich auf den meisten Partys war und auch das Mädchen ist, die mir die meisten Fotos von Dir geschickt hat! Sie ist ein Mädchen, dass Von Dir sehr viel wusste und Dich auch sehr gut kannte! Es ist nur schade, dass sehr viele Freunde von Dir, hier nicht mehr wohnen! Die meisten sind entweder wegen einer Beziehung weggezogen oder die Familie, sprich Eltern, ist wo anders hin gezogen. Mit Muki würde wir gerne, sehr gerne ein Mal, alleine sprechen. Ihre Erzählungen, unser Bild von Dir, wenn Du unter Deinesgleichen warst, verstärken und Dich, für uns, noch mehr, lebendiger machen! Ich wünschte, Du könntest bei diesem Fest real dabei sein, Deine Witze reißen, Dich zu Deinen Freunden stellen, wo wir ein Foto schießen, Dich ganz und gar in dieses Geburtstagsfest einbringen! Es dauerte sehr lange! Es wurde schon dunkel draußen und es war August! Erst dann brachen, schön langsam, die Ersten Deiner Freunde auf! Einige hielten es sehr lange aus, obwohl dieses Fest nicht gerade ausgelassen war, aber vielleicht tat Ihnen auch die Ruhe, die Stille und die Zweisamkeit mit Dir, an diesem Wochenende gut! Wie ich mich noch erinnern kann, waren zum Schluss nur noch einige übrig, mit denen wir noch einen kurzen Sprung zu Deiner Oase machten! Leider musste auch Jenni, Deine "Frau," wie Du sie immer nennst, früher weg! Es blieben noch, Jexi, die mehr als eine Freundin war, Nici, Stephen, Karsten, was ja ganz klar war und Verena wäre sicher auch dabei, hätte sie nicht arbeiten müssen, Roman, der ja auch zu den "Besten zählt, Stephens Bruder Alex und ein Junge, den Du in Deiner Kindheit sehr oft gesehen hast und der auch oft mit seiner Mama, an den Wochenenden, bei uns war! Dein Cousin, Daniel, dessen Mama mit 38 Jahren den Krebs nicht besiegen konnte und den Weg angetreten hat, den Du, lieber Junge jetzt gegangen bist! Doch alle Deine Freunde haben Dein neues Zuhause zu einer Oase, zu Deiner Oase gemacht und unter Tränen und aus innigstem Herzen sage ich Ihnen, DANKE!


Dieser Tag, war nur Dir gewidmet und dieser Tag war anstrengend! So fuhren wir nach Hause, mit dem Gefühl, dass es auch für Dich ein schöner und glücklicher Tag war, ist und bleibt! Einfach unvergesslich! Doch als wir Zuhause waren, war es für uns wieder dass Vermissen, die Sehnsucht, die Traurigkeit, es war wieder Dunkle Nacht und Grauer Tag!

Nun ist wieder der Alltag zurück und wir sitzen bei Deiner Oase! Es sind Mensche in dem Garten der Liebe, in Deinem Garten, wo Deine Oma, Dein Onkel und nun auch Du zu Hause bist! Dann hören wir zwei Frauen reden, die einen Gang weiter vorbei gehen und sie sagen, dass das, was wir machen ja schon übertrieben ist, denn da kann man ja gar nicht vergessen! Ich blicke auf und zu Deiner Mama! Auch sie hat es gehört und ich denke in mir! Was wisst Ihr schon? Macht dass selbe Schicksal durch, dann könnt Ihr mit uns mitreden! Ich frage Mama ob ich was sagen soll, doch sie winkt ab und sagt nur, dass ich sie reden lassen soll, denn sie wissen nichts! Was ist an Deiner Oase übertrieben frage ich mich? Was könnten wir wegnehmen? All diese Geschenke sind von Deinen Freunden! Welchen soll ich beleidigen und sein Geschenk wegräumen? Nichts tue ich weg! Es gehört Dir! Es gehört hierher! Niemand kann uns vorschreiben was wir tun oder machen, was wir hier, an Deiner Oase, lassen oder nicht! Wir denken uns unseren Teil und gehen wieder in uns, in Deine Welt! Wo wir mit Dir gedanklich reden und mit Dir in herzlicher und seelischer Verbindung sind!

Jeder Tag ist ein Kampf für uns, seit Du deine Reise angetreten hast, ein Kampf, den wir leider nie gewinnen werden! Wir sind gefangen in einem finsteren Loch. Wir bauen jeden Tag Stufen, die uns ans Licht führen sollen, doch an jedem Morgen sind diese Stufen wieder in sich zusammengebrochen! Ja, wir führen einen Kampf und jeder für sich alleine und jeder auf seine Art, ob Mama oder ich! Doch wir führen ihn auch gemeinsam, da wir uns gegenseitig stützen und füreinander da sind! Ich denke oft, wie viele Eltern es wohl gibt, die geschieden sind und auch einen Sohn oder eine Tochter verloren haben, aber diesen Kampf nicht gemeinsam kämpfen, sonder jeder muss noch für den neuen Partner da sein und auch dessen Bedürfnisse erfüllen! Für mich wäre das unvorstellbar! Doch es sollte sich jeder den Weg suchen, der für Ihn der Beste ist um die Traurigkeit, den Schmerz, die Sehnsucht und die Liebe zu dem lieben Menschen, den er / sie verloren hat, auszuleben! Für Mama sind es die Lichter, die sie Dir, geliebter Sohn, an Deiner Oase anzündet und die Briefe die sie Dir schreibt! Für mich ist es das Schreiben, Deine Bilder die ich mache und die Videos von und mit Dir! Für mich gibt es einfach keinen Tag, an dem ich nicht an Deiner Oase weinen muss, weil es mich schmerzt wenn ich dort oben sitzen muss, obwohl Du es sein solltest der an meinem neuen Zuhause mit Mama sitzt! Für mich gibt es ganz einfach keinen sichtbaren Weg aus der Dunkelheit oder besser gesagt es gibt vielleicht einen Weg, aber ich will ihn gar nicht gehen außer es ist mein letzter Weg, der dann schlussendlich zu Dir führt!

Dein Geburtstag ist jetzt einige Tage her und ich sitze wieder an Deinem Computer um weiter zu schreiben! Wir kommen gerade von Dir, von Deiner Oase! Morgen haben wir wieder Termin bei unserem Therapeuten und ich weiß, ich kann ihm nichts neues von meinem Zustand sagen! Mama dagegen hat viel zu erzählen, denn sie sucht jetzt immer mehr die Verbindung zu Dir! Sie stellt ein Bild auf den Tisch, zündet ein Teelicht an, damit Du beleuchtet wirst und nimmt Ihre Halskette mit Deinem Ring darauf und pendelt damit! Sie glaubt daran, was Du ihr sagst. Es ist schon erstaunlich, denn ich setzte mich einmal zu ihr und wollte es auch probieren, aber anders. Denn Mama hielt das Pendel und ich sagte nicht laut die Frage, die ich Dir stellte, sonder ich dachte sie mir und Mama hielt das Pendel über Dein Bild, doch es antwortete richtig! Sofort wollte ich eine zweite Frage stellen, wieder im Gedanken. Mama hörte auch diese Frage nicht, denn es war die selbe die ich auch vorher stellte und das Pendel fing ganz wild an sich im Kreis zu drehen, da Du zweimal auf die selbe Frage antworten musstest! Nun glaube ich, dass es vielleicht stimmt, dass Du auf andere Art mit uns Kontakt aufnehmen willst! Doch ich bin mit Dir immer in Kontakt, wenn ich in Deinem Zimmer bin! Da bist Du rund um mich! Da stehen die meisten Bilder von Dir! Da hast Du geschlafen! Da bist Du eigentlich immer präsent, für mich! Die Tage vergehen und es kommt schön langsam der Oktober heran. Mama und ich sind wie immer, einige Male bei Dir an einem Tag! Meist einmal Vormittag und einmal am Abend wenn es Dunkel wird! Es ist Oktober und wir fürchten jetzt schon die Adventszeit und Deinen Donnerstag oder den 06.12.2013! Jetzt bin ich schon mit so vielen Menschen in Kontakt, die auch Ihr Liebstes verloren haben, Ihr Kind! Von jedem den, ich dieses Jahr von Euch, kennen lernen durfte, besuche ich die Gedenkseite und schreibe an einigen Tagen hinein! Du weißt, das kommt immer auf die eigene Verfassung an. Mama schreibt seit dem Beginn Deiner Reise, jeden Donnerstag, auch immer einige Worte im Kalender. Im Oktober fällt der Donnerstag nicht auf den Sechsten, sondern auf den Dritten im Monat! Es ist die 43. Woche seit Du nicht mehr nach Hause kommst!

Mein Herz weint! Weint um Dich mein Großer! Dominik, Mama kann Dich nicht gehen lassen! Dazu Liebe ich Dich zu sehr! Mama ist nicht mehr die Selbe! An dem Tag, an dem Du uns verlassen hast, hast Du ein Stück von mir mitgenommen! Ich Danke Dir eigentlich dafür, denn so bin ich immer mit Dir verbunden! In Liebe, Mama!

Auch in diesen Worten stimmen Mama und ich überein. Du hast nicht nur ein Stück von uns mitgenommen, nein, Du hast unser Herz, unsere Seele und unsere Gedanken bei Dir und dass ist gut so! Wie ich immer schreibe, in uns ist Dunkle Nacht, grauer Tag! Darum nenne ich ja auch dieses Buch so! Von den vielen Freunden die Du schon gefunden hast, schreiben auch die Eltern auf Deine Gedenkseite und ich möchte Ihnen auch hier recht herzlich Danken und Ihnen auch selber die Kraft, die uns noch bleibt, schicken, denn sie sind die Menschen die uns verstehen in unserem Schmerz! Viele werden sagen, die sind ja verrückt oder das ist ja schon übertrieben, doch für uns, den Trauernden ist nur eines wichtig! Die Verbindung zu unseren Kindern bei zu behalten! Denn ohne diese seelische und herzliche Verbindung zu Euch, zu Dir, Dominik, ist das Leben nichts mehr wert für uns! Du bist das Glied, die Quelle, die einen Durstenden am Leben hält! Deine Oase ist unsere Aufgabe, unser Ziel und wird auch einmal zu unserer Oase werden! Dein Bruder, Michael feiert, feiern ist ein blöder Ausdruck, er begeht seinen 34. Geburtstag und auch Du bist dazu eingeladen! Wie immer in unserem Kreis, steht ein Bild von Dir am Tisch und Lyane, seine Frau hat eine Torte gebacken, für uns Alle! Sie ist der Halt für Michael, der Dich, mein Sohn, sterben sah! Sie wird mit ihm durch dick und dünn gehen! An diesem Tag vor einem Jahr und zwei Tagen, hast Du Dir, mit Michael und Lyane, noch Dein Letztes Tattoo machen lassen!   Auch bei Ihm bist Du Zuhause! Zuhause bist Du auch bei uns! An diesem Tag schrieb Mama auch in den Kalender und ich muss sagen, sie schreibt mir immer aus dem Herzen!

44. Woche

Dominik, mein Großer! Wo ist die Zeit hin? Wo bist Du? Was machst Du? Was ist da geschehen? Das kann doch nicht real sein? Sag es mir, mein Sohn, dass es nicht wahr ist? Geliebter Bub sag es mir? Du, Dominik, mein Sonnenschein, Du mein Mausi, mein Großer Beschützer! Wir Lieben Dich doch so sehr! Mama.

Dort, wo wir jeden Tag hingehen, ist nur das Tor in Deine neue Heimat. Viele Menschen sieht man dort wenn ein christlicher Feiertag ist und überall, jede Oase ist mit Licht erfüllt, doch welchen Glauben haben diese Menschen? Zwei oder drei Mal im Jahr kommen sie zu Ihren Lieben und zünden Kerzen an! Ist dass die Liebe zu dem verlorenen, lieben Menschen der dort liegt, oder ist es nur Heuchelei? Das frage ich mich jetzt schon so oft, wenn wir bei Dir sind, an Deiner Oase sind! Wir haben geschworen, Mama und ich, dass bei Dir die Lichter nie erlöschen und das wird auch so bleiben, so lange von uns Beiden auch nur noch einer zu Dir kommen kann! Zu Allerheiligen und Allerseelen brannten ein ganzes Lichtermeer in Deinem Garten! Doch jetzt kann man die Lichter an einer Hand aufzählen! Ich Danke auf jeden Fall dem Überweltlichen, dass außer uns noch existiert, dass wir Dich weiter Lieben dürfen und mit Dir alle Zeit unseres Lebens verbringen dürfen. Für mich zählt nicht was für einen Glauben es gibt oder was für einen Glauben die Menschen auf der ganzen Welt haben! Für mich zählt nur die Liebe zu Dir, Dominik, mein Sohn und diese Liebe wird ewig bestehen, bis wir uns in die Arme schließen und Wiedersehen!

Am 20.10. hatte dann auch Lyane Ihren Geburtstag! Sie kommt eigentlich das ganze Jahr aus dem Backen gar nicht heraus, weil fast immer irgendwer von uns und den Kindern Geburtstag hat! Auch an diesem Tag waren wir zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Mit WIR meine ich uns Alle, also auch Dich! Sie ist für Michi wirklich eine supertolle Frau und für uns die beste Schwiegertochter und dass sage ich nicht nur so, sondern dass meine ich auch so! Ich kann Dich nur Bitten sehr gut auf Beide zu achten und sie vor weiterem Unglück zu schützen! Unglück ist eigentlich ein schlechter Ausdruck, denn dass größte Unglück hat uns ja schon getroffen, durch Deinen Weg in die nächste Ebene des Lebens!

Immer mehr steigt nun die Angst vor dem 06. Dezember! Es ist zwar noch nicht so weit, doch Mama und ich kommen immer wieder ins reden von diesem Tag. Auch Deine Freunde haben uns schon gefragt ob wir etwas Bestimmtes vor hätten an diesem Tag, doch das verneinten wir. Für uns wäre es am Besten, dass dieser Tag nie existieren würde! Das sagten wir auch Deinen Freunden und sie akzeptierten es! Wir sagten aber auch, dass jeder von Ihnen tun kann wie er will, denn ich möchte niemanden etwas verbieten! Somit war einstweilen dieses Thema abgeschlossen! Viele begehen ja diesen Tag, an dem sie den geliebten Menschen verloren haben! Es bleibt auch jedem selber überlassen, wie er seine Trauer, für sich, erträglicher macht! Für uns ist es, dass dieser Tag aus unserem Kalender gestrichen ist! Denn Du, unser Sohn, bist ja immer bei uns und wir bei Dir!

Es ist nun schon Mitte November! Ich sitze gegen der Mittagszeit wieder an Deinem Computer und sorge dafür dass auf den Seiten von FB nicht zu viel, zumindest für mich, unnötiger Kram vorhanden ist, doch irgendwie habe ich auch keine richtige Lust dazu. Als ich mit dem Aufräumen der Seiten fertig war, legte ich mich ein wenig hin. Mama ruhte sich im Schlafzimmer aus und damit ich sie nicht störte, legte ich mich in Deinem Zimmer auf das Schlafsofa. Ich konnte nicht schlafen, denn ich war innerlich etwas aufgewühlt und darum schaute ich, wie schon so oft, alles an was von Dir in diesem Zimmer stand. Deine Bilder, Deine Sammelstücke, Deine gut gebliebenen Autoteile und Dein letztes Werk, das in dem Zimmer, auf der Wand war. Es brach in mir ganz einfach heraus, die ganzen Emotionen, die Trauer, der Schmerz dass Du nicht mehr unter uns weilst! Ich weinte, leise und still. Die Tränen liefen nass über meine Wangen, als ich Dein gezeichnetes Mazdazeichen an der Wand betrachtete! Es ist nicht fertig, dieses Zeichen und wird auch nie fertig werden, denn Du, mein geliebter Sohn, kannst es nicht fertig machen! Ich hatte mir schon vorgenommen es fertig zu malen, doch eine Freundin von Mama war vor einiger Zeit hier und hat es gesehen. Als Mama ihr sagte dass ich es fertig machen wolle, hat sie gesagt, dass sie dass nicht machen würde, denn dann ist es nicht mehr von Dir und ich muss Ihr recht geben! Darum bleibt es so wie es ist, von dir mit Bleistift vorgezeichnet und Mamas Freundin hat noch dazu gesagt, sie würde einen Rahmen rundherum machen. Dass haben Mama und ich auch beschlossen! Nun ist zwar noch kein Rahmen da, doch ich betrachte es und frage mich wiederum, warum Du es nicht machen kannst? Warum hat man uns so bestraft? Warum gerade in dieser Sekunde musste Euch dieser Arsch in das Auto fahren? Warum konnte er diesem Hasen nicht eine Sekunde später ausweichen? Warum, warum, warum? Und die Tränen laufen, ohne es zu wollen, kalt die Wangen entlang. Dann schließe ich meine Augen, doch auch da quellen sie noch hervor und ich kann nicht aufhören zu weinen. Ich drehte mich zur Seite und ich atmete durch die Nase den Geruch Deines Polsters ein, Deinen Geruch, den ich in Deinem Zimmer des Öfteren wahrnehme! Ich hole mir noch ein Lehnkissen dazu, wo ich meine Hand hinauflege und dann denke ich mir, es ist so als würdest Du mit Deinem durchtrainierten Körper vor mir liegen und ich habe meine Hand über Deine Schulter gelegt! Das Kissen war schon nass von meinen Tränen als mich dann doch die Müdigkeit übermannte und ich, mit dem Gedanken Dich im Arm zu halten, ein wenig eindöste. Doch es war nicht lange, denn es war immer so wenn Mama und ich uns hinlegten und ich kurz vor dem schlafen war, sie munter wird und mich aufweckte! Sie rief dann meistens, aus den Federn mit Dir, wir fahren ein bisschen fort! Doch ich weiß, sie hält mich nur davor ab noch tiefer abzustürzen. Sie will eben nicht dass ich so traurig bin, weil ich auch sie dann traurig mache und dass will ich auch nicht! Wir sind dann in die Stadt gefahren und haben ein wenig gebummelt, damit wir von unseren Gedanken ein wenig abgelenkt sind. Doch am schönsten ist es trotzdem Zuhause, denn da bist Du! Dann hatten wir wieder einen Termin bei unserem Therapeuten, den wir mittlerweile schon alle vierzehn Tage aufsuchen. Es tut uns ganz einfach gut, ganz ohne Rückhaltung zu reden, Deine Erlebnisse zu erzählen, unseren Schmerz zu schildern und das Wichtigste ist, ohne dass uns jemand darauf hinweist, zu weinen! Jedes Mal wenn wir von ihm weggehen, sind wir, von Innen heraus, von einem kleinen Stück Stein in unserem Herzen, von ein wenig Dunkelheit in unserer Seele befreit! Dieses Mal hat sich Mama einen besonderen Termin mit ihm ausgemacht. Sie will unbedingt am 05.12. wieder zu ihm kommen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht welch ein Tag das ist, doch als wir zu Hause ankamen und Mama es auf dem Kalender eintrug sah ich, dass es ein Donnerstag war! Gerade der beschissene Donnerstag, der mir immer weh tut, fällt auf diesen fünften Dezember. Am nächsten Tag ist es dann genau ein Jahr! Dein Abschied, Dein Weg! Nun gut, Mama hat sich so entschieden und somit muss ich das akzeptieren! Ich will eigentlich nur dass es Mama gut geht! Sie hat ja schon 25 Kilo abgenommen, obwohl wir jeden Tag essen, zumindest ein Mal am Tag, warm essen. Aber Mama vermisst Dich sehr und kann es genau so wenig akzeptieren, wie ich, dass Du nicht mehr nach Hause kommst. Wenn ich jede Woche Mamas Einträge im Kalender lese, dann fühle ich in meiner Brust wie meine Bombe in mir wächst! Eine Woche vor unserem Termin beim Therapeuten schreibt Mama:


51. Woche


Mein Schatz! Mein geliebter Dominik! Mama liebt Dich, dass weißt Du ja! Versprich mir bitte nur Eines, dass Du uns nie verlässt, Mausi bitte versprich es mir! Mama will Dich hier haben und braucht Dich! Dein Geruch, Dein Wesen, Deine Späße, Dein Lachen, Deine Art zu reden und Deine Liebe zu uns, dass brauche ich! Bitte Mausi versprich es Mama! Ich Liebe Dich!

Wenn ich dann noch manches Mal in Ihrem Heft lese, ja dann, dann klafft auch in mir die Wunde weit auseinander! Dann sehe und verstehe ich dass Mama mich braucht und wenn dann Michael kommt und ich schaue Ihn an, in seine Augen schaue, wo dieser Glanz in seinen Augen fehlt, weiß ich auch dass er mich braucht oder besser gesagt uns braucht! Darum muss ich auf Mama achten, so wie sie auf mich achtet und mich immer ein wenig von meinen Trauergedanken ablenkt. Die Woche geht zu Ende und es ist Sonntag, der erste Dezember. Der Tag rückt immer näher und wir sind eigentlich Beide, Mama und ich, ein wenig gereizt und die Nerven liegen blank. Wir legen uns des Öfteren am Tag hin um auszuspannen, wenn man es so nennen kann. Es ist immer ein Grübeln, ein Denken an diesen einen Tag! Den sechsten Dezember! Dein Antritt in die neue Heimat! Diese Tage sind sehr bedrückend und trotz den Tabletten schlafen wir nicht so gut! Am Tag, die Antidepressiva wirken auch nicht wie sonst, dass sieht man an unseren Händen, weil sie zittern. Doch irgendwie gingen diese nerven aufreibenden Tage auch vorbei und es war am fünften Dezember unser Termin beim Therapeuten. Donnerstag! Diese Woche war der Eintrag von Mama wesentlich kürzer als sonst!


52. Woche


Dominik, ich Liebe Dich unendlich!

Am Abend waren wir dann beim Therapeuten und wir sprachen uns wieder aus und sagten ihm dass wir schon Angst hätten vor Morgen, Deinem Tag! Er sprach uns sehr einfühlsam zu und sagte noch, dass wir Alles richtig und, für uns, Wichtiges gut meistern. Wir sollen uns keine Sorgen machen. Es gibt nichts Schöneres als unsere Liebe zu unserem Sohn, Dominik! Es war für uns auch sehr wichtig, dass sogar Er den Namen unseres Sohnes mit Mitgefühl und Ehrfurcht aussprach! Das schätzen wir so an unserem Therapeuten, dass er einfühlsam ist, seinen Patienten und Ihren Lieben gegenüber! An diesem Abend waren wir sehr abgespannt und, um es richtig auszudrücken, ausgelaugt! Es war eigenartig, dass wir einen Tag vor dem Donnerstag dann auch gut schlafen konnten. Ich glaube Deine Kraft und Energie haben uns dabei geholfen! Der sechste Dezember, war kein richtiger Wintertag. Er glich eher einem Frühlingstag, so lau war es draußen. Es hatte, wenn ich mich richtig erinnere, 12 Grad plus. An diesem Tag steht im Kalender ein gezeichnetes Herz und Dominiks erster Hochzeitstag! Darunter, Dominik und Michael - Unfall 5.30 Uhr. Unser Sohn wurde umgebracht! Das erste Mal wo wir dann zu Dir fuhren war es, glaube ich, acht Uhr. Als wir alles beisammen hatten, also Kerzen und Teelichter, fuhren wir los. Von weitem sahen wir schon, dass ein Auto vor dem Eingang zu Deinem Garten stand. Wir blieben stehen und stiegen aus, da kam uns schon Deine Tante Romana und Deine Cousine Corinna entgegen. Sie waren schon bei Dir. Wir wechselten noch ein paar Worte mit ihnen und bedankten uns, dass sie auf Dich gedacht hatten, als schon das nächste Auto kam. Es war Lisi und Martin, die Dich zwar nicht kennen lernen durften, aber für uns sehr gute Freunde geworden sind und Dich durch uns kennen lernten! Lisi bringt immer eine Kleinigkeit, als Geschenk für Dich mit! Es sind aber Kleinigkeiten, die in unseren Herzen immer Große Freude auslösen, denn sie sind für Dich! Wir, also Mama und ich, richteten dann wieder alles perfekt her an Deinem "Auto," Deiner Oase. Danach fuhren wir einkaufen, dann nach Hause um ein wenig zu frühstücken. Es war dann zehn oder halb elf als wir das zweite Mal zu Dir fuhren und an diesem Tag lenktest Du unseren Tagesablauf so dass wir immer zu Dir kamen, wenn auch Freunde bei Dir waren. Dieses Mal war es die Schwester von Karsten, Deinem besten Freund. Sie brachte Dir auch eine Kerze der Freundschaft aus Liebe! Wir waren über jeden Besuch erfreut und wir luden sie dann zu uns nach Hause ein auf einen Kaffee um ein wenig mit ihr zu plaudern. Sie erzählte uns auch einige lustige Ereignisse die sie mit Dir erlebt hatte und wie immer, wenn Deine Freunde von Dir erzählten, wich die Dunkelheit in unserer Seele ein Stück zurück! Für Mama, muss ich dazu sagen, war es ein wenig schwerer als für mich an diesem Tag. Denn für sie zählt immer der Sechste im Monat, wobei für mich der Donnerstag jede Woche zählt. Obwohl sie seit Deiner Abreise jeden Donnerstag im Kalender ihren Eintrag macht. Das Datum verschiebt sich im Kalender doch der Donnerstag bleibt eben, der beschissene Donnerstag, für mich. So verlief eigentlich der ganze Tag und am Abend kamen dann noch, zu unserer Überraschung, Deine "Besten!" Karsten, Roman und Verena. Auf Karsten haben wir ja gehofft und er hat unsere Hoffnung erfüllt! Er war, ist und bleibt Dein bester Freund! Verena ist Dein Vertrauensmensch und mit Roman hast Du viele Partys durch gemacht! Diese drei sind uns auch schon sehr ans Herz gewachsen! Ein Mädchen kam an diesem Tag auch noch zu Dir und zu uns nach Hause. Du weißt sicher wem ich meine? Natürlich Deine "Frau" wie Du Jenni immer schon nanntest! Jenni und Du, Ihr wart für einander bestimmt und für Dich, lieber Dominik, wird sie immer Deine Frau bleiben! Sie wird Ihr Leben hervorragend meistern! Vielleicht mit einem Mann an Ihrer Seite, der sie versteht und der sie liebt! Doch wenn sie eines schönen Tages auf die Reise geht und sollte sie schon eine Greisin sein, wirst Du auf sie warten! Ich glaube auf jeden Fall fest daran dass wir uns, eines Tages, Alle Wiedersehen! Dieser Tag war anstrengend, erfreulich, traurig und voller Emotionen. Doch er ging vorüber ohne viel Tamtam. Viele Trauernde machen sich diesen Tag noch schwerer, in dem sie Totenmessen abhalten lassen oder den Todestag begehen. Dieses Wort kann ich schon gar nicht hören, denn Du, unser geliebter Sohn Dominik, bist nicht tot!!! Für uns war und ist dieser Tag Dein Hochzeitstag! Dein Tag, mit weißen Rosen und Blumen bedeckt wurdest Du in Dein Bett, in Dein neues Zuhause gelegt! Deine Oase in Deinem Garten! Du bist so jung, da bringe ich dieses Wort nicht einmal über meine Lippen! Es fällt mir schon schwer es zu schreiben! Doch wie ich immer schreibe, jeder Mensch kann für seinen lieben Vorausgegangenen die Rituale oder den Glauben ausüben, der für ihn richtig erscheint! Nun kommen, bevor das Jahr zur Neige geht, noch zwei wichtige Tage, in unserem Trauerjahr! Deine Reise begann an einem Donnerstag und wir durften uns auch an einem Donnerstag noch einmal von Dir verabschieden! Donnerstag, der 12.12.2012 ein Tag im Kalender, der Dich mein geliebter Sohn, immer an uns und uns immer an Dich binden wird! Ein Tag der, für uns immer, unser Herz, unsere Seele und unsere Gedanken mit Freude, Liebe, Traurigkeit, Sehnsucht und Hoffnung erfüllen wird! Freude und Liebe gibt er uns in unser Herz, da wir Dich, Dominik, noch einmal sehen durften, dich berühren durften, dich küssen durften und ich danke diesem Tag, dass ich noch ein Mal Deine blauen Augen sehen durfte! Traurigkeit und Sehnsucht wird er für uns in unserer Seele beherbergen, da es das letzte Mal war, dass wir Dich real und so schön vor uns sahen und uns erst wieder sehen, wenn wir den selben Weg gehen wie Du! Hoffnung birgt er in unseren Gedanken dass wir uns eines Tages Wiedersehen und Dich in unsere Arme schließen können! Eines muss ich auch noch dazu festhalten. Wenn ich an diesem Tag schon so viel gewusst hätte, wie heute, wäre diese Verabschiedung nicht nur für eine halbe Stunde gewesen, sonder Du, unser geliebter Sohn, hättest Dich bei uns Zuhause verabschieden können. Doch zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch viel zu wenig, was wir dürfen oder nicht dürfen. Das erfährt man alles dann aus Büchern und Darstellungen aus dem Internet! Gesagt, zu dieser wichtigen Entscheidung, wurde uns gar nichts und die eigene Traurigkeit, in uns, gab diese Gedanken auch gar nicht frei. Wenn ich heute an diesen Tag denke, kommt mir alles wieder in den Sinn und geht mir durch den Kopf! Eigentlich geht es mir durch Mark und Bein und ich erlebe diesen Tag, vor meinen geschlossenen Augen, wieder und wieder und wieder!

Der Zeitpunkt der Verabschiedung wurde auf 15.00 Uhr, in der Aufbahrungshalle Pfaffendorf, festgelegt! Am Vorabend kamen auch noch Deine Freunde vorbei und wir fragten sie ob sie Dich auch noch ein letztes Mal sehen möchten und sich bei Dir verabschieden wollen. Wir ließen ihnen die Entscheidung frei. Auch Deine "Frau" Jenni und Ihre Mama waren da, so wie, Karsten, Verena, Roman, Jürgen, Christopha, Mario und Michael Holla. Karsten, Jürgen und Jenni sagten sofort zu. Roman sagte er könne das nicht, aber er kommt mit, wie auch Verena! Mario, Christopha und Michael hatten keine Zeit, denn sie mussten arbeiten. Wir sagten, den fünf jungen Freunden, dass sie um ca. 14.00 Uhr am nächsten Tag bei uns sein sollen. Sie hielten sich daran, Verena und die drei Burschen. Zuerst glaubten wir, Jenni würde nicht kommen, denn sie war nicht bei uns zu Hause, aber sie wartete schon vor der Aufbahrungshalle auf uns. Mama und ich, auch Deine Tante Evi war dabei, trafen dort um 14.45 Uhr ein, mit Deinen Freunden. Wir waren so Aufgeregt und nervös! Eigentlich waren wir auch irgendwie in Trance und schwach auf den Beinen, doch das rührte wahrscheinlich von unseren Pillen her, die wir an diesem Tag noch öfter nahmen, als heute. Dann kam die Chefin der Bestattungsfirma und sperrte den Eingang zur Halle auf und sagte uns wir sollen noch einen Augenblick warten bis sie soweit ist. Es dauerte nicht lange, da öffnete sich die Tür wieder und sie machte auch den zweiten Flügel auf und da sahen wir schon Dein Bett! Du lagst auf weißen Kissen und warst so schön, so rein, so jung! Viel zu jung, voller Leben, voller Kraft, voller Pläne! Wir gingen ganz schnell, eigentlich rannten wir zu Dir, Mama und ich, Tante Evi und Deine Freunde folgten langsam, denn sie hatten, wie ich glaube, ein wenig Angst! Du lagst da, vom Schein der Lichter umstrahlt, als würdest Du schlafen und jeden Augenblick öffnest Du die Augen und fragst uns was wir da wollen! Keine Verletzung war zu sehen, bis auf eine kleine Schramme an Deinem Kinn. Wir stürzten uns auf Dich, unter Tränen, küssten Dich, unter Tränen und in mir schrie es auf, dieses Gefühl der unsagbaren Liebe, dieses Gefühl der Ungerechtigkeit, dieses Gefühl der Hilflosigkeit! Ich strich Dir ständig über die Wangen, über Deine Augen, zog Deine Augenlider hoch um noch ein Mal das schöne Blau, Deiner Augen, zu sehen! Mama und ich wollten Dich wärmen, weil Du so kalt warst. Mama massierte Deine Füße und Hände. Alles war doch in Ordnung mit Dir, warum wirst Du nicht wach, warum werden wir nicht wach aus diesem Alptraum? Karsten und Jürgen kamen heran und strichen Dir über die Wangen, nur um Dich noch einmal zu spüren! Jenni trat hinter mich und ich musste ihr ein wenig Platz machen, denn sie hielt ein Stück von Dir in der Hand, dass sie Dir auf die Brust legte, mit zitternden Fingern! Dein geschenktes Herz mit der Kette die Du um Deinen Hals trugst! Mein Junge, schrie ich Innerlich, mein Sohn, DOMINIK!!! Dann legte sich, ganz leicht, eine Hand auf meine Schulter. Ich schaute zurück und durch verschwommene Augen, durch meine Tränen, sah ich es war die Frau vom Bestattungsunternehmen. Sie sagte ganz leise dass wir nun gehen müssten, doch wir hörten nicht hin. Ich streichelte weiter Deine Wange und legte meine Hand auf Deine Brust, doch nicht um Dich zu berühren, sonder um Dein Herz schlagen zu spüren, doch es war kein Herzschlag da! Das gibt es doch nicht, fragte ich mich, Du musst doch leben, so schön wie Du warst, mit Deiner natürlichen, rosa Wangenfarbe im Gesicht! Wenn Du nur aufgestanden wärst, mein Sohn! Doch Gott ist nicht gnädig, für mich kommt er nie wieder, so wie mein Sohn!

Heute, Dominik, würde ich Dir noch mein Herz geben, damit Du wieder lebst! Alles würde ich dem Teufel bieten, wenn es einen Vertrag gäbe dem ich ihm, mit Blut, unterschreiben muss damit Du, mein geliebter Sohn, wieder an der Seite Deiner Mama auf dem Sofa sitzt und Ihr zärtlich mit Deiner Hand durch die Haare fährst, sollte sie um mich weinen! Ja, Alles würde ich geben! Doch Wünsche sind wie Märchen, sie gehen meist nicht in Erfüllung! Unsere Familie war so glücklich, so verbunden, alles war perfekt! Scheiß Donnerstag, scheiß Nikolaus, scheiß Weihnachten, scheiß Glaube, scheiß Jahr! Alles war zu perfekt! Auch dieses Jahr verging der 12.12. in Deinem Sinne und wir waren, im Gedanken, mit dem Herzen und unserer ganzen Seele, bei Deiner Verabschiedung! Damals konnte Michael, Dein Bruder, nicht dabei sein, da er mit seinen schweren Verletzungen noch im Spital lag, doch heute steht Er mit uns an Deinem neuen Zuhause und verabschiedet sich auch, mit uns, von Dir! Drei Tage noch, dann war der Jahrestag Deines letzten Weges, der 15.12. 2013! Doch dieser Tag bedarf keiner Worte, denn dieser Tag ist schon in meinem ersten Buch niedergeschrieben, als Andenken an Dich!

 

Was bleibt, ist ERINNERUNG

 

Für mich, könnte ohne diesem Monat nachzuweinen, der ganze Dezember aus dem Kalender gestrichen werden. Es ist für uns und wird, solange wir Leben, der schlimmste Monat im Jahr für uns sein! Am 15. Dezember stehen wir, wie jeden Tag dieses Jahres, auch an Deiner Oase! Lautlos, ohne Worte, traurig, mit Tränen in den Augen und wie jeden Tag rasen die Gedanken durch mein Hirn und spielen mir, wie einen Stummfilm, unsere gemeinsame Zeit herunter. Die gemeinsame Zeit mit Dir, mein geliebter Sohn, Dominik! So wird es immer sein, so wirst Du immer sein, so werden wir immer beisammen sein! Du bist in mir und wir sind in Dir!

 

Jede Nacht wird Dunkel sein

und jeder Tag nur grau!

Sollte auch die Sonne scheinen

und auch der Himmel blau!

 

Dein Papa


DANKSAGUNG

 

Vor allem möchte ich mich bei meiner Frau, Annemarie, bedanken, dass sie mir die Zeit, für das Schreiben dieses Buches, geschenkt hat und auch für Ihre Eintragungen die sie mir zur Verfügung gestellt hat. Weiter möchte ich mich auch bei allen Freunden von Dominik bedanken, dass sie uns dieses ganze Jahr hindurch immer die Treue gehalten haben und uns immer in unseren schweren und traurigen Tagen ein wenig licht bringen!

Ich Bedanke mich aber auch bei Dominiks neuen Freunden und deren Eltern mit denen wir schon sehr stark mit Herz und Seele verbunden sind und mit Sicherheit werden wir uns Alle, wenn nicht hier auf Erden dann mit unseren Kindern in Ihrer neuen Heimat, Wiedersehen!

Einige Menschen werden dieses Buch lesen und ich hoffe Ihnen damit ein wenig Rat oder auch Vorschläge nahe gebracht zu haben, wie man als Betroffener mit seiner Trauer umgehen kann oder vielleicht finden auch sie einen neuen Weg um einen geliebten Menschen bei sich im Herzen aufzubewahren!

In herzlicher und seelischer Verbundenheit mit den vielen jungen Menschen die sich auch auf dem Weg in die neue Heimat befinden oder dort schon angekommen sind!

Josef Bilek